Canon EOS-1D X Mark III im Test

Canon EOS-1D X Mark III im Test

Profis, die sich auf Sport- oder Tierfotografie spezialisiert haben, benötigen eine lichtstarke Kamera mit möglichst hoher Serienbildgeschwindigkeit. Die Canon EOS-1D X Mark III stellt in diesem Segment das neue Maß aller Dinge dar.

So manch einer, der in einem Shop die EOS-1D X Mark III erblickt und dann auf das Preisschild schaut, dürfte sich ungläubig die Augen reiben: Über 7.000 Euro kostet die neue Spiegelreflexkamera von Canon – ohne Objektiv wohlgemerkt. Zugegeben, die Zielgruppe sind nicht Hobbyfotografen, sondern Profis. Wir wollten wissen, was eine derartige High-End-Digicam von günstigen Modellen unterscheidet, und haben sie uns deshalb zusammen mit dem Berufsfotografen Wolfgang Wolak näher angesehen.

Werkzeug für Profis

Während die breite Masse fast nur noch mit dem Smartphone knipst, benötigen Profifotografen richtige Arbeitsgeräte – Kameras mit großem Sensor und wechselbarem Objektiv. In der Vergangenheit hat kein Weg an Spiegelreflexkameras (DSLRs) vorbeigeführt, nun aber zeichnet sich auch im professionellen Bereich ab, dass die Zukunft den Systemkameras gehört. Um noch einmal zu zeigen, was aus den Modellen mit Spiegel herausgeholt werden kann, hat Canon die EOS-1D X Mark III auf den Markt gebracht.

Technik vom Feinsten

Allein Größe und Gewicht lassen keine Zweifel daran, dass die Mark III ein Arbeitswerkzeug ist. Schließlich gibt es kaum jemanden, der im Urlaub mindestens 2 kg (Gehäuse und Standard-Zoomobjektiv) überallhin mitschleppen will. Das Gehäuse besteht aus einer Magnesiumlegierung und ist durch Dichtungen vor Spritzwasser und Staub geschützt. Auch Stöße, Kratzer oder tiefe Temperaturen machen ihm nichts aus. Die wichtigsten Bedienelemente sind außerdem beleuchtet, sodass sie auch im Dunkeln gut zu erkennen sind.

Der Vollformatsensor löst mit 20,1 Megapixeln auf. Das klingt nicht nach viel und reicht laut Foto-Profi Wolak maximal für eine Magazin-Doppelseite, was aber mit dem Einsatzzweck der DSLR zusammenhängt. Durch die moderate Megapixel-Anzahl ist die Kamera weniger für detaillierte Landschaftsaufnahmen, Architekturfotografie oder riesige Plakate geeignet – sondern für Sportveranstaltungen, alle Arten von Rennen, Menschen und Tiere in Bewegung sowie die Repor­tagefotografie. Dementsprechend ist auch die Geschwindigkeit eines der Highlights der EOS-1D X Mark III. Sie schafft bis zu 20 Bilder pro Sekunde – keine andere Spiegelreflexkamera ist schneller. Gleichzeitig ist der Sensor überaus lichtempfindlich, was sowohl bewegten Motiven als auch Aufnahmen unter schlechten Lichtbedingungen zugutekommt. Dazu Wolfgang Wolak: „Ich habe mit 1.500 ISO fotografiert und es körnt fast überhaupt nicht aus. Die Fotos sind absolut spitze und weisen die Canon-typische, etwas wärmere Farbgebung auf.“

Unterstützt wird die Kamera von einem immens schnellen Deep-Learning-Autofokus. Dieser erkennt unterschiedliche Aufnahmesituationen und verfolgt sogar Gesichter, die hinter Brillengläsern oder einem Helmvisier versteckt sind.

Filmen in 5,5K

Längst vorbei sind die Zeiten, als Kameras nur zum Fotografieren verwendet wurden. Die EOS-1D X Mark III nimmt auch Videos auf, und zwar nicht nur in 4K mit 60 Bildern pro Sekunde, sondern auch im 5,5K-12-Bit-RAW-Format. Das sorgt für einen größeren Spielraum in der Nachbearbeitung sowie für natürlichere Farbabstufungen und mehr Dynamikumfang. Das eingebaute Stereo-Mikrofon nimmt nicht nur bei Videoaufnahmen Ton auf, sondern ist auch ein praktisches Tool, um beim Fotografieren Notizen ein­zusprechen – wie Infos zum Motiv oder Interviewpartner.

Features auf Expertenniveau

Der obligatorische optische Sucher zeigt das Geschehen im Gegensatz zu elektronischen Modellen absolut verzögerungsfrei und ohne Abweichungen zur Realität an – viele Systemkameras haben hier das Nachsehen, was DSLRs besonders bei schnellen Bildfolgen Vorteile verschafft. Darüber hinaus hat die Kamera einen 3,2 Zoll großen LCD-Touchscreen. Dieser ist weder schwenk- noch neigbar, was Profis wie Wolfgang Wolak aber nicht stört: „Wo sich nichts bewegt, kann auch nichts kaputt werden.“ In vielen Fällen wird außerdem über den HDMI-Ausgang sowieso ein externer Monitor dran­gehängt, über den das Geschehen vor der Kamera beobachtet wird.

