Wie die Roboter zur WM am Ball bleiben...:
"RoboCups" starten bereits zum zehnten Mal

Fußball-Weltmeisterschaften 2050: Tor für die Roboter-Elf. Noch ist der Wettkampf von Mann und Maschine nur wissenschaftliche Vision. Mit jeder WM im Roboterfußball rückt sie jedoch näher, wie Forscher glauben. Ab Mittwoch wird in Bremen zum zehnten Mal um die RoboCups gespielt. Im Bewerb ist auch "Mostly Harmless", das Roboter-Team der TU Graz. Rund 20.000 Zuschauer werden zu dem Spektakel erwartet.

"Der RoboCup boomt", sagt Chef-Organisator Ubbo Visser von der Universität Bremen. Bei der ersten WM 1997 beteiligten sich 38 Teams aus elf Nationen, in diesem Jahr sind es schon rund 440 Teams aus 36 Staaten, allein 50 Teams aus dem Iran werden erwartet. Die Roboter treten in zwölf Spielgruppen an, davon drei Junior-Ligen. "Mostly Harmless" startet in der "Middle Size League": Roboter müssen dabei alle Aufgaben ohne Eingriff von außen erledigen und auch unvorhergesehene Schwierigkeiten selbstständig beheben.

Robos im Kleinformat
In den Bremer Messehallen kicken unter anderem Kleinformat-Roboter. Die zylinderförmigen Maschinen sehen aus wie Mini-Kampftonnen auf Rädern. Ihr Charakteristikum ist laut Visser das Tempo: Der Omni-Drive aus vier einzeln angetriebenen Rädern bringt es demnach auf zwei Meter pro Sekunde. Vom einen Ende des 4,9 Meter mal 3,4 Meter großen Fußballfelds bis zum anderen brauchen sie nur zwei Sekunden.

Auf den Hund gekommen...
Viel Publikum lockt auch die "Four-Legged-League" an. Die Vierbeiner-Liga besteht pro Team aus vier neu programmierten Roboter-Hunden. Besonders auffällig: Die Hunde bewegen ständig den Kopf. Ihre mit einer Kamera ausgestatteten Augen suchen nach farbigen Marken am Spielfeldrand, aus denen die Sensoren ihre genaue Position errechnen.

Königsliga = Elfmeterschießen?
Die "Königsliga" bilden laut Visser jedoch die menschenähnlichen Roboter. Die bis zu 60 Zentimeter großen Zweibeiner messen sich im Elfmeterschießen, für schnellere Spielzüge sind sie noch zu langsam. Zwar muss auch beim RoboCup das Runde ins Eckige, doch ist Fußball nur Mittel zum Zweck. Spielerisch vergleichen Informatiker ihren Wissensstand in Sachen Künstliche Intelligenz.

Künstliche Intelligenz im Wandel
Der Roboter-Fußball sei KI-Grundlagenforschung in einer Umgebung, die sich ständig verändere. Was die Wissenschafter dort lernten, lasse sich in Zukunft etwa für Anwendungen im Straßenverkehr nutzen. Zum Beispiel seien in Autos untergebrachte Rechner vorstellbar, sagte Visser. Diese könnten einander auch bei hohem Tempo Signale über die Entfernungen übermitteln und bei gefährlichen Annäherungen Alarm geben. Auch für das Fußballspielen müssen die "Robotergehirne" mit immer neuen Fakten gefüttert werden. Auf Basis dieser Fakten entscheiden sie selbst über ihre Aktionen. Bisher zum Beispiel knallte der Ball gegen eine Bande, wenn sie ihn zu weit schossen. "Inzwischen haben wir die Spielfeldbegrenzungen weggenommen, die Roboter müssen genau berechnen, wo die Linie ist", erklärt Visser.

Nicht alles dreht sich um Fußball
Beim RoboCup kommen auch nicht-sportliche Disziplinen zum Zug. Einige Maschinen orten zum Beispiel mit Wärme- und Audiosensoren in unwegsamem Gelände Verletzte und zeichnen Karten der Umgebung. Erstmals sollen Roboter auch in einem Service-Wettstreit demonstrieren, wie sie in einer häuslichen Umgebung Gegenstände aufheben und transportieren können. Nützlich geht es aber auch beim Fußball-Schauen zu: Zwei Roboter in Menschengestalt werden Spiele der "Four-Legged-League" live kommentieren. (apa/red)