Samsung Galaxy Tab S3 und Microsoft Surface Pro im Test

Samsung Galaxy Tab S3 und Microsoft Surface Pro im Test

Android dominiert den Smartphonemarkt, Windows den PC-Markt. Bei Tablets treffen die zwei Betriebssysteme direkt aufeinander, teilweise gibt es sogar baugleiche Geräte mit Windows und Android. Als Käufer hat man die Qual der Wahl. Bevor man sich die diversen Tablets näher ansieht, sollte man sich daher für ein Betriebssystem entscheiden – beide haben ihre Vor- und Nachteile.

Der PC ist tot, die Zukunft gehört den Tablets! Schon seit ein paar Jahren gibt es immer wieder Stimmen, die das Ende der PC-Ära prophezeien, doch ganz so dramatisch ist es dann doch nicht gekommen. Tablets haben klassischen PCs und Notebooks zwar einige Marktanteile abgeknöpft, doch es sieht eher nach einer friedlichen Koexistenz als nach einer Verdrängung aus. Hinzu kommt, dass speziell im Windows-Lager vielfältige Geräte auf den Markt kommen, bei denen schwer zu sagen ist, wo das Tablet aufhört und das Notebook beginnt.

Mit rund 60 Prozent ist Googles Android Marktführer bei Tablet-Betriebssystemen, den Rest teilen sich Windows und iOS. Die Verkäufe von Android- und iOS-Geräten gingen zuletzt leicht zurück, während Windows-Tablets zulegen konnten. Wer auf der Suche nach einem neuen Tablet ist, kann unter den Android- und Windows-Geräten aus zahlreichen, teilweise auch sehr ähnlichen Modellen wählen. Wir haben uns die Stärken und Schwächen der beiden Betriebssysteme sowie der angebotenen Hardware angesehen und zeigen, welche Plattform sich wofür besser eignet. Als Grundlage dafür dienten die beiden aktuell wohl besten Tablets aus ihrer jeweiligen Welt – Samsungs Galaxy Tab S3 mit Android 7 und Microsofts Surface Pro (2017) mit Windows 10.

Das Samsung Galaxy Tab S3 ist mit seinem Snapdragon-820-Prozessor das schnellste Android-Tablet am Markt. Der AMOLED-Bildschirm bietet einen immensen Kontrast und unterstützt HDR-Darstellung, während vier Lautsprecher für einen guten Sound sorgen. 4 GB RAM, WLAN ac und USB 3.0 Typ C können sich sehen lassen, der 32 GB große Speicher hätte aber ruhig üppiger ausfallen können. Abgesehen davon gibt es an der Hardware und deren Verarbeitung mitsamt Gehäuse aus Aluminium und Glas nichts zu beanstanden. Der beiliegende „S Pen“ ermöglicht die Bedienung per Stift bzw. das Zeichnen und Erstellen von Notizen und arbeitet in der Praxis sehr präzise. Die ebenfalls getestete Cover-Tastatur ist optional erhältlich. Mit ihr lassen sich längere Texte deutlich bequemer eingeben als über die Bildschirmtastatur. Das ist besonders beim vorinstallierten Microsoft Office nützlich. Sehr gut ist die Akkulaufzeit, denn mit über zehn Stunden im gemischten WLAN-Betrieb kommt man locker über den Tag.

Microsofts neues Surface Pro spielt leistungsmäßig in einer anderen Liga. Je nach Ausstattung kann sich das Tablet problemlos mit vollwertigen Notebooks messen. Wer will, bekommt hier auch jede Menge schnellen SSD-Speicherplatz. Im Grunde kann man das Surface Pro als kompaktes Ultrabook ohne fixe Tastatur betrachten – Letztere gibt es optional dazu, sie wird magnetisch „angedockt“. Dank ausklappbarem Standfuß lässt sich das Surface Pro auch ohne Hülle aufstellen. Das ist auch nötig, denn aufgrund der Größe und des höheren Gewichts ermüdet man beim Halten des Windows-Tablets schneller als mit dem Galaxy Tab S3. Auch beim Surface Pro passen Bildschirm und Verarbeitung: Das LC-Display ist angenehm scharf und hell, während das Gehäuse inklusive Standfuß sehr robust und wertig wirkt. Schade: Den präzisen Eingabestift gibt es nicht serienmäßig dazu, er kostet rund 60 Euro extra. Die Akkulaufzeit ist hervorragend, mit aktiviertem WLAN hielt das Tablet im Office-Betrieb über elf Stunden durch.

