Waschmaschine mit Internetverbindung?
Haushaltsgeräte bei IFA erstmals einThema

Braucht eine Waschmaschine einen Internetanschluss? Mit solchen Fragen beschäftigen sich die Experten auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin. Dort räumen in diesem Jahr die Hersteller von Unterhaltungselektronik der Haushaltsgeräteindustrie erstmals Raum auf ihrer wichtigsten Messe ein - für viele verwunderlich.

Doch Grund dafür sind die veränderten Strukturen im Handel. Allerorten lösen Elektrogroßmärkte die kleineren Fachhändler ab. Media Markt, Saturn und Co. bieten alles an, was einen Stecker hat - von der elektrischen Zahnbürste bis zum Plasma-Fernseher. Die Großeinkäufer wollen auf dem Gang durch die Messehallen folglich auch die komplette Palette an Neuheiten sehen.

"Hier wird Geschäft gemacht"
Denn die Messe ist immer noch nicht nur ein Schaukasten für Verbraucher, sondern eines der wichtigsten Geschäftstreffen der Branche. "Die IFA ist eine echte Ordermesse. Dort wird Geschäft gemacht und konkret geplant, zum Teil schon über das laufende Jahr hinaus", sagt Frieder Löhrer, Chef des größten deutschen Fernsehgeräte-Herstellers Loewe. Viele Hersteller und Händler sowohl von "brauner Ware" (fürs Wohnzimmer) als auch von "weißer Ware" (für Waschküche und Keller) richten ihre Blicke bang auf das kommende Weihnachtsgeschäft. Die Angst vor einem Abschwung könnte die Sparsamkeit der Deutschen neu beleben, fürchten sie.

"Ich gehe davon aus, dass die Konsumelektronik auch 2009 ein leichtes Wachstum in Deutschland verzeichnen wird", macht Loewe-Aufsichtsratschef Rainer Hecker der Branche in einem Interview mit "Euro am Sonntag" Mut. Hecker ist auch Aufsichtsratschef des IFA-Veranstalters GfU. "Die Wachstumskurve wird flacher und 2009 erwarten wir ein schwieriges Jahr", warnt allerdings der Unterhaltungselektronik-Experten Jürgen Boyny vom Marktforscher GfK.

Unterhaltung ohne Innovation
Zumal es in der Unterhaltungselektronik derzeit nicht viel wirklich Neues gibt. Zwar werden die Flachbildfernseher immer größer, flacher und zum Teil auch hochauflösender, doch die große Begeisterung der vergangenen Jahre ebbt allmählich ab - auch weil die IFA inzwischen jedes Jahr stattfindet statt alle zwei Jahre, sich das Entwicklungstempo aber nicht verdoppelt hat.

Damit die neuen Fernsehgeräte ihren Vorteil ganz ausspielen können, müsste in Deutschland das hochauflösende TV-Signal HDTV weiter verbreitet sein. Nur einige Spartensender, der Kulturkanal Arte sowie der Bezahlsender Premiere bieten Programme in einer Auflösung, die fünfmal höher ist als herkömmliches Fernsehen. Doch den Durchbruch könnten erst die öffentlich-rechtlichen Sender bringen. ARD und ZDF wollten zwar schon die Olympischen Spiele in Peking in der neuen Qualität übertragen, verschoben die Umstellung aber auf die Winterspiele 2010. Bei den südlichen Nachbarn in Österreich und der Schweiz konnten die Zuschauer dagegen bereits Fouls und Tore der Fußball-Europameisterschaft "EURO 2008" gestochen scharf betrachten.

Traum vom digitalen Zuhause
Dennoch hoffen die Hersteller weiter auf die Verwirklichung des Traums vom digitalen Zuhause. Das Geschäft mit Produkten für die Vernetzung aller Fernseher und Radiogeräte mit Computer und dem Internet ist trotz aller noch klein. Die Einbindung weiterer Haushaltsgeräte könnte hier Fortschritte bringen. So können die Verbraucher vielleicht eines Tages tatsächlich vom Büro per E-Mail ihre Waschmaschine starten oder den Backofen vorheizen. Der Traditionshersteller Miele präsentiert auf der IFA eine Kooperation mit der Haustechnikfirma Busch-Jäger, die künftig sogar eine Fernwartung einer Waschmaschine bieten können soll. Dafür braucht sie dann auf jeden Fall einen Datenanschluss. (apa/red)