LG SP11RA im Test

Jahrelang wurden Soundbars als fauler Kompromiss und ihre Käufer als Feinde der Heimkino-Kultur bezeichnet – doch LG beweist mit seinem 770-Watt-Flaggschiff SP11RA, dass diese Zeiten endgültig vorbei sind.

Genau genommen handelt es sich hier um keine bloße Soundbar, schließlich gehören ein kabelloser Subwoofer und zwei Wireless-Rear-Lautsprecher zum Lieferumfang. Letztere sind, genau wie die Soundbar, mit nach oben gerichteten Treibern ausgestattet, um ein raumfüllendes 7.1.4-Kanal-Erlebnis mit Dolby Atmos und DTS:X zu ermöglichen. Das kompakte Home-Cinema-Set punktet außerdem mit Meridian-Audiotechnologie, AI-Raumkalibrierung, Hi-Res-Audio, Sprachsteuerung, Streaming-Services ... Die Feature-Liste ist beeindruckend, doch letztlich zählt nur, wie gut das System klingt und ob es sich nahtlos ins Wohnzimmer einfügen lässt.

Die Installation gestaltet sich überraschend einfach: Die Soundbar wird mit dem TV verbunden, die Rücklautsprecher und der Subwoofer müssen lediglich an die Steckdose. Das LED-Display der Soundbar bestätigt umgehend, dass sich die Komponenten automatisch erkannt und vernetzt haben. Damit ist das System tatsächlich schon einsatzbereit. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, wie umständlich sich die Installation mancher kabellosen Surround-Systeme gestaltet.

Raumfüllender Klang

Wir lassen ein paar Dolby-Atmos-Demos laufen, bevor wir die AI-Raumkalibrierung vornehmen, und der erste Testlauf stimmt sehr optimistisch. Die automatische Einmessung wird über die LG-Sound-Bar-App gestartet, welche glücklicherweise keine Registrierung erfordert. Es gibt schließlich nichts Schlimmeres, als während der Jungfernfahrt eines neuen Spielzeugs mit der umständlichen Einrichtung eines Online-Kontos zu kollidieren. Ein Blick in die Anleitung verrät, dass kein Einmessmikrofon nötig ist, weil gleich zwei Schallabnehmer in der Soundbar stecken. Eine bequeme, aber unkonventionelle Lösung, denn eigentlich sollte der Sound während der Kalibrierung an der Hörposition des Zuschauers gemessen werden. Neugierig durchlaufen wir den automatischen Prozess und können tatsächlich eine Verbesserung feststellen.

Die klangtechnische Performance ist beeindruckend und überzeugt nicht nur beim Genuss von Surround-Inhalten mit wahrer Größe. Die Dolby-Atmos-Tonspur von „Godzilla vs. Kong“ wird mit unverfälschter Klarheit präsentiert, und selbst in chaotischen Actionszenen, wenn sich die Riesenmonster gegenseitig mit Kampfjets bewerfen, bleiben feinste Details hörbar. Hier machen sich auch die vier Upfiring-Treiber bemerkbar, welche die Schallwellen nach oben feuern, um sie von der Zimmerdecke reflektieren zu lassen. Der Höheneffekt ist nicht so ausgeprägt wie mit echten Deckenlautsprechern, aber dennoch bemerkenswert. In „Cyberpunk 2077“ starten wir eine Schießerei in einem Club, wo uns die Kugeln buchstäblich aus allen Richtungen um die Ohren fliegen, während über unseren Köpfen treibende Technomusik aus virtuellen Boxen dröhnt.

Während man bei klassischen 5.1- oder 7.1-Systemen nur horizontal beschallt wird, hat man hier das Gefühl, in einer Kugel zu sitzen, die komplett aus Lautsprechern besteht. Natürlich spielt auch der Raum selbst eine Rolle, denn ein Wohnzimmer mit Dachschräge ist für diese Art der Schallreflexion genauso ungeeignet wie ein Industrie-Loft mit fünf Meter hohen Decken.

Ausgewogene Performance

Das System klingt stets ausgewogen, ganz gleich, ob Filme, Games oder Musik zugespielt werden. Bei basslastiger Musik wummert der Sound ordentlich, ohne zu schwammig zu werden. Kurz: Ein Fest für Freunde der knackigen, akzentuierten Wiedergabe! Um den Raum zum Beben zu bringen und die Vitrine in den Vibrationsmodus zu versetzen, braucht es allerdings eine Anlage mit größerem Subwoofer. Sehr ansprechend finden wir die Optik, auch wenn der Plastikanteil recht hoch ist. Die schlanke Soundbar passt unter jeden TV-Bildschirm und das dezente Schwarz zu unterschiedlichen Einrichtungskonzepten. Die handliche Fernbedienung wirkt ebenso schlicht und elegant, wobei das System auch mit der Fernbedienung des TVs gesteuert werden kann.

Fazit: Das Soundsystem liefert ein dynamisches und außergewöhnlich detailliertes Klangbild, das Filme, Games und Musik auf beeindruckende Weise zum Leben erweckt und den Medienkonsum enorm bereichert. Weniger schön: Auf ein On-Screen-Menü verzichtet die Soundbar ebenso wie auf HDR10+Passthrough. Letzteres fällt aber kaum ins Gewicht, da HDR10, HLG and Dolby Vision unterstützt werden.

LG SP11RA

» 12-Kanal-System mit 770 Watt Leistung
» 4K/120 Hz mit eARC
» WLAN & Bluetooth
» High-Res-Audio mit bis zu 24 Bit/192 kHz
» Dolby Atmos & DTS:X
» Chromecast, Spotify Connect, AirPlay 2, Amazon Alexa, Google Assistant
» Preis: ca. € 1.200,–