Valve Steam Deck im Test

Valve Steam Deck im Test

Das neue Valve Steam Deck ist nicht der einzige PC-Gaming-Handheld auf dem Markt, aber zweifellos der erste mit Massenpotenzial.

Seit Jahren versuchen unterschiedliche Hersteller, mit ihren Handheld-Gaming-PCs eine breite Marktdurchdringung zu erreichen, ganz gleich, ob GPD WIN 3, OneXPlayer 1S oder AYA NEO 2021 Pro. Dass es bisher keinem dieser Geräte gelungen ist, ein großes Publikum zu erobern, liegt vor allem am Preis, der in der Regel weit über 1.000 Euro liegt. Statt so viel Geld in einen Handheld zu investieren, greift die Zielgruppe lieber zu etablierten Gaming-Notebooks. Valve hat die Zeichen der Zeit erkannt und mit dem Steam Deck eine Alternative im Gepäck, die bereits ab rund 400 Euro zu haben ist. Der linux-basierte Handheld-PC ist mit Windows-Spielen kompatibel und bietet direkten Zugriff auf die gigantische Steam-Bibliothek. Für Nutzer der weltweit größten digitalen Verkaufsplattform für PC-Spiele ist das Steam Deck die perfekte Möglichkeit, ihre bereits erworbenen Games ohne Zusatzkosten auch unterwegs zu genießen.

Gedämpfter Enthusiasmus

Die Vorfreude aufs Steam Deck war riesig, doch schon nach wenigen Tagen mit dem Gerät folgte die Enttäuschung. Unsere Steam-Bibliothek umfasst mehrere hundert Titel, aber nur die wenigsten davon sind mit dem Handheld kompatibel. Dass die Zahl der „Steam Deck Verified“-Spiele täglich wächst, ist nur ein schwacher Trost, wenn persönliche Lieblingstitel gar nicht oder nur über Umwege laufen. Das nervtötende Lüfter­geräusch ist ein weiterer Dämpfer und macht die Nutzung von Kopfhörern quasi zur Pflicht. Der Touchscreen – er ist weder besonders hell noch kann er bei Kontrast oder Farbwiedergabe wirklich beeindrucken – ist ebenfalls Ansichtssache.

Gleichwohl wirkt es beinahe wie Hexerei, aufwendige Blockbuster wie God of War, Forza Horizon 5 oder Elden Ring auf einem Handheld zu genießen. Möglich macht das ein Custom-Chip, dessen Performance sich nicht vor kostspieligen Gaming-Notebooks verstecken muss. Valve ist es gelungen, ein herausragendes Leistungs­niveau mit einem unschlagbaren Preis zu verbinden. Umso bemerkenswerter sind die ausgefeilten Eingabemöglichkeiten. Steam Deck verfügt nicht nur über zwei Analogsticks, ein digitales Steuerkreuz und zahlreiche Aktionstasten, sondern auch über Gyrosensoren sowie berührungsempfind­liche Felder unterhalb der Sticks. Damit lassen sich sogar Spiele steuern, die für die Nutzung mit Maus und Tastatur konzipiert wurden.

Viel Potenzial

Die Vielseitigkeit des Steam Deck ist ebenfalls bemerkenswert, schließlich handelt es sich um einen tragbaren PC, auf dem sogar Windows installiert werden kann. Wer möchte, schließt Maus, Tastatur und Bildschirm an, um den Handheld wie einen Desktop-Computer zu betreiben. Obwohl das Steam Deck noch nicht lange auf dem Markt und nur in begrenzten Stückzahlen verfügbar ist, schart es bereits eine kreative Community um sich, die ständig an neuen Software-Lösungen und Tweaks feilt. Wenn es einer neuen Hardware-Plattform so mühelos gelingt, die Leidenschaft der Early Adopter zu entfachen, ist das immer ein gutes Zeichen.

Valve hat mit dem Gerät also definitiv einen Nerv getroffen und den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft gelegt. Allerdings täuscht das nicht über die Tatsache hinweg, dass sich der vielseitige Handheld eher wie ein Prototyp anfühlt. Zum einen, weil das Gehäuse sehr klobig wirkt, und zum anderen, weil die Benutzeroberfläche noch zahlreiche Macken hat. Von der makellosen Plug-and-play-Erfahrung einer Nintendo-Switch-Konsole ist das Steam Deck meilenweit entfernt. Regelmäßig wurden wir mit Fehlermeldungen und Abstürzen konfrontiert, was natürlich auch damit zusammenhängt, dass sich Bildrate, GPU-Takt­frequenz und sogar die Prozessorleistung den eigenen Wünschen anpassen lassen. Das Steam Deck ist eben kein hermetisch abgeriegeltes Friss-oder-stirb-System, sondern eine erstaunlich flexible Plattform, die ihren Besitzern beinahe uneingeschränkte Möglichkeiten bietet – und somit ein großer Schritt in Richtung Demo­kratisierung des mobilen Gaming-PCs.

Fazit: In seiner jetzigen Form ist der Handheld nur PC-Gaming-Enthusiasten zu empfehlen. Er zeigt aber eindrucksvoll, wo die Reise hingeht. Wenn Valve bei der Entwicklung des bereits angekündigten Steam Deck 2 die restlichen Macken ausbügelt, könnte das den
Handheld-Markt fundamental verändern.

Valve Steam Deck

» CPU & GPU: AMD Zen, 2,4 bis 3,5 GHz & 8 RDNA-2-CUs, 1,0 bis 1,6 GHz
» Speicher: 64 GB eMMC, 256 GB bzw. 512 GB NVMe-SSD, 16 GB RAM (5.500 MT/s)
» 7"-LCD-Touchscreen, 1.280 x 800 P., 60 Hz
» 4K-Videofunktion
» WLAN ac, BT 5.0
» 298 x 117 x 49 mm
» 669 g
» Preis: ca. € 400,–

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