Sony PlayStation Classic im Test

Sony PlayStation Classic im Test

Mit der PlayStation Classic hat nun auch Sony eine alte Konsole im MiniFormat neu herausgebracht. Zwar sind 20 Spiele vorinstalliert, doch fehlen Game-Hits, und auch bei der Software wurde gepatzt.

Nach dem Erfolg des NES und des SNES Classic Mini von Nintendo – beides Neuauflagen älterer Videospielkonsolen im Kleinformat – dachte man sich bei Sony wohl: Das können wir auch! Gesagt, getan. Seit wenigen Wochen ist die PlayStation Classic auf dem Markt, eine verkleinerte Version der allerersten PlayStation aus dem Jahr 1994. Spiele-Discs kann man keine einlegen, dafür sind 20 Games vorinstalliert, die von der Konsole per Emulator zum Laufen gebracht werden. Wir haben die PlayStation Classic einem Praxistest unterzogen.

Hardware-Nostalgie

Beim Anblick der detailliert nachgebauten Hardware dürften Retro-Fans sofort in Erinnerungen schwelgen. Alle Details der Ur-PlayStation sind auch bei der Classic vorhanden – nur dass sie eben kleiner sind. Die beiden mitgelieferten Controller haben hingegen die Originalmaße und werden über ein rund 140 cm langes Kabel mit der Konsole verbunden. Die Stecker sehen ebenfalls aus wie damals, dahinter verbergen sich aber handelsübliche USB-Anschlüsse. Auch die restlichen Anschlüsse sind up to date: Mit dem Fernseher wird die PlayStation Classic via HDMI verbunden, die Stromversorgung erfolgt über ein nicht im Lieferumfang enthaltenes MicroUSB-Netzteil.

Lieblose Software

In der kleinen Konsole sind 20 Games in Form von ROMs (Spiele-Abbilder) vorinstalliert. Die Auswahl ist okay, so finden sich darunter Hits wie Final Fantasy VII, Metal Gear Solid, Resident Evil Director’s Cut, Tekken 3, Rayman und Ridge Racer Type 4. Gleichzeitig hat Sony aber auch weniger populäre Titel wie Intelligent Qube, Jumping Flash!, Mr. Driller oder Super Puzzle Fighter II Turbo inkludiert, während bekannte Hits wie Gran Turismo, Wipeout, Tomb Raider, Tony Hawk’s Pro Skater 2, Crash Bandicoot oder Spyro the Dragon fehlen.

Ein weiterer Nachteil, für den Sony jedoch nichts kann: Vieles davon sind frühe 3D-Spiele, welche weitaus schlechter gealtert sind als die 2DPixel-Games von NES und SNES. Während Letztere optisch auch heute noch einen gewissen Charme versprühen, sehen einige der 3D-Spiele einfach nur bescheiden aus.

Auch die Emulation der Spiele funktioniert nicht perfekt. Manche Games laufen nicht in ihrer Originalgeschwindigkeit, ruckeln, wirken verwaschen oder haben gelegentlich Grafik- und Soundfehler – hier wäre mehr drin gewesen.

Dass die Fans von der lieblosen Umsetzung enttäuscht sind, zeigt sich auch im Verkauf. Während Nintendos Mini-Konsolen schnell vergriffen waren und teilweise deutlich über dem UVP gehandelt wurden, ist der Preis der Sony-Konsole wenige Wochen nach dem Start mangels Nachfrage von 99 auf 65 Euro gesunken.

Mehr herausholen

Für alle, die sich gerne mit Hacks beschäftigen, könnte die PlayStation Classic dennoch interessant sein. Sony hat es verabsäumt, die Konsole vernünftig abzusichern. Schon wenige Tage nach dem Verkaufsstart haben experimentierfreudige Käufer eine Möglichkeit gefunden, die Spieleauswahl um zusätzliche Titel zu erweitern. Dazu müssen vorhandene Spiele nicht einmal gelöscht oder modifiziert werden – ein einfacher USB-Stick als Speichermedium und die passende Software reichen aus. Darüber hinaus gibt es bereits eine erste Version des freien Emulators „RetroArch“ für die PlayStation Classic. Damit lassen sich NES-, SNES-, Mega-Drive- und andere Konsolenspiele emulieren. Noch läuft RetroArch nicht zu 100 Prozent stabil auf der PlayStation Classic, doch es ist wahrscheinlich, dass sich das in den nächsten Wochen oder Monaten ändern wird.

Wer sich zu einem solchen Hack entschließt, sollte wissen, dass er sich rechtlich auf Glatteis bewegt, denn die dazu benötigten ROMs sind Raubkopien.

Fazit: Allzu viel Mühe scheint sich Sony bei der PlayStation Classic – zumindest was die Software angeht – nicht gegeben zu haben. Sie ist zwar keine komplette Enttäuschung, doch es wäre mehr drin gewesen. So ist sie hauptsächlich für all jene interessant, die eines oder mehrere der vorinstallierten Spiele unbedingt auch heute noch spielen möchten oder sich nicht davor scheuen, den Funktionsumfang der Konsole zu „erweitern“.

Sony PlayStation Classic

➜ 20 vorinstallierte Spiele
➜ 1 x HDMI, 3 x USB
➜ 2 kabelgebundene Controller & HDMI-Kabel im Lieferumfang enthalten
➜ Ohne Netzteil (MicroUSB benötigt)
➜ 149 x 105 x 33 mm, 163 g (45 Prozent kleiner als Original-PlayStation)
➜ Preis: ca. € 65,-

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