Das Sony Xperia 1 Test

Quo vadis, Sony? Mit neuem Format und neuer Namensgebung soll das Xperia 1 ganz vorn dabei sein. Doch trotz erstklassiger Ausstattung hinkt das Smartphone der Konkurrenz hinterher.

Neuer Formfaktor, neuer Name: Mit seinem diesjährigen Flaggschiff pfeift Sony auf die bisherige „XZ“-Nomenklatur. Stattdessen heißt das neue Top-Modell schlicht Xperia 1. Den Neuanfang einläuten soll vor allem das mit dem Xperia 10 schon in der Mittelklasse erprobte längliche 21:9-Format des Smartphones.

Neues und Altes

Durch den frischen Formfaktor fällt das 6,5-Zoll-Display sehr schmal und langgezogen aus – fast 17 Zentimeter misst es in der Höhe. Das ist auch der Entscheidung geschuldet, auf den Notch zu verzichten und die Frontcam klassisch über den oberen Displayrand zu setzen. Auch an allen physischen Tasten inklusive der Kamera-Taste hält Sony beim Xperia 1 fest, während andere Hersteller diese mehr und mehr reduzieren. Praktisch hingegen ist, dass der Fingerprint-Sensor seitlich am Gerät positioniert wurde. Bei den Anschlüssen beugt sich Sony dem Trend zum wegreduzierten 3,5-Millimeter-Audioanschluss. Verkabelte Kopfhörer können jedoch über einen mitgelieferten Adapter an der USB-Typ-C-Buchse angeschlossen werden.

Display im Querformat

Im Vergleich zum Vorgänger ist die Displayfläche um rund 30 Prozent größer. Durch die Designwahl liegt das Smartphone gut in einer Hand, mit dem Daumen gelangt man so aber erst recht wieder nicht ans gesamte Display. Die Funktion Side Sense, welche mit doppeltem Tippen an den Displayrand ein Schnellstartmenü mit den wichtigsten Apps öffnet, kann Abhilfe schaffen. Um sie zu öffnen, bedarf es aber einiger Übung, nicht immer gelingt das im Test gleich.

Das sogenannte CinemaWide-Format des Displays zielt auf Filmfans ab, denn die meisten Kinofilme werden im Format 21:9 gedreht. Hier punktet das Smartphone mit einer sagenhaft hohen Pixeldichte von 643 ppi, HDR-Unterstützung, gestochen scharfer Darstellung und riesigem Farbraum. Der
Kontrast ist zufriedenstellend, die Maximalhelligkeit könnte aber vor allem bei starkem Sonnenlicht noch höher ausfallen. Bei der Wiedergabe von Videos im herkömmlichen 4:3-Format, etwa von YouTube, greift das Design nicht wirklich, seitlich bleiben schwarze Balken zu sehen. Das stört nicht, fühlt sich aber
wie Platzverschwendung an. Ein Vorteil des länglichen Designs zeigt sich beim Multitasking, denn es ist so platztechnisch viel angenehmer, zwei Apps parallel zu bedienen. Auch beim Lesen scrollt man weniger.

Starke Performance

Sony verbaut im Xperia 1 leistungsstarke Komponenten. Der neueste Qualcomm-Prozessor Snapdragon 855 mit 2,8 GHz und starken 6 GB Arbeitsspeicher sorgt für Performance auf höchstem Niveau. Multitasking und aufwendige Smartphone-Spiele schafft das Xperia 1 spielend, und das zeigt sich nicht nur im täglichen Gebrauch. Sämtliche Benchmarks bescheinigen dem Kraftpaket leistungsmäßig einen Platz ganz vorn. Videos können in 4K-Qualität aufgenommen und bearbeitet werden. Dafür hat Sony gleich eine sehr kurzweilige App dazugepackt.

Von den 128 GB internem Speicher bleiben unterm Strich knapp 80 Prozent für Apps, Fotos und Videos frei, bei Bedarf lässt sich der Speicherplatz via microSD-Karte erweitern.
Gesprächsqualität und Klang sind ebenfalls sehr gut, und speziell beim Filmgenuss kann das Smartphone mit Dolby-Atmos-Soundqualität punkten.

In Sachen Ausdauer schneidet das Xperia 1 vergleichsweise mittelmäßig ab: Die Spitzenmodelle von Huawei und Samsung halten bei ähnlicher Ausstattung um einiges länger durch. Bei Dauerbelastung ist der Akku nach etwa acht Stunden leer, im Alltag kommt man auf zehn bis elf Stunden. Via USB-Typ-C-Kabel ist der Akku auch recht flott wieder nachgeladen. Einen weiteren Trend ignoriert Sony hier: Drahtloses Laden ist beim neuen Flaggschiff leider nicht möglich.

Solide Kamera

Beim Testen von Sony-Smartphones ist die Erwartungshaltung an die Kamera zugegebenermaßen stets recht hoch, ist der Hersteller doch seit Jahren unangefochten auf Platz eins in Sachen Kamerasensoren. Diese Technologie steckt auch in den Smartphone-Kameras der Konkurrenz; bei den eigenen Geräten schafft es Sony aber nie ganz, das Potenzial auszuschöpfen. So macht die Triple-Kamera des Xperia 1 – bestehend aus Weitwinkel-, Zoom- und Ultra-Weitwinkelobjektiv – grundsätzlich gute Bilder, aber eben nicht mehr. Je schwächer das Licht, desto mehr rauschen die Bilder, beim Porträt-Modus gibt es Luft nach oben. Unverständlicherweise können Fotos nicht im displayfüllenden 21:9-Format erstellt werden. Der günstigere Vorgänger Xperia X10 hat das hinbekommen. <<

Fazit: Das Sony Xperia 1 ist ein Powerpaket, geschnürt aus leistungsstarkem Prozessor, hochauflösendem OLED-Display und erstklassiger Verarbeitung. Die Akkulaufzeit ist okay, allerdings macht’s die Konkurrenz besser. Unterstützung für kabelloses Laden wäre schön gewesen. Abstriche gibt es bei der Fotoqualität: Die Kamera liefert zwar solide Bilder, könnte aber besser abschneiden. Das langgezogene Display bedient hauptsächlich Kinofilmfans, darüber hinaus ist es Geschmackssache. Für sich gesehen ist das Xperia 1 ein hochwertiges, schönes Gerät, für den aktuellen Preis müssen in der Praxis aber zu viele Abstriche gemacht werden.

Sony Xperia 1

➜ Display: 6,5" CinemaWide 4K HDR OLED (1.644 x 3.840) im Format 21:9
➜ Android 9 Pie
➜ 6 GB RAM, 128 GB Speicher
➜ Chip: Qualcomm Snapdragon 855
➜ Triple-Kamera: 3 x 12 Mpx, Frontkamera: 8 Mpx
➜ USB 3.1, USB Typ C, BT 5.0, NFC, Google Cast, microSD, DualSIM
➜ Wasserfest nach IP65/68
➜ 167 x 72 x 8,2 mm, 178 g
➜ Preis: ca. € 854,-