Philips Fidelio X2HR im Test

Philips Fidelio X2HR im Test

Der Fidelio X2HR von Philips ist ein wahrer Gentleman: Zurückhaltend bei Bässen und voll strahlender Höhen und Mitteltöne, eröffnet der High-End-Kopfhörer eine weite Bühne unverfälschten Musikgenusses.

Mit der Markteinführung der CD setzte ein Trend zur Qualitätsreduktion bei der Musikwiedergabe ein, der schließlich im MP3-Format gipfelte: Musikdateien wurden im oberen und unteren Frequenzbereich beschnitten und, derart verkleinert, für das massenweise Speichern auf mobilen Playern fit gemacht. Seit einigen Jahren beweisen jedoch High-Resolution-Audio-Formate, dass Qualität Zukunft hat. Immer mehr Künstler stellen ihre Musik auch in Studioqualität zur Verfügung, die jene der CD bei Weitem übertrifft. Die Fidelio-Reihe aus dem Hause Philips genießt in der audiophilen Welt einen hervorragenden Ruf: Schon der Fidelio X1 wurde 2012 von Kritikern in den Himmel gelobt, der 2014 gelaunchte Fidelio X2 konnte dieses Renommee gar noch ausbauen. Mit dem vor kurzem präsentierten X2HR liegt nun der jüngste Spross der Fidelio-Familie vor, der seinen großen Brüdern alle Ehre macht.

In der schwarzen Kartonverpackung befinden sich neben den Kopfhörern nur das Kabel, ein Miniklinken-Adapter für die Stereoanlage und ein Handbuch. Nach einer Aufbewahrungstasche, die das gute Stück während längerer Hörpausen vor Staub schützt, sucht man vergeblich. Der X2HR macht optisch ordentlich etwas her: Die Bügel sind mit Kalbsleder überzogen, die wuchtigen Ohrmuscheln erregen mit ihrem in Metall ausgeführten Gehäuse Aufsehen. Die 50-Millimeter-Neodym-Treiber bedienen den beeindruckenden Frequenzbereich von 5 bis 40.000 Hertz und qualifizieren den High-End-Kopfhörer somit für die Hi-Fi-Königsklasse High Resolution Audio. Spätestens beim ersten Aufsetzen der Headphones machen sich die superweichen Velours-Ohrpolster bemerkbar, die die nach hochauflösender Musik dürstenden Ohren geradezu umschmiegen. Dabei fällt auch gleich auf, dass das Textilkabel nicht im Hörer verbaut wurde, sondern einfach angesteckt wird. So kann das Kabel auch ohne Servicetechniker ersetzt werden.

Der Name der Modellreihe, nach Beethovens einziger Oper Fidelio, ist Anlass genug, dem X2HR zuallererst ein klassisches Menü zuzuführen. Karajans Version von Mozarts Requiem beginnt vorerst ganz leise, bis sie sich bereits im Adagio zu einem kräftigen, von Orchester und Chor inszenierten Wehklagen erhebt. Schnell wird klar, dass das vom Hersteller versprochene natürliche Hörerlebnis keine Flunkerei ist, wähnt sich der Hörer doch tatsächlich im Konzertsaal. Der Fidelio X2HR erweist sich durchwegs als Liebhaber akustischer Instrumente, deren Schönheit er durch die entwaffnende Ehrlichkeit seiner Hoch- und Mitteltöne strahlen lässt. Nach Sibelius’ Violinkonzert und Chopins Nocturnes ist es der klassischen Musik genug – zu groß ist die Neugier, wie sich das Testobjekt mit Pop, Rock oder R ’n’ B schlägt. Auch ist der Test ein willkommener Anlass, der Plattensammlung wieder einmal die Ehre zu geben, die dank Vinyl-Renaissance auch einige Stücke der jüngeren Vergangenheit beinhaltet. Egal ob Clapton aus den 70er-Jahren, Genesis aus den 80ern, Depeche Mode aus den 90ern oder Songs des neuen Jahrtausends von Adele, Amy Winehouse oder Rihanna – der X2HR besteht mit Bravour und überzeugt mit bestechender Präzision, die jedoch auf keinen Fall zu analytisch daherkommt. Wie ein Gentleman versucht er nicht, durch protzige Bässe Eindruck zu schinden, er glänzt, indem er die Musik zum Funkeln bringt. Wer nun denkt, Bässe seien nicht sein Ding, der irrt: Bei basslastigem Content zeigt der HR-Audio-Spezialist seine niederfrequenten Zähne, die kräftig zubeißen können. Aber eben nur so kräftig, wie vom Urheber erwünscht, und kein Pascal mehr.

Die Nennimpedanz von 30 Ohm und auch seine Dimensionen definieren den Fidelio X2HR als Kopfhörer für zu Hause – sein Platz ist an der Stereoanlage. Am Smartphone oder MP3-Player macht er zwar auch eine ganz gute Figur, vermag jedoch seine Stärken ohne Kopfhörerverstärker nicht auszuspielen. Auch das offene Akustikdesign, das den mehrschichtigen Membranen Bewegungsfreiheit einräumt und so eine noch bessere Soundqualität ermöglicht, spricht gegen den Einsatz in U-Bahn und Co, da die Klänge fast ungefiltert nach außen dringen.

Für Musik-Puristen ist der Fidelio X2HR die perfekte Wahl. Bass-Fetischisten hingegen sollten sich vielleicht doch anderweitig umsehen.

Philips Fidelio X2HR

➜ Ohrumschließender Hi-Res-Audio-Kopfhörer mit offenem Akustiksystem
➜ 50-mm-Neodym-Treiber, LMC-Membran
➜ Frequenzbereich: 5–40.000 Hz, Impedanz: 30 Ohm, Empfindlichkeit: 100 dB
➜ 3-m-Anschlusskabel mit 3,5-mm-Miniklinkenstecker, Adapter für 6,3 mm Klinke
➜ Preis: ca. € 350,–

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