So wird 2004: Zahlreiche Änderungen im Medienbereich

Einen neuen Privat-TV-Sender, einen Testlauf für Digital-TV und einige Gesetzesnovellen wird das Jahr 2004 voraussichtlich der österreichischen Medienbranche bescheren. In der eigenen Geldbörse spüren werden die Österreicher die ORF-Gebührenerhöhung, die neue Presseförderung bringt dafür einigen Zeitungen mehr Geld. Spannung ist beim anstehenden Verfahren WAZ versus Dichand vor einem Schweizer Schiedsgericht angesagt.

Puls City TV, der einzige noch ausständige Ballungsraum-Sender, will im Frühling 2004 in Wien on air gehen und terrestrisch senden. Die Frequenz teilt man sich mit dem ORF, daher wird dieser im privaten Programm ein Sendefenster für die tägliche "Wien heute"-Ausgabe erhalten.

Auf die Fernsehzuschauer kommen aber noch mehr österreichische Nachrichten zu: ProSieben Austria will bald nach Jahreswechsel ein Programmfenster für die "Austria News" öffnen. Und ATVplus beackert mit "Chmelar live" ab 8. Jänner 2004 den Nachrichten-Bereich, wenn auch im Vorabend-Showformat und ganz auf den bewährten Entertainer Dieter Chmelar zugeschnitten.

Die Rahmenbedingungen für Privatfernsehen und -radio sollen mit Novellen der entsprechenden Gesetze präzisiert werden. Für Privatradiobetreiber hat der zuständige Staatssekretär, Franz Morak (V), unter anderem Erleichterungen für Senderverbände angekündigt. Bundesweites Privatradio soll so prinzipiell möglich werden. Auch das Mediengesetz will Morak anpassen und um das Internet ergänzen.

Der deutsche Privatsender Vox, Mitglied der RTL-Senderfamilie, öffnet mit 2004 ein Österreich-Werbefenster. Abzuwarten gilt es, ob die RTL-Gruppe bei ihrer Überzeugung, dass sich Programmfenster in Österreich nicht lohnen, bleibt. Ein Fenster in die digitale Fernsehzukunft öffnet sich ab April 2004 für jene 150 Grazer Haushalte, die an dem dreimonatigen Testbetrieb für digitales, mit Antenne empfangbarem Fernsehen teilnehmen.

Federführend beteiligt ist dabei naturgemäß der ORF - und die Digitalisierung ist eines jener "Sonderprojekte", für die das öffentlich-rechtliche Unternehmen mit zusätzlichen Gebührenmitteln aufkommen will. Über 30 Millionen Euro mehr landen 2004 voraussichtlich im Gebührentopf des ORF. Je nach Bundesland zwischen 21,88 Euro und 17,18 Euro zahlen die österreichischen TV-Haushalte ab nächstem Jahr pro Monat für das ORF-Radio und -Fernsehen. Damit finanziert werden könnte auch das Projekt "ORF 2 free 2 air", also die unverschlüsselte Ausstrahlung von ORF 2 via Satellit in Europa. Im ersten Halbjahr 2004 will ORF-Generaldirektorin Monika Lindner dieses Projekt lancieren.

Einen Showdown im bald schon ein Jahr währenden erbitterten Konflikt zwischen den "Kronen Zeitung"-Hälfteeignern Hans Dichand und WAZ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung) erwarten sich Beobachter, wenn das von der WAZ angestrebte Verfahren vor einem Schweizer Schiedsgericht seinen Lauf nimmt. Die WAZ möchte Dichand als Hauptgeschäftsführer der "Kronen Zeitung" abberufen lassen. Folgt das Gericht diesem Begehr, ist keine Berufung möglich. Auch von den Nebenschauplätzen des "Krone"-Konflikts - eine schier unüberschaubare Zahl an Verfahren läuft mittlerweile - wird es wohl weiter zu berichten geben. (apa)