FORMAT: Software für Springfield aus Wien:
Root9 lieferte Spiel zur Kultserie "Simpsons"

Die kreativen Köpfe der jungen Wiener Multimedia-Schmiede Root9 haben sich diese Formel jedenfalls sehr zu Herzen genommen. Zwar sitzen Chris Hilgert, Tina Sonvilla und Geschäftsführer Klaus Hartinger noch immer in Wien-Donaustadt und nicht im Vorstand eines Konzerns, doch für Hollywood hat es schon gereicht - und mit Auftragsarbeiten für den erfolgreichsten Film des Sommers, "Die Simpsons", sind die Wiener gut im Geschäft. Der 620.000-Euro-Umsatz soll sich 2008 verdreifachen, was angesichts der Produkte kein Problem sein dürfte.

Erfahrung im Bereich Online-Games für Kinofilme hatte das Team schon vor dem Simpsons-Coup. Die Spiele für Ice Age 2, Garfield 2 und Eragon stammten bereits von den Österreichern. Dennoch kam der Auftrag des US-Medienkonzerns 20th Century Fox überraschend. "Es war uns eine Ehre, für diese Kultserie ein Spiel zu produzieren, vor allem die enge Zusammenarbeit mit dem Team um Matt Groening, den Erfinder der Simpsons, war besonders spannend. Doch die Geheimhaltung des Filminhalts hat uns einige schlaflose Nächte beschert", sagt Geschäftsführer Klaus Hartinger. Die Herausforderung war die komplette 3-D-Modellierung der Figuren, da Homer, Bart und Co bekanntlich ein zweidimensionales Dasein fristen. Wer sich ihre Arbeit - unter anderem das Game Wrecking Ball - ansehen möchte, findet sie auf www.simpsonsmovie.com

Kreatives Chaos mit Blick auf die Donau
So verspielt ihre Projekte auch wirken mögen, hinter jeder lustigen Grafik steckt eine Menge unsichtbarer Software. "Ein Spiel zu entwickeln ist nicht alles, viele Menschen vergessen die Technik dahinter, wie zum Beispiel die zum Spiel parallel laufenden Programme. Das sind alles Dinge, die man nicht sieht, die für den reibungslosen Ablauf des Projekts aber wichtig sind", erzählt Chef-Entwickler Chris Hilgert.

Unkonventionell für die Branche ist auch die unternehmerische Philosophie. "Wir produzieren nicht für Kunden, sondern bieten meist fertige Produkte an. Das Risiko ist zwar hoch, weil wir selbst die Finanzierung tragen. Das ist uns der kreative Freiraum aber wert", sagt Hilgert.

Neues Projekt bereits in Arbeit
Derzeit wird an der Verlängerung dieser Erfolgsgeschichte getüftelt. Dazu werden gerade neue Charaktere entwickelt, die in den nächsten sechs Monaten als Gratis-Game das Netz erobern und an die eigenen Erfolge des Yeti-Spiels anknüpfen sollen - das in Spitzenzeiten bis zu 1 Million Spieler pro Tag hatte. Verraten wird nur so viel: Gelb sind sie nicht. (FORMAT Nr. 34/2007)