Österreich-Offensive: Microsoft will "näher ran an den Kunden"
Seit Anfang Februar 2004 hat Microsoft Österreich mit Herbert Schweiger (42) einen neuen Chef. Seine Vorgabe für das knapp 200 Mitarbeiter-Unternehmen: "Wir wollen das freundlichste Unternehmen Österreichs sein und näher ran zum Kunden." Eine zentrale Rolle soll dabei den rund 6.000 Partnern zukommen, die sich gleichzeitig vermehrt zu Mitbewerbern entwickeln würden.
Wichtig sei eine umfassende Kundenberatung auch für den Privatanwender, wobei Microsoft Österreich hier konzernweit eine Vorreiterrolle einnehme. So habe man neben einer kostenfreien Hotline für einfachere Anfragen auch eine 0810-Mehrwertnummer um 80 Cent pro Minute eingerichtet, die von der Firma ACP betrieben werde und auch bei kniffligen Fragen helfen könne. "Im Notfall kommen die Mitarbeiter sogar vorbei", so Schweiger.
Kritik an Sicherheitslücken im weltweit in 96 Prozent aller Computer installierten Betriebssystem Microsoft Windows lässt der Ex-Compaq-Mann nicht gelten. Wer seinem Computer mit Windows Update regelmäßig auf neuesten Stand halte, sei gut geschützt. Was anderes seien Virenangriffe über Mails, wie erst kürzlich wieder durch den Virus "Mydoom". Hier seien die Nutzer gefragt, nicht wahllos Mails zu öffnen und sich mit Anti-Viren-Programmen zu schützen. Doch erst 11. Februar hatte Microsoft eine schwere Sicherheitslücke eingestehen müssen, für die es zwar mittlerweile einen Sicherheitsdownload gibt, das Problem Microsoft aber Medienberichten zu Folge schon seit Wochen bekannt war.
Dass Microsoft in neue Bereiche wie Handysoftware und Kundenmanagement-Programme (CRM) vorstößt und damit bestehende Partner zu Mitbewerbern macht, sieht der neue Microsoft-Chef unproblematisch. Es gäbe ohnehin immer mehr Überlappungen, da kein einzelnes Unternehmen die Zeit und das Geld habe, alles selbst zu entwicklen. Der Microsoft-Boss verwies dabei auf das Beispiel Automobilindustrie, wo man schon längst nicht mehr so genau wisse, welche Marke nun zu welchem Konzern gehöre.
Microsoft günstiger als Linux
Konkrete Zahlen zum Unternehmen wollte Schweiger mit Hinweis auf die Konzernpolitik nicht nennen, nur so viel: Man sei gut unterwegs und habe alleine in den vergangenen beiden Jahren 60 neue Mitarbeiter aufgenommen. Sehr gut sei man im Bereich Öffentliche Verwaltung positioniert, eine Gefahr durch das offene Betriebssystem Linux sieht Schweiger hier weniger.
Linux sei zwar ein sehr wichtiges Thema, spiele aber in der Realität noch kaum eine Rolle. Außerdem würden die Lizenzkosten bei IT-Projekten ohnehin nur 5 Prozent des Budgets ausmachen. Und was die Folgekosten betreffe, sei Microsoft eindeutig günstiger.
Keine Angst vor Klagen!
Privatanwender, die zu Hause eine Raubkopie eines Microsoft-Produktes haben, brauchen sich übrigens nicht vor Privatdetektiven zu fürchten. "Wir verklagen niemanden", so der neue Chef. Raubkopien seien aber auch kein Kavaliersdelikt und Microsoft biete ohnehin auch eigene Softwarepakete beispielsweise für Studenten mit geringem Budget an.
Wann Microsoft-Gründer Bill Gates, der vor kurzem Wien zum vierten Mal besucht hatte, wieder komme, sei ungewiss. Es habe ihm jedenfalls sehr gut gefallen, auch wenn er wieder einmal nicht dazugekommen sei, sich auch die Stadt anzusehen.
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