Huawei Watch vs. Samsung Gear 2

Huawei Watch vs. Samsung Gear 2

China versus Korea, Huawei gegen Samsung. Die beiden IT-Riesen kämpfen mit zwei neuen Smartwatches um Marktanteile. Beide Uhren setzen auf elegantes, klassisches Design – aber im Detail unterscheiden sie sich gewaltig, nicht zuletzt wegen ihrer Betriebssysteme.

Dass smarte Uhren nicht wie fade Mini-Computer für den Unterarm aussehen müssen, haben in den letzten Monaten bereits einige Hersteller bewiesen. Auch Huawei und Samsung legen bei ihren neuen Smartwatches großen Wert auf die Optik. Beide bieten einen runden Bildschirm, verbinden sich per Bluetooth mit dem Smartphone und sorgen dafür, dass man dieses seltener aus der Tasche holen muss. Nachrichten, eingehende Anrufe und Mails werden direkt auf der Uhr angezeigt, außerdem unterstützen die Geräte Apps und dienen als Schrittzähler, Pulsmesser und Fernbedienung für den MP3-Player.

Huaweis Watch zählt zu den teuersten Android-Uhren am Markt, sie ist aber auch eine der edelsten. Der Preis beginnt bei 399 Euro. Dafür bekommt man ein Lederband, ein Edelstahlgehäuse sowie Saphirglas. Die Varianten mit Gliederband, Netzarmband und andersfärbigem Gehäuse sind teurer. Je nach Kombination reicht das Aussehen von dezent-klassisch bis zu auffallend-protzig. Bei der Gear S2 hat man die Wahl zwischen der schlichten Standard- und der Classic-Version (rechts abgebildet). Erstere gibt es in Dunkelgrau oder Weiß, letztere nur in Schwarz. Am Arm wirkt das abgerundete Gehäuse der Gear S2 dezenter als das ähnlich hohe, aber kantige Gehäuse der Huawei Watch.

Beide Uhren-Displays bieten einen hohen Kontrast und satte Farben. Auf der Watch lassen sich Nachrichten durch die höhere Auflösung besser lesen. Ein Nachteil der Huawei-Uhr: Im Gegensatz zur Gear S2 hat sie keinen Helligkeitssensor. Die Helligkeit muss manuell geregelt werden – das ist mühsam. Bei der Akkulaufzeit kommt man nur mit Mühe auf zwei Tage, erst recht, wenn man den bei beiden Modellen vorhandenen „Always On“-Modus nutzt.

Für gewöhnlich schaltet sich der Bildschirm nämlich nach einigen Sekunden ab. Ist Always On aktiviert, wechselt er stattdessen in eine akkuschonende Minimal-Ansicht (weiße Zeiger auf schwarzem Hintergrund). Das ist auch empfehlenswert, denn sonst muss man entweder den Arm hochheben und ihn zum Gesicht drehen oder den Bildschirm berühren, damit dieser angeht. Samsungs Gear S2 leistete sich hier einen Fehler: Bei einem der vorinstallierten Watchfaces (so werden die dargestellten digitalen Ziffernblätter genannt) wanderten die Zeiger in der Minimalansicht nicht weiter.

Wo Samsung wirklich tolle Arbeit geleistet hat, ist bei der Bedienung: Die Lünette (ein drehbarer Ring rund ums Display) dient zur Auswahl der Apps bzw. zum Durchblättern der Bildschirmseiten. Geöffnet werden die Apps per Fingertipp, während es für „Zurück“ und „Home“ zwei seitliche Tasten gibt. Alternativ kann man auch nur den Touchscreen verwenden. Nach kürzester Zeit hat man sich an die Auswahl über die Lünette gewöhnt. Die Bedienung ist eingängig und unkompliziert, außerdem verdeckt man mit den Fingern nicht den Bildschirm. Android Wear ist deutlich weniger intuitiv und optisch auch weniger schick in Szene gesetzt. Hier wird ausschließlich gewischt und getippt, mit der einzig vorhandenen Taste auf der Seite kommt man zurück zur Uhr-Ansicht.

Das Hauptunterscheidungsmerkmal der beiden Kontrahenten ist ihr Betriebssystem. Bei der Huawei Watch ist es Android Wear, bei Samsungs Gear S2 Tizen. Die Tizen-Uhr erfordert speziell dafür angepasste Apps, von denen es noch nicht sonderlich viele gibt. Außerdem kann man mit ihr keine Google-Dienste wie Google Health oder Google Maps nutzen, lediglich der Erhalt von Gmail- und Hangouts-Nachrichten ist möglich. Überhaupt arbeitet die Uhr nur mit Android-Handys ab Android 4.4 und mindestens 1,5 GB RAM. Die Huawei Watch gibt sich offener: Sie unterstützt nicht nur Android-Smart-phones, sondern auch das iPhone.

Das nicht unbedingt befriedigende Fazit: Die Entscheidung für eine der beiden Uhren ist auf jeden Fall mit einem Kompromiss verbunden. Die Huawei Watch sieht edel aus, hat den größeren Bildschirm und die spannenderen Apps, lässt sich aber weniger komfortabel bedienen. Samsungs Gear S2 trägt sich angenehmer und bietet das bis dato beste Bedienkonzept einer Smartwatch. Das Manko der geringen App-Auswahl wiegt jedoch schwer. Es lässt sich auch nicht abschätzen, ob genug Entwickler Tizen berücksichtigen werden. Kommt man mit dem Funktionsumfang und den vorinstallierten Apps aus, ist die Gear S2 eine gute Wahl.

Huawei Watch

➜ 1,4-Zoll-AMOLED-Display
➜ Auflösung: 400 x 400 Pixel
➜ Android-Wear-OS, 4 GB Sp.
➜ CPU: 4x 1,2 GHz, 512 MB RAM
➜ Bluetooth, WLAN, Pulsmesser
➜ Gehäuse: 42 x 42 x 11,3 mm
Preis: ca. € 350,-

Samsung Gear S2

➜ 1,2-Zoll-AMOLED-Display
➜ Auflösung: 360 x 360 Pixel
➜ Tizen-OS, 4 GB Speicher
➜ CPU: 2x 1 GHz, 512 MB RAM
➜ Bluet., NFC, WLAN, Pulsm.
➜ Gehäuse: 42,3 x 49,8 x 11,4 mm
Preis: ca. € 240,-