Bosch eBike ABS

Bosch eBike ABS

Vor 40 Jahren brachte Bosch das elektronische Antiblockiersystem für Autos auf den Markt. Seit 2004 gehört ABS in Pkws zur Serienausstattung. 1995 begannen die Stuttgarter mit der Herstellung von Antiblockiersystemen für Motorräder – die seit 2016 ABS an Bord haben müssen. Nun hat Bosch ein Antiblockiersystem für Pedelecs herausgebracht. Wir haben uns angesehen, wie gut es in der Praxis funktioniert.

Vollbremsungen mit dem Rad können mitunter übel enden. Wird nämlich – trotz der heiklen Situation – nicht behutsam genug an den Bremshebeln gezogen, folgt auf den Stillstand ein „Kopfstand“, bei dem das Stahlross seinen Reiter über den Lenker abwirft. Aus Angst vor derartigen Stürzen vernachlässigen viele Radfahrer beim Bremsen die Vorderradbremse, obwohl sie eine erheblich höhere Bremswirkung erreicht als das Hinterrad-Pendant. Bei Pedelecs gibt es jetzt eine Lösung für dieses Problem. Sie kommt von Bosch und heißt eBike ABS. Wir haben auf einem Riese & Müller Delite GT touring E-Motor-gestützt in die Pedale getreten und das Antiblockiersystem auf Asphalt und abseits davon getestet.

Das Funktionsprinzip

Das eBike ABS von Bosch besteht aus einer Kontrolleinheit, die am Vorbau des Lenkers montiert ist, je einem Drehzahlsensor an Vorder- und Hinterrad sowie einer von Bremsspezialist Magura entwickelten ABS-Bremse mit Sensorscheiben. Kommt es zu einer Bremsung, verhindert die Kontrolleinheit ein Blockieren des Vorderrades, indem sie den Bremsdruck reguliert. Wann exakt das ABS reagieren soll, wird aus den Drehzahlmessungen der beiden Radsensoren ermittelt. Ein zusätzliches Feature des Antiblockiersystems von Bosch ist die sogenannte Hinterrad-Abheberegelung. Dabei erkennt der Sensor am Hinterrad, dass dieses aufgrund einer abrupt veränderten Drehzahl abgehoben ist, und wirkt dem durch kurzzeitiges Reduzieren der Bremskraft am Vorderrad entgegen. Das Hinterrad erlangt dadurch blitzschnell wieder Bodenkontakt.

Auf Asphalt und Schotter

Ob sich diese Theorie in der Praxis bewahrheitet, lässt sich am besten im Selbstversuch überprüfen. Also Helm auf und losgetreten. Der erste Bremsvorgang erfolgt bei (relativ sicheren) 15 km/h. Einfach beide Bremsgriffe voll durchdrücken. Und siehe da, 113 kg (28 E-Bike-Kilo plus meine Wenigkeit) kommen prompt und butterweich zum Stillstand. Nächster Versuch mit 20 km/h bei gleicher Methode: Das Pedelec macht trotz ordentlich in Bewegung gesetzter Masse nur einen leichten „Hofknicks“ nach vorne und bleibt sodann stehen.

War dieses Eintauchen der Luftfedergabel etwa schon eine Reaktion auf das Eingreifen der Hinterrad-Abheberegelung? Ich will’s genau wissen. Auf der „Teststrecke“ in der Prater Hauptallee strample ich an die Grenze der elektrischen Tretunterstützung – bis der Tacho auf dem Bosch-Intuvia-Display 25 Sachen anzeigt – und betätige dann zügig nur die Vorderbremse. Heureka! Das Hinterrad hebt für einen Augenblick minimal ab und wird gleich wieder auf den Boden gedrückt. Das Pedelec bleibt dabei in der Spur, auch macht sich am Vorderrad kein Flattern bemerkbar. Wirklich beeindruckend!

Ob sich das ABS auch abseits von asphaltiertem Straßenbelag bewährt, soll ein Abstecher auf einen der vielen Seitenwege zeigen. Auf losem Untergrund besteht beim Bremsen kaum „Kopfstand“-Gefahr – dafür blockiert aber das Vorderrad viel eher und rutscht dann seitlich weg. Auch nach mehreren – teils heftigen – Bremsvorgängen auf einem Waldweg kommt das Bike sicher zum Stehen. Auf Schotter sah es dagegen etwas anders aus. Solange ich geradeaus radelte, gab es keine Probleme. Beim Zickzackfahren aber rutschte „nur“ das Hinterrad mehrmals beim Bremsen aus – das ist jedoch keine Fehlfunktion des ABS.

Nur in Erstausrüstung erhältlich

Das Antiblockiersystem wird mit Einschalten des E-Motors automatisch aktiviert. Die erforderliche Energie wird vom Fahrrad-Akku bezogen – und zwar ausschließlich beim Bremsen, dafür aber selbst wenn der Akku in den Reservemodus wechselt (gilt auch für Licht und Bordcomputer). Ist er komplett entleert, hat man „normale“ Bremsen. Einziger „Nachteil“ des Systems ist, dass es nicht nachgerüstet werden kann. Die ersten Pedelecs von Herstellern wie Riese & Müller, KTM, Flyer oder Zemo mit ABS an Bord kommen noch diesen Herbst auf den Markt.

Fazit: Absolut empfehlenswert! Das Bosch eBike ABS ist eine großartige Erfindung, die Pedelec-Fahrern vor allem im Stadtverkehr zusätzliche Sicherheit bietet. Schade nur, dass es keine Nachrüstmöglichkeit gibt.

Bosch eBike ABS

➜ Antiblockiersystem für 28"-City- und Trekking-Pedelecs in Kombination mit allen Bosch-eBike-Antriebssystemen
➜ Kontrolleinheit, Kontrollleuchte, je ein Raddrehzahlsensor an Vorder- & Hinterrad, Magura-Bremse CMe ABS mit Sensorscheiben
➜ Gewicht: ca. 800 g
➜ Preis: Wird bei Verkaufsstart im Herbst von den Fahrradherstellern festgelegt

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