Oculus Quest 2 im Test
Mit der Quest 2 bringt Facebook eine VR-Brille zum Kampfpreis. Virtual Reality ohne PC, ohne lästiges Kabel, in hoher Auflösung – aber leider auch mit Kompromissen, die uns im Test sauer aufgestoßen sind.
Irgendwie klappt es mit dem Durchbruch von Virtual Reality im Massenmarkt nicht so recht. Die Facebook-Tochter Oculus will es mit der VR-Brille Quest 2 noch einmal wissen. Das neue Headset kommt zum Kampfpreis von 350 Euro und mit geradezu sensationellen Specs. Wie die Vorgängerin ist die Quest 2 ein Stand-alone-Headset. Heißt: PC ist keiner nötig, der „Rechner“ ist in Form eines topaktuellen Snapdragon-XR2-Chips schon verbaut. Einfach Headset aufsetzen und loslegen!
Über die integrierten Kameras erkennt die Quest 2 ihre Position im Raum und verfolgt auch die Bewegungen der beiden Controller. Dieses sogenannte Inside-out-Tracking funktioniert so zuverlässig und verzögerungsfrei, dass es eine Freude ist.
Die Displayauflösung mit 1.832 x 1.920 Pixeln pro Auge ist top und sogar höher als beim deutlich teureren PCVR-Primus Valve Index. Abstände zwischen den Pixeln, den berüchtigten „Fliegengitter-Effekt“, sieht man nicht mehr.
Was Profis stören wird
Um alle diese Features zum Kampfpreis von 350 Euro anbieten zu können, ist der Hersteller einige Kompromisse eingegangen, die zumindest VR-Profis sauer aufstoßen dürften. Die Batterielaufzeit ist im anspruchsvollen Gaming-Betrieb mit rund zwei Stunden nicht gerade üppig. Beim Display setzt Oculus diesmal auf LCD statt OLED – mit technikbedingt schlechteren Schwarzwerten. Das fällt die meiste Zeit nicht auf, aber wirklich dunkle Szenen kommen nicht gut. Die Verarbeitung wirkt zumindest punktuell weniger hochwertig, als man das von Oculus gewohnt ist. Zum Beispiel rasten die Abdeckungen der Batteriefächer auf den Controllern nicht mehr elegant magnetunterstützt ein, sondern plump per Klick. Egal? Ja, eh. Ein eklatanter Schwachpunkt ist aber der mitgelieferte Standardriemen.
Der ist für längere Spiele-Sessions zu unbequem. Der separat erhältliche „Elite Strap“ ist fast Pflicht, kostet aber 50 Euro extra.
Und noch einen Minuspunkt hat die neue VR-Brille: Für die uneingeschränkte Nutzung ist ein aktives Facebook-Konto erforderlich. Kritiker unter den VR-Enthusiasten monieren, dass die Hardware zwar günstig sei, man aber den wahren Preis mit seinen Daten bezahle.
Trotz aller Kritikpunkte ist die Oculus Quest 2 ein grandioses Stück Hardware und ein Erlebnis, das noch jeden, den wir die Brille ausprobieren ließen, auf der Stelle begeistert hat. Fraglich bleibt allerdings, ob sich diese Erkenntnis auch im berühmten Massenmarkt durchsetzen wird.
Fazit: Die Quest 2 ist vielleicht nicht das beste VR-Headset, das Oculus hätte bauen können. Aber es ist das beste Stand-alone-Headset am Markt zu einem fairen Preis – selbst wenn man noch 50 Euro für den separat erhältlichen „Elite“-Riemen dazurechnet.
Oculus Quest 2
➜ Display: LCD, 1.832 x 1.920 Pixel pro Auge, 72/90 Hz
➜ Snapdragon XR2, 6 GB RAM
➜ Interner Speicher: 64 oder 256 GB
➜ Audio und Mikrofon integriert
➜ Gewicht: 503 g
➜ Preis: ca. € 350,-