Hutchison fordert Wettbewerb: Roaming für große Mobilfunkbetreiber "super Geschäft"

Handy-Telefonieren im Ausland ist vor allem für die etablierten Mobilfunkanbieter des jeweiligen Landes ein "super Geschäft". Das meint zumindest Bernhard Wiesinger, Wettbewerbsexperte beim fünftgrößten heimischen Mobilfunkanbieter Hutchison ("3"). T-Mobile Österreicher-Sprecherin Manuela Bruck betont, dass vor allem in den klassischen Urlaubsländern wie Italien, Spanien, Griechenland und der Türkei mehr Preiswettbewerb im Roaming dringend angebracht wäre.

Nach Schätzung von Hutchison verdienen die großen Mobilfunkanbieter - in Österreich allen voran Mobilkom und T-Mobile - 15 bis 20 Prozent ihrer Umsätze aus jenen Kosten, die sie ausländischen Betreibern für Telefonate derer Kunden in Österreich gegenverrechnet. Dem gegenüber würden die "Roaming-Minuten" nur zwei Prozent des Gesamtvolumens ausmachen.

Laut EU-Kommission kosten Gespräche nach Deutschland aus Griechenland 87 Cent, aus Österreich dagegen 1,70 Euro. Den Grund für die hohen Preise und Umsätze ortet der Wettbewerbsexperte von Hutchison im mangelnden Wettbewerb. Verglichen mit dem Heimkundenmarkt seien die Anteile der Großen im Roamingbereich weit höher. "3" etwa habe in Österreich praktisch keine Roaming-Kunden, die ihr Netz nützten. Aber auch in Deutschland würden sich T-Mobile und Vodafone den Markt teilen, und in Griechenland würden sich genauso drei Anbieter den Markt teilen. Die Ankündigung der EU-Kommission, mehr Wettbewerb in die Roaming-Tarife bringen zu wollen, sei daher "jederzeit zu begrüßen", so Wiesinger.

Österreich im Mittelfeld
Dass die österreichischen Mobilfunker ausländischen Anbietern für Roaming zu teure Vorleistungen verrechnen würden, weisen die großen heimischen Betreiber klar zurück. "Wir sind sicher nicht die ersten in der EU, bei denen Handlungsbedarf besteht", sagte T-Mobile-Sprecherin Bruck. Österreichs Mobilfunker lägen hier im europäischen Vergleich im Mittelfeld. Das habe selbst die EU-Kommission bestätigt, betont man auch bei der Mobilkom.

EU-weit betrachtet sei es aber "an der Zeit, dass die Roamingpreise dem Wettbewerb ausgesetzt werden", räumt man auch bei T-Mobile ein. "Das kommt der ganzen Industrie zu gute", glaubt Bruck. Bei tele.ring zeigt man dagegen Verständnis für die Tarifschwankungen. "Bier kostet ja auch nicht in jedem EU-Land gleich viel", meinte Unternehmenssprecher Walter Sattelberger.

Tarife bereits deutlich billiger
Gleichzeitig betonen alle heimischen Mobilfunker, dass für die Kunden Handytelefonieren aus dem Ausland bereits deutlich billiger geworden sei. Man verhandle hart mit den Vertragspartnern. Letztendlich müsse man aber die Tarife des Vertragspartners "zuzüglich einer geringen Bearbeitungsgebühr von 25 Prozent" (Zitat One) an den Kunden weitergeben.

Nur T-Mobile hat bisher Pauschal-Tarife fürs Roaming zwischen 85 Cent und 1,99 Euro eingeführt und die Welt dafür in fünf Tarif-Zonen eingeteilt. "Damit haben wir die von der EU geforderte Transparenz bei den Endkunden-Tarifen bereits geschaffen", meint man bei T-Mobile. Die anderen Mobilfunkanbieter bieten auf ihren Internetseiten eine Übersicht über die Tarife und den günstigsten Tarifpartner im jeweiligen Zielland an. Außerdem gibt es für Vielreisende Zusatzpakete, die keine Tarifvereinheitlichung, aber eine generelle Tarifverbilligung mit sich bringen. (apa/red)