Tsunami-Warnung durch PC-Festplatten:
Österreichisches Gratis-Tool zur Vorhersage

Wenn der Computer demnächst einen Warnton von sich gibt, könnte dies neben Email-Benachrichtigung, dem Läuten eines Internet-Telefonanrufs oder einer Fehlermeldung auch eine Tsunami-Warnung bedeuten. Denn eine vom Österreicher Michael Stadler entwickelte Gratis-Software, der "Tsunami Harddisk Detector", kann aus der Rückmeldung handelsüblicher Festplatten auf minimale Stöße seismische Erschütterungen erkennen.

"Ja, das funktioniert", meinte Stadler im Rahmen der "Ars Electronica" in Linz gegenüber der APA. Auch wenn sogar die Juroren der Ars Electronica es zuerst nicht glauben wollten und zur Sicherheit noch einmal bei Stadler nachfragten. Letztendlich erhielt Stadler eine Auszeichnung, aber keine "Nica" beim heurigen "Prix Ars Electronica".

Einfacher und billiger als die Konkurrenz
Und es funktioniert sogar einfach, ohne aufwendige Hardware und ungleich billiger als andere Tsunami-Warnsysteme, die Sonden im Meerwasser, Satellitenverbindungen und viel Wartung brauchen. Verwendet wird ein Bestandteil, der in jedem PC zu finden ist: Auf der Festplatte speichert der Computer Daten wie Programme, Musik, Bilder und Textdokumente. Und das auf kleinstem Raum. Der Schreib/Lesekopf der Platte muss sich dazu im Mikrometer-Bereich genau am richtigen Ort befinden. Daher muss er bei jeder noch so kleinen Erschütterung nachjustiert werden. Passiert dies, gibt die Platte ein "Position Error Signal" (PES) an den Computer weiter. Und auf dem Auslesen dieses Signals basiert Stadlers System.

Ein PC alleine reicht nicht
Wird nur ein Computer angestoßen, kann man von einem lokalen Phänomen, wie einer wild gewordenen Katze oder dem Zornausbruch eines Mitarbeiters, ausgehen. Verbreiten sich derartige Stoßwellen aber in einem bestimmten Muster zwischen verschiedenen Standorten, etwa von Stadt zu Stadt, könnte es ein Erdbeben sein. Und hat dieses im Meer stattgefunden, besteht die Gefahr einer verheerenden Flutwelle, wie zu Weihnachten 2004 im asiatischen Raum. In einem sogenannten "Peer to Peer"-System vernetzte Computer können melden, wie sich eine Welle ausbreitet. Und gegebenenfalls Alarm schlagen.

Nach Testphase gratis
Derzeit ist das Programm noch in einer Testphase, betont Stadler, der ein Patent auf seine Entwicklung hat. Insbesondere muss noch kalibriert werden, welches Ausmaß an Erschütterungen ein Erdbeben einer bestimmten Stärke auslöst. Und das PES ist je nach Festplattenhersteller unterschiedlich, und da es sonst nicht verwendet wird, auch kaum dokumentiert. Verkaufen will Stadler das Programm, das er derzeit in seiner Freizeit entwickelt, nicht. "Ich möchte es gratis zur Verfügung stellen, weil jeder, der teilnimmt, einen Beitrag leistet." Doch etwa über Benachrichtigungen an Tourismusbüros über SMS könnten Einnahmen lukriert werden.

Webtipp:
www.ninsight.at/tsunami

(apa/red)