Gates in Wien: Riesenandrang ohne Standing Ovations

"So voll habe ich das Haus noch selten gesehen", kommentierte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein den Riesenansturm zum Auftritt von Microsoft-Günder Bill Gates im Wiener Haus der Industrie. Knapp 200 Gäste waren beim ersten öffentlichen Auftritt des reichsten Mannes der Welt mit von der Partie. Ebenfalls dabei: 40 Demonstranten, Globalisierungsgegner und Befürworter von offenen Softwareprogrammen in Pinguin-Kostümen. Ihr Credo: "Freie Software für freie Menschen".

Im Anschluss an die rund halbstündige Rede (Details über seinen Vortrag - siehe Kasten rechts) des reichsten Mannes der Welt kam es zu einem Treffen mit dem Wirtschaftsminister im Hotel Imperial. Fererro-Waldner, deren Auftritt erst kurzfristig angesetzt wurde, verabschiedete sich unmittelbar nach Ende der Gates-Ansprache. Eine Fragerunde fand nicht statt.

Nach der Rede des Microsoft-Gründers kam es zu einem kleinen Hoppala. Als der Veranstalter des in der Industriellenvereinigung stattfindenden Technologieberatertreffens com.sult die Besucher zu Standing Ovations aufforderte, kamen dem nur zögerlich die Wirtschaftsprominenten in den ersten Reihen nach. Der Rest blieb sitzen oder verließ rasch den Saal. Die anschließende Podiumsdiskussion ohne Gates verfolgte dann auch nur noch ein stark reduziertes Publikum.

Höchste Sicherheitsstufe für "Mr. Microsoft"
Bill Gates war punktlich um 10 Uhr zu seiner Ansprache erschienen, zuvor mussten jedoch noch einige Sicherheitsbedenken wie durch Zuhörer versperrte Fluchttüren geklärt werden. Jeder Besucher musste
- ähnlich wie auf einem Flughafen - eine elektronische Kontrolle passieren, und das Handgebäck wurde in Augenschein genommen.

Gates erschien zu seinem Auftritt in einem dunkelblauen Anzug und hielt seine Rede frei und routiniert.

Der Chef des Mitveranstalters T-Mobile, Georg Pölzl, sah seine Erwartungen an die "spannendste Persönlichkeit und den größten Prominenten dieser Welt" voll bestätigt. Besonders was seine Ausführungen über die Technologietrends der Zukunft betrafen, so Pölzl.

Microsoft bläst zum Angriff
2004 ist ein Schaltjahr für Microsoft, heuer werden die Wegweiser für die nächsten Jahre aufgestellt. Handy, Spielekonsole, Internet, Musik, Sicherheit. 2004 entscheidet sich, wo Microsoft überall entscheidend mitplaudern wird. Experten raunen: überall.

Ganze sechs Milliarden Dollar umfasst das Microsoft-Jahresbudget für die Entwicklung neuer Produkte. Mehr steckt weltweit kein Unternehmen in die Forschung. Weil Billyboy schon als Kind nicht verlieren konnte, will er auch heute kein Markt-Spielfeld einem Konkurrenten überlassen (Details über die Pläne - siehe Kasten rechts).

Wien-Premiere für Longhorn
Auch in Wien ist Longhorn für Gates ein zentrales Thema. Anlässlich seiner Keynote-Speech beim .NET-Day im Austria Center am Ende seines langen Österreich-Tages zeigte der Microsoft-Boss die ersten Longhorn-Screenshots und versuchte zu erklären, warum das neue Betriebssystem besser sein soll als das alte.
(E-Media/apa/red)