Starkes Besucherminus auf heuriger CES:
Rückgang "noch schlimmer als befürchtet"

Mit einem markanten Besucherrückgang ist die größte Elektronikmesse der Welt, die CES in Las Vegas, am Sonntag zu Ende gegangen. Während in Veranstalterkreisen inoffiziell von rund zehn bis 15 Prozent weniger Besuchern ausgegangen wurde, rechneten Aussteller und Medienbeobachter mit einem weitaus drastischeren Rückgang von bis zu 30 Prozent.
Im Vorjahr hatte die Messe noch 141.000 Personen angelockt, ein Absinken auf unter 100.000 scheint wahrscheinlich. Die Ausstelleranzahl ging in diesem Jahr von rund 3.000 auf 2.700 zurück. Die Bilanz der Aussteller fiel zwiespältig aus. Während von manchen Executives zu hören war, dass die Messe "nicht wie erhofft und noch schlimmer als befürchtet" verlaufen sei, zeigten sich andere mit der erzeugten Resonanz zufrieden.
Zwiespältige Ausstellerbilanz
Einige Aussteller profitierten eigenen Angaben zufolge gar von der geringeren Ausstellerzahl. "Da unsere Konkurrenten nicht vertreten waren, konnten wir uns über eine gesteigerte Aufmerksamkeit freuen. Wir haben nonstop Gespräche geführt und die sind sehr gut verlaufen", erklärt Netgear-Sprecher David Henry. Netgear wolle Plattformen wie die CES auch in Zukunft nützen, sofern es wirtschaftlich Sinn mache. Eine Verkürzung der Messe bezeichnete Henry als möglichen Ansatz, um für die Hersteller Kosten zu sparen und auch Besucher noch gezielter ansprechen zu können.
Hinter den Kulissen zeigten sich jedoch nicht alle Teilnehmer zufrieden. Um Pressekonferenzen gut besucht erscheinen zu lassen, wurden teilweise auch Aussteller und Industrievertreter zu den Präsentationen zugelassen, was von den präsentierenden Unternehmen nur wenig goutiert wurde. Und auch bei den Hallen tricksten die Veranstalter offenbar mit schmaleren Gängen, um eine höhere Besucherfrequenz zu suggerieren. Von derartigen Beschwerden und einem drastischen Besucherrückgang wollte man beim Veranstalter nichts mitbekommen haben. "Alle Rückmeldungen weisen darauf hin, dass es sehr gut gelaufen ist", hieß es aus der CES-Zentrale.
Die meisten europäischen Hersteller zeigten sich ungeachtet des Besucherrückgangs zufrieden. Der finnische Handyhersteller Nokia nutzte die CES, um auf einer anschaulichen Fläche seine neuesten Webservices und Handymodelle zu präsentieren. "Durch die rund 30 Prozent weniger Besucher war naturgemäß in der Halle weniger los, gemerkt haben wir davon an unserem Stand allerdings kaum etwas", meint Nokia-Sprecher Steven Knuff. "Für uns ist die CES sehr wichtig, wir können hier unser gesamtes Portfolio in den USA zeigen. Das Feedback stimmt uns für unser US-Geschäft positiv", so Knuff.
2010: Aufwertung der CES dank Apple?
Während Branchenbeobachter noch rätseln, wie sich die Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Aussteller- und Besucherzahlen der CES 2010 auswirkt, dürfte die Messe im kommendem Jahr mit einem prominenten Neuzugang aufwarten können. Wie aus informierten Kreisen zu vernehmen war, plant Apple im kommenden Jahr erstmals auf der CES vertreten zu sein. Apple wolle damit seinen Anspruch als umfassender Elektronikanbieter für den Massenmarkt unterstreichen und sich mit der Konkurrenz direkt vor Ort messen. Sollte sich das Gerücht bewahrheiten, dürfte das Aus für die traditionsreiche Apple-inspirierte Messe Macworld endgültig besiegelt sein, da ein Messeauftritt Apples auf der CES auch Drittanbieter und Partnerunternehmen von Apple zur CES nach Las Vegas locken wird.
Eine mögliche Teilnahme Apples auf der CES ist insofern auch von Relevanz, da Apple damit auf Augenhöhe mit Microsoft um Aufmerksamkeit rittern müsste. Bisher war die CES stets Microsoft-dominiert, wobei Apple-Chef Steve Jobs in den vergangenen Jahren nicht selten das Kunststück gelang, durch die Ankündigungen auf der vorher stattfindenden Macworld Microsoft und Co die Show zu stehlen. Während Jobs in diesem Jahr für die Macworld absagte, eröffnete Microsoft-CEO Steve Ballmer die CES in Las Vegas. Neben Ballmer traten auch Ford-Chef Alan Mulally oder Intel-Chairman Craig Barrett als Sprecher auf. (pte/red)