Samsung Galaxy Z Fold4 im Test

Samsung Galaxy Z Fold4 im Test

Samsung hat mit dem Galaxy Z Fold4 das Kunststück, ein Handy mit faltbarem Display zu bauen, zum dritten Mal wiederholt. Licht und Schatten des Foldable-Flaggschiffs im ersten Hands-on.

Was dem Tierfreund der Hund, ist für Technikaffine das Falthandy. Seit einem Jahr bin ich Besitzer eines Z Fold3, und mehr neugierige Blicke und Nach­fragen erntet man wohl nur mit einem glubsch­äugigen Welpen. 2019 gewann der südkoreanische Hersteller Samsung das Rennen um das erste Marken-Smartphone mit faltbarem Display, wenn auch mit Startschwierigkeiten: Der Verkaufsstart musste ob technischer Nachbesserungen verschoben werden. Die Reaktionen der globalen Community fielen gemischt aus, zu sehr litt Samsungs Prestige-Projekt noch unter Kinderkrankheiten, die die Freude über die Vorzüge des gewaltigen Displays schmälerten. Mittlerweile faltet Samsung bereits in vierter Generation und stellte Anfang August die Foldables 2022 vor – das Galaxy Z Fold4 und das kompaktere Z Flip4.

Was kann das neue Fold besser? Und brauchen Fold3-Benutzer ein Hardware-Upgrade?

Der Trick mit dem Knick

Das Fold4 ist wie sein Vorgänger richtig robust. Der Signature-Schmäh mit dem faltbaren Display ließ immer wieder Zweifel aufkommen, ob der Mechanismus langlebig genug ist, um alltagstauglich zu sein. Ich konnte in einem Jahr intensiver Nutzung am mächtigen Scharnier keinerlei Schwächen entdecken. Außergewöhnlich ist, dass die Fold-Reihe trotz des Faltmechanismus seit dem Vorjahr nach IPX8 wasserdicht ist und somit Tauchgänge bis zwei Meter Wassertiefe schadlos übersteht. Vorsicht ist in staubiger Umgebung geboten: Auch Nummer 4 ist leider nicht staubdicht – einmal ins Scharnier eingedrungener Dreck bleibt dort. Um die Kids am (Sand-)Strand mit Netflix ruhigzustellen, eignet sich das Phone also immer noch nicht. Laut Samsung soll das Scharnier aber mehr als 200.000 Mal Auf- und Zuklappen problemlos mitmachen: Selbst bei 100 Blicken auf das Hauptdisplay pro Tag bräuchte man fast fünf Jahre, um die Haltbarkeit des Faltscreens voll auszureizen …

Optisch kaum zu unterscheiden

Die jüngste Generation vom Vorgänger Fold3 zu unterscheiden, ist keine einfache Übung: Optisch gleichen sich die beiden Falthandys fast wie ein Ei dem anderen. Erst bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass der Newcomer etwas mehr als drei Millimeter kürzer geworden ist. In der Breite hat das Gehäuse zwei Millimeter zugelegt, die Ränder um das Display sind schmaler geworden, weshalb der Außenbildschirm des Z Fold4 im zugeklappten Zustand etwas weniger eng aussieht. Die Z-Reihe ist mit dem Samsung S Pen kompatibel, mit dem sich herrlich handschriftliche Notizen erstellen lassen. Auch kunstbegabte Menschen dürften mit dem nun 7,6 Zoll großen Display und dem vom Feeling her als richtiger Stift anmutenden S Pen ihre wahre Freude haben. Den Stift muss man jedoch gesondert mittragen, einen Slot à la Note gibt es im Gerät nicht. Da schaffen nur besser oder schlechter gelungene Handyhüllen Abhilfe, die über eine Stifthalterung verfügen.

Multitasking-Champion

Derzeit gibt es in puncto Multitasking am Smartphone wohl nichts Besseres als das Z Fold4. Bis zu vier Anwendungen können gleichzeitig auf dem Bildschirm angezeigt und herumgeschoben werden: einfach das Slide-Menü am Displayrand öffnen und die Anwendung an jene Stelle des Screens ziehen, wo sie angezeigt werden soll. Gleichzeitig Tabellen bearbeiten, online Essen bestellen, eine Partie Schach spielen, dazu Spotify und das Wiener Derby ohne Ton laufen lassen – Peanuts.

Kräftig aufgerüstet hat Samsung auch die Kamera: Nun gibt’s eine 50-Megapixel-Weitwinkellinse sowie eine 30-fach-Zoom-Linse, die zwar immer noch nicht an die Qualität eines S22 Ultra herankommen, aber selbst für ambitionierte Handyknipser mehr als ausreichend sind. Ich persönlich nutze mein Fold3 kaum zum Fotografieren, dafür liebe ich es, mir darauf die mit meiner Systemkamera geschossenen Bilder anzusehen. Fotos schauen, Filme streamen und Nachrichten (auch ohne Brille) lesen: Hier kann die Fold-Reihe – neben dem Multitasking – besonders punkten. Leider spiegelt das in Sachen Helligkeit etwas verbesserte Hauptdisplay im Sonnenlicht immer noch stärker als moderne Glasdisplays. Nach wie vor ist es durch eine vom Hersteller aufgebrachte Folie geschützt. Bleibt zu hoffen, dass die neue Schutzfolie besser hält als die alte – meine musste ich erst vor wenigen Wochen (kostenfrei) erneuern lassen.

Fazit: Das Foldable-Flaggschiff ist kein Handy für jedermann. Aber es ist ein wunderbares Stück Technik – das große, faltbare Display und der ultra­schnelle Prozessor garantieren Multitasking und Videostreaming vom Feinsten. Die Kamera wurde deutlich, Usability und Laufzeit nur etwas verbessert. Fold3-User können das Börsel getrost stecken lassen, Neueinsteiger sollten die nun deutlich billigere dritte Fold-Generation in Betracht ziehen.

Samsung Galaxy Z Fold4

» Snapdragon 8+ Gen 1
» 7,6"-Hauptdisplay, 6,2"-Frontdisplay (beide AMOLED & 120 Hz)
» 12 GB RAM, 256 GB Speicher
» 2 Weitwinkellinsen (50 & 12 MP), 1 x 10-MP-Zoom (3 x optisch, 30 x digital), 10-MP-Frontkamera, 4-MP-Under-Display-Kamera
» USB-C 3.1, WLAN ​ax, Bluetooth 5.2 (aptX), NFC, ANT+
» 4.400-mAh-Akku, Wireless Charging
» Dual-SIM, IPX8
» 155 x 67/130 x 15,8/6,3 mm
» 263 g
» Preis: ca. € 1.700,–

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