Tatort Büro: So werden Sie im Job ausspioniert!

Wenn Ihr Chef Sie in nächster Zeit leutselig fragt, wohin heuer Ihr Weihnachtsurlaub geht, dann lassen Sie sich nichts vormachen: Er weiß es wahrscheinlich schon! Weil Sie Flug und Hotel vom Büro-PC aus gebucht haben. Bereits bei mehr als jedem dritten Arbeitnehmer in Deutschland überwacht der Chef heimlich den Büro-PC, so das Ergebnis einer neuen Umfrage der Hamburger Unternehmensberatung Mummert Consulting.

Für Österreich schätzen Gewerkschaftsexperten, dass in gut 20 % der Firmen die Mitarbeiter am PC bespitzelt werden. In jedem fünften Unternehmen haben die Angestellten den Boss - unbemerkt - ständig im Rücken.

Die Methoden der totalen Überwachung im Büro sind vielfältig und reichen von der simplen Arbeitszeitkontrolle durch Ihre Login-Daten bis zum Mitschnitt sämtlicher Eingaben auf Ihrer PC-Tastatur.

Zeit-Kontrolle via Login-Daten
Illusorisch, zu glauben, der Chef würde nicht mitkriegen, wann Sie morgens ins Büro kommen. Die Uhrzeit, zu der Sie sich ins Firmennetzwerk einloggen, wird in der EDV-Zentrale protokolliert. Ebenso geschieht's beim Abmelden.

Spitzel-Software
Um zu überprüfen, was Sie auf Ihrem PC so treiben, muss der Chef sich nicht in Ihr Büro bemühen. Er kann Schnüffelprogramme wie eBlaster, Spyagent oder Starr installieren lassen und kriegt dann automatisch Ihre "Arbeitsberichte".

Bildschirm-Fotos
Einige Schnüffel-Tools (etwa Spector) funktionieren sogar wie eine virtuelle Digitalkamera und machen regelmäßig Bilder von Ihrem Monitor - die automatisch an den Chef gesendet werden.

Chef liest Ihre E-Mails
Theoretisch darf der Chef nicht einfach in Ihrer Mailbox schnüffeln - praktisch ist das für ihn, zumindest technisch gesehen, ganz leicht. Die Adressen Ihrer Mailpartner sind am zentralen Mailserver der Firma mitzulesen. Und der Boss kann sich auch eine "Blind Copy" all Ihrer E-Mails weiterleiten lassen.

Internet-Filter
Ähnlich wie beim E-Mailen werden am zentralen Firmenserver alle von Ihrem PC aus aufgerufenen Internetadressen protokolliert. So kriegt der Chef mit, wo Sie während der Arbeitszeit surfen. Um privates Surfen im Büro zu unterbinden, setzen immer mehr Firmen Filtersysteme ein, die gewisse Sites (Shopping, Sport, Porno
...) von vornherein blockieren und E-Mails nach Schlüsselwörtern filtern können.

Während der Einsatz solcher Web-Filter - nach Ankündigung - erlaubt ist, ist dem Chef das dezidierte Bespitzeln der Mitarbeiter arbeitsrechtlich nicht gestattet.

So können Sie sich schützen:

Schnüffler aufspüren
Ob auf Ihrem PC ein Spitzel-Tool mitläuft, können Sie mit der Gratis-Software Spybot checken ( www.safer-networking.org ). Wenn Sie in der Firma keine Software downloaden dürfen, können Sie den Computer mit dem Kostenlos-Tool Elbtecscan ( www.elbtec.de ) online auf Spione untersuchen.

Betriebsvereinbarung prüfen
Informieren Sie sich, ob es in Ihrer Firma eine Vereinbarung zur privaten Internetnutzung gibt. Wenn nicht, ist es auch nicht verboten. Ermuntern Sie den Betriebsrat, das Thema privates Surfen und Mailen vertraglich zu regeln.

Betriebsrat einschalten
Haben Sie den Verdacht, bespitzelt zu werden, informieren Sie den Betriebsrat. Clemens Thiele, auf Internet und Arbeitsrecht spezialisierter Rechtsanwalt aus Salzburg: "Erlaubt sind allenfalls anonyme Statistiken der Webnutzung in der Firma, keinesfalls persönliche Überwachung." Sein Wort in den Ohren Ihres Chefs ...

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