Bei der Speicherung der Daten setzt Canon ebenfalls auf hochwertige Hardware. Während in Consumer-Cams ein „gewöhnlicher“ SD-Kartenslot verbaut ist, sind es in der EOS-1D X Mark III zwei CFexpress-Slots. Warum gleich zwei? „Zur Sicherheit“, erklärt uns Fotoreporter Wolak. „Bei einem wichtigen Shooting ist mir einmal eine Karte eingegangen und ich hatte keine zweite in der Kamera. Seitdem bin ich immer nur mit zwei Karten unterwegs.“ Werden zwei Speicherkarten in die Kamera eingelegt, erfolgt die Speicherung parallel. Sollte eine Karte ausfallen, sind die Aufnahmen immer noch auf der zweiten zu finden.

Die passenden Speicherkarten schaffen Lese- und Schreibgeschwindigkeiten von bis zu 4.000 MB/s. Dieser Speed und die große Pufferkapazität stellen sicher, dass die hohe Serienbildrate selbst nach Hunderten von Bildern nicht abbricht. Das hat aber seinen Preis: Die günstigste 128-GB-CFexpress-Karte kostet knapp über 100 Euro. Zum Vergleich: Eine 128 GB große SD-Karte gibt es bereits um 20 Euro.

Was die Konnektivität angeht, ist die Kamera klar auf ein professionelles Arbeitsumfeld zugeschnitten. Neben einem USB-Typ-C-Anschluss bietet die High-End-DSLR auch integriertes WLAN und Bluetooth, sodass sich Bilder kabellos übertragen lassen und die Spiegelreflexkamera fernsteuern lässt. Darüber hinaus hat sie einen LAN-Anschluss, über den sich Aufnahmen schnell und störungsfrei an einen Server übertragen lassen.

Besonders beeindruckend ist die Akkureichweite – bis zu 2.850 Fotos lassen sich mit der EOS-1D X Mark III schießen. In der Praxis sind es sogar noch mehr, da bei dem Wert auch Zeiten zum Begutachten der Fotos auf dem Bildschirm eingerechnet sind. Neigt sich der Akkustand dann doch einmal dem Ende zu, wird mit nur wenigen Handgriffen der Akku getauscht. Und nein, hierzu muss man die Kamera nicht vom Stativ abschrauben, eine fummelige Klappe auf der Unterseite öffnen und den Akku herausdrücken. Bei der Profi-DSLR befindet sich auf der Seite ein kleiner, drehbarer Griff. Er wird umgeklappt, um 90 Grad gedreht, und schon lässt sich der Akku herausziehen. Der Akkuwechsel dauert so keine zehn Sekunden.

Frei anpassbare Bedienung

Auf der Rückseite fällt auf, dass diverse Bedienelemente wie der Joystick oder der neue Smart-Controller doppelt vorhanden sind. Auf diese Weise erreicht der Fotograf stets alle wichtigen Tasten und Regler – ganz gleich, ob er die Kamera im Quer- oder im Hochformat hält. Dank der vielen Tasten spart man sich den Weg ins Menü. Alle wichtigen Einstellungen sind direkt erreichbar. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, fast alle Tasten und Rädchen den eigenen Wünschen entsprechend anzupassen. Sogar das Bildschirmmenü lässt sich individualisieren.

Gänzlich neu sind die AF-ON-Tasten. Sie sehen wie herkömmliche Joysticks aus, funktionieren aber wie ein Touchpad. Mittels Wischen lassen sich damit die Autofokus-Felder hin- und herbewegen. Für unseren Profi-Tester Wolfgang Wolak „ein tolles Feature“, das aber ein wenig Eingewöhnung braucht.

Fazit: Die Canon EOS-1D X Mark III ist ein ausgereiftes Arbeitswerkzeug für Berufsfotografen, das laut Wolfgang Wolak wahrscheinlich den krönenden Abschluss der Spiegelreflex-Ära darstellt. Da der Markt sich klar in Richtung Systemkameras bewegt, könnte die neue Canon tatsächlich eine der letzten großen DSLR-Kameras sein. Unser Experte war von der Kamera sichtlich beeindruckt und fand nur einen erheb­lichen Makel: den hohen Preis. Profis, die den optischen Sucher schätzen und die hohe Investitionssumme nicht scheuen, bekommen mit der Mark III ein absolutes Power-Werkzeug für Sport-, Tier- und Low-Light-Fotografie.

Canon EOS-1D X Mark III

➜ 20,1-Mpx-CMOS-Vollformatsensor
➜ Canon-EF-Objektivbajonett
➜ Reihenaufnahmen mit bis zu 20 B/s
➜ ISO 100–102.400, Dual-Pixel-CMOS-AF
➜ 3,2"-Touchscreen (2,1 Mio. Bildpunkte)
➜ 5,5K-RAW-Video, Mikro, GPS, WLAN
➜ 158 x 163,6 x 82,6 mm, 1.250 g
➜ Preis: ca. € 7.300,-

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