Performance

Was die reine Hardware-Performance angeht, sind Windows-Geräte breiter aufgestellt. Die High-End-Modelle – wie das neue Surface Pro – sind dank Intels Core-Prozessoren Android-Tablets haushoch überlegen. Wer auf dem Tablet arbeitet, etwa Fotos editiert oder Videos schneidet, wird auf einem performanten Windows-Gerät deutlich schneller fertig sein. Der Nachteil ist, dass solche Geräte teurer als typische Android-Modelle sind. Außerdem sind günstige Android-Tablets durchaus brauchbar, während billige Tablets mit Windows eine meist unzureichende Leistung abliefern. Anders ausgedrückt: Gute Windows-Tablets eignen sich weitaus besser zum Arbeiten, sind dann aber um einiges teurer.

Software

Bei den Apps hat Android die Nase vorn. Praktisch jede App, die man am Android-Smartphone nutzt, kann auch am Tablet verwendet werden. Viele dieser Apps gibt es jedoch nicht für Windows. Aber: Auf Windows-Geräten laufen auch klassische Windows-Programme. Diese lassen sich per Touch-Eingabe allerdings nicht so gut bedienen wie mit Maus und Tastatur – die bei Bedarf dazugekauft werden können. Wer sich also rein auf die Apps beschränkt, ist mit einem Android-Gerät wie dem Galaxy Tab S3 besser dran. Will man „richtige“ Programme laufen lassen, führt kein Weg an Windows vorbei. Einen großen Vorteil bieten Win-Geräte beim Betriebssystem selbst: Während Windows-Updates für alle Tablets verfügbar sind, muss man bei Android hoffen, dass der jeweilige Hersteller eine neue Android-Version für sein Gerät bereitstellt. Und selbst wenn er das tut, ist meist nach ein bis zwei größeren Updates Schluss.

Bedienung

Grundsätzlich ermöglicht Android mehr Anpassungen. Die diversen Launcher bringen individuelle Bildschirmanordnungen und Gesten aufs Tablet, während man bei Windows eher bei der Vorgabe bleibt. Nach wie vor gibt es auf Windows-Tablets Bereiche, die sich nur schwer mit dem Finger bedienen lassen. Sobald man die Kachel-Oberfläche verlässt und tiefer in die Systemeinstellungen vordringt, empfiehlt sich der Einsatz von Maus und Tastatur. Für klassische Windows-Software gilt das sowieso. Daher gibt es für das Surface Pro etwa eine Cover-Tastatur mit integriertem Trackpad. Android ist hier komplett auf Touch-Bedienung ausgelegt und insgesamt zugänglicher. Wer ein Android-Smartphone nutzt, wird sich im Nu auch mit dem Android-Tablet zurechtfinden. Wer hingegen nur das „klassische“ Desktop-Windows kennt, wird mehr Zeit benötigen, bis er sich am Win-Tablet zurechtfindet. Auch Android-Geräte lassen sich mit Maus und Tastatur bedienen, so gibt es für das Galaxy Tab S3 als Zubehör ebenfalls eine Cover-Tastatur (ohne Trackpad). Doch nicht jede Geste lässt sich mit Maus und Keyboard nachstellen, sodass die Bedienung je nach App mal besser, mal schlechter klappt. Man merkt, dass Maus- und Tastaturunterstützung unter Android nachträglich dazugepackt wurden, das System aber für Touch-Eingaben optimiert ist. Ähnlich ist es bei Windows, wo die Touch-Oberfläche eine Art Aufsatz auf dem klassischen Desktop-System ist, wobei sich hier zumindest die im Store erhältlichen Windows-Apps gut mit dem Finger bedienen lassen. Die Bedienung per Stift – dem Galaxy Tab S3 liegt einer bei – ist unter Windows übrigens deutlich weiter verbreitet als unter Android.

Formfaktor

Bei der Displaygröße gilt: Android-Geräte sind meist kompakter – hier spielt sich das meiste im Bereich von 7 bis 10 Zoll ab –, während Windows-Geräte eher im Bereich von 10 bis 13 Zoll zu finden sind. Es gibt zwar auch einige Windows-Tablets mit 7 oder 8 Zoll, doch diese lassen sich nur mühsam bedienen – insbesondere wenn man den klassischen Desktop-Modus nutzt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Bildschirmformat. Modelle wie das Samsung Galaxy Tab S3 mit 4:3-Display sind die große Ausnahme, denn der Großteil der Android-Tablets setzt auf das 16:10-Format. Bei Windows-Tablets nutzt das Gros der Geräte ebenfalls das 16:10-Format, wobei in den letzten Jahren das weniger breite 3:2-Format, welches auch beim Surface Pro zum Einsatz kommt, an Popularität gewonnen hat. Das 3:2- und das 4:3-Format eignen sich besser zum Arbeiten mit Word-Dokumenten, zum Lesen von Büchern, aber auch zum Surfen, während das 16:10-Format seine Stärken vor allem bei der Wiedergabe von Filmen und beim Gaming ausspielt.

