Canon EOS R6 Mark II im Test

Canon EOS R6 Mark II im Test

Mit der neuen EOS R6 Mark II legt Canon im Rennen der spiegellosen Vollformat-Systemkameras nach und bringt ein schnelles Universalpaket auf den Markt, das vor allem mit zwei Eigenschaften mächtig punktet.

Die Tage der digitalen Spiegelreflexkameras sind gezählt. Mit Ausnahme einiger weniger High-End-Profigeräte ist es nur mehr eine Frage der Zeit, bis die Spiegel komplett verschwunden sind. Schließlich bieten spiegellose Vollformat-Kameras neuerer Generationen um ihren Preis unglaublich viel Performance. Die neue Canon EOS R6 Mark II, die wir eine Woche ausprobieren konnten, unterstreicht die These gleich doppelt.

So viel, so gut

Die technischen Highlights der spiegellosen Vollformat-Kamera sind ein 24,2-Megapixel-Bildsensor, ein interner Bildstabilisator und ein blitzschneller DIGIC-X-Bildprozessor, der für einen wirklich flotten und zuverlässigen Auto­fokus sorgt. Denn neben Haptik und Handling – an dieser Stelle sei gleich gesagt, dass die R6 Mark II hervorragend in der Hand liegt und sich auch besonders intuitiv bedienen lässt – kommt es heute vor allem auf die Qualität von Bildsensor und -prozessor respektive deren Software an. Diese Kombination ist bei aktuellen System­kameras schließlich auch das Unterscheidungsmerkmal, denn die rein technischen Daten sind recht ähnlich. In puncto Megapixeldiskussion hat sich die Situation etwas norma­lisiert – mittlerweile wissen auch Fotografie-Einsteiger: Mehr Pixel bedeuten nicht gleich bessere Fotos.

Mit ihren 24,2 Megapixeln hat die R6 Mark II genug Bildpunkte, um in jeder Situation gestochen scharfe Bilder abzuliefern. Das ist primär dem Bildsensor geschuldet, der nicht mit Pixeln überfrachtet ist, die Kamera schneller macht und bei schwierigen Lichtverhältnissen weniger Bildrauschen verursacht. Dadurch eignet sich die neue Canon vor allem für Actionszenen und Alltagssituationen.

Soll im Studio bei optimaler Ausleuchtung ein technisch perfektes Porträt aufgenommen werden, kann man ruhig zur 45-Megapixel-Cam greifen, stehen doch ausreichend Zeit und genug Licht zur Verfügung, um die vollen Pixel arbeiten zu lassen. Ist man aber als Content Creator oder Hobbyfilmer in der Stadt unterwegs, findet man selten die perfekten Rahmenbedingungen vor. Und da punktet die EOS R6 Mark II gleich mit zwei tollen Features. Zum einen ist das ihre Stärke, selbst bei wenig Licht noch wirklich rauschfreie und scharfe Fotos zu machen. Hier hilft der gute, kamerainterne Bildstabilisator, der auch Aufnahmen von einer Zehntel- bis Achtelsekunde möglich macht – ganz ohne Stativ. Fotografiert man im Automatikmodus, wählt die Kamera extrem sicher die richtigen Parameter aus, um in fast jeder Lebenslage das technisch bestmögliche Bild zu produzieren. Möchte man selbst eingreifen, lässt sich der ISO-Regler bedenkenlos bis 6400 drehen, ohne beim Betrachten der RAW-Files am Computer die Augen durch Bildrauschen zu überreizen. Theoretisch ließe sich der ISO-Wert bis 102.400 nach oben korrigieren, doch besteht der Bedarf dazu kaum bis gar nicht.

Fokussiert und motiviert

Der zweite Trumpf der R6 Mark II ist ihr schneller, sehr verlässlicher Autofokus in Kombination mit der superben Motiverkennung. Fotografiert man Menschen oder Tiere, findet die Software mit bestechender Treffsicherheit die Augen, fokussiert sie und behält sie auch im Fokus. Selbst wenn das Objekt der Schärfebegierde mal kurz hinter einem Baum oder Möbelstück verschwindet und wieder auftaucht, bleibt die Canon dran. Das mag für erfahrene Profifotografen weniger wichtig sein, doch Einsteiger und Amateure bringen damit in Summe deutlich bessere und schärfere Aufnahmen zustande – auch unter widrigsten Bedingungen. So wird das Fotografieren der Kids beim Sport oder beim Tollen mit dem Hund im Garten zum Kinderspiel.

Aus denselben Gründen ist die neue Canon EOS R6 Mark II nicht nur eine hervorragende System-Cam – auf der alle Canon-RF-Objektive verwendet werden können (mittels Bajonettadapter auch EF- und EF-S-Objektive) –, sondern auch eine richtig gute Videokamera. Mit einem wertigen Gimbal können unglaublich leicht tolle Aufnahmen gezaubert werden, ohne ständig Angst haben zu müssen, die Schärfe­einstellung zu verlieren. Die Canon schafft das mit einer beeindruckenden Sicherheit von selbst. Das macht die Kamera für jede Zielgruppe inte­ressant – ob Landschafts- oder Sportfotograf, semiprofessioneller Filmemacher oder enthusiastischer Hobbyknipser.

Zwei Tipps für Kaufentschlossene: bei der Objektiv-Wahl nicht sparen und auf lichtstärkere Modelle setzen, um das Potenzial der R6 Mark II auch ausnutzen zu können. Plus: für die zwei SD-Steckplätze Speicherkarten mit hohem Schreib- und Lesetempo wählen, um den Kamera-Speed bei 4K-Videos mit 60 fps oder 40 Fotos pro Sekunde nicht auszubremsen.

Fazit: Ein starkes Universalpaket ohne echte Schwächen und mit vielen coolen Features, die es Fotografen wie Filmemachern deutlich leichter machen, aus jeder Situation hervorragendes Bildmaterial herauszuholen. Besonderes Lob hat sich der Autofokus in Verbindung mit der Motiverkennung verdient – hier spielt die R6 Mark II fast in der Top-Liga mit, ist aber deutlich günstiger. Durch die breite Canon-Objektivauswahl kann man die neue EOS daher in jede Richtung für sich optimieren und bekommt ein tolles, bildgewaltiges Multitalent zum fairen Preis.

Canon EOS R6 Mark II

» Spiegellose Systemkamera
» 24,2-MP-Vollformat-Sensor und optischer Bildstabilisator
» 3"-LCD-Touchscreen, um 180° umklappbar
» 0,5"-OLED-Sucher mit Dioptrienausgleich
» Serie mit max. 40 Bildern/Sekunde
» 4K-Videos mit bis zu 60 Bildern/Sekunde
» USB-C 3.2, HDMI Micro, 2 x Miniklinke Stereo und E3-Schnittstelle, Multifunktions-Zubehörschuh
» WLAN ac, Bluetooth
» 2 SD-Karten-Slots
» 670 g (Gehäuse mit Akku und Speicherkarte)
» Preis: ca. € 2.800, –

  test