Zubehör

Zu den Basics zählen kabellose Bluetooth-Mäuse und -Tastaturen. Beliebt sind außerdem Schutzhüllen sowie Hüllen mit integrierter Tastatur. Hier kommt es darauf an, wie verbreitet ein Gerät ist. Für „Exoten“ findet man kaum passende Hüllen, stattdessen muss man sich mit Universal-Taschen begnügen. Bluetooth-Gamepads funktionieren ebenfalls mit beiden Plattformen und sorgen dafür, dass sich viele Spiele besser steuern lassen. Dann hätten wir noch USB-Sticks und externe Festplatten – eventuell benötigt man für diese noch einen passenden Adapter. Beim Galaxy Tab S3 und anderen Android-Tablets war es das auch schon mit dem Zubehör, abgesehen von weiterem „Kleinzeug“. Windows-Geräten steht hingegen die komplette Welt des PC-Zubehörs offen. Ob Drucker, Scanner, kabelgebundene Vieltastenmaus, hochauflösende Webcam, externes Blu-ray-Laufwerk oder Netzwerkadapter – solange das Gerät mit einem „normalen“ Windows-PC läuft, lässt es sich auch mit Surface Pro und Co einsetzen. Dabei wird man aber meist im klassischen Desktop-Modus arbeiten, d. h. idealerweise mit Tastatur und Maus oder wahlweise Trackpad.

Fazit: Wer bereits einen Windows-Laptop besitzt, dürfte in einem Android-Tablet wie dem Samsung Galaxy Tab S3 das bessere Zweitgerät finden. Die beiden ergänzen sich gut – gearbeitet wird am Laptop, auf der Couch am Tablet gesurft. Speziell was den schnellen Medienkonsum angeht – also Video-on-Demand-Angebote wie Netflix, Mediatheken, aber auch das Ansehen von Bildern und das Lesen von E-Books –, ist ein kompaktes und leichtes Android-Tablet die bessere Wahl. Auch Gelegenheitsgamer werden damit glücklicher, da die Auswahl an Titeln, die über den Touchscreen gespielt werden, ungleich größer ist als bei Windows. Wer hingegen regelmäßig längere Textdokumente schreiben, Fotos bearbeiten, Daten aus dem Web herunterladen oder Dokumente scannen – also produktiv arbeiten – will und mit dem Gedanken spielt, ganz auf einen weiteren PC zu verzichten, sollte sich eher nach einem Windows-Tablet umsehen. Bei all diesen Aufgaben sind das Surface Pro und andere Windows-Tablets Android-Geräten deutlich überlegen. Da man dabei allerdings unweigerlich bei klassischen Windows-Programmen landen wird, sollte man sich eine externe Tastatur sowie eine Maus gleich dazukaufen. Eine mögliche Alternative: Convertibles. Bei diesen Geräten kann die Tastatur abgenommen oder einfach um 360 Grad umgeklappt werden – somit hat man Tablet und Laptop in einem.

SAMSUNG GALAXY TAB S3

➜ 9,7"-AMOLED-Display (2.048 x 1.536 P.)
➜ Android 7.0, 4 GB RAM, 32 GB Speicher
➜ CPU: Qualcomm Snapdragon 820 (2x 2,15 & 2x 1,6 GHz)
➜ Kameras: 13 (hinten) & 5 Mpx (vorne)
➜ USB 3.0 Typ C, WLAN ac, Bluetooth 4.2
➜ microSDXC, GPS, Fingerprint-Reader
➜ 237,3 x 169 x 6 mm, 429 g
➜ Preis: € 643,–

MICROSOFT SURFACE PRO (2017)

➜ 12,3"-LC-Display (2.736 x 1.824 P.)
➜ Windows 10 Pro, 4/8/16 GB RAM, 128/256/512/1.024 GB SSD
➜ CPU: Intel Core m3, i5 oder i7
➜ Kameras: 8 (hinten) & 5 Mpx (vorne)
➜ USB 3.0, WLAN ac, Bluetooth 4.1
➜ microSDXC, Mini-DisplayPort, Surface Connect
➜ 292,1 x 201,4 x 8,5 mm, 766 g
➜ Preis: € 949,-

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