Siegeszug der Flat-TVs: Flachbildschirme ziehen am alten Röhrenfernseher vorbei

Flachbildschirme und Digitaltechnik bescheren der deutschen Unterhaltungselektronik-Branche einen noch nie erlebten Höhenflug. Durch die hohe Nachfrage kann die Prognose bereits zur Jahresmitte deutlich nach oben geschraubt werden. "Wir erwarten in diesem Jahr ein zweistelliges Umsatzplus", sagt Hans-Joachim Kamp, Vorsitzender des Fachverbandes Consumer Electronics im ZVEI. Noch zu Jahresbeginn hatte er nur mit plus drei Prozent gerechnet. 2004 war der Umsatz um 8,3 Prozent auf knapp 20 Mrd. Euro gestiegen.

Auf dem Markt vollzieht sich ein Generationswechsel bei den Geräten. "In diesem Jahr werden erstmals mehr LCD- und Plasma-Bildschirme als herkömmliche TV-Röhrengeräte verkauft", berichtet Rainer Hecker, Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu). Von den fünf Millionen verkauften Fernsehgeräten seien über vier Millionen Ersatzanschaffung. Wer sich ein neues Gerät kauft, hat natürlich die neueste Technik im Auge.

Der Wertanteil flacher Bildschirme soll im TV-Bereich deutlich oberhalb von 50 Prozent liegen. "Im Bereich Flat-TV größer als 60 Zentimer werden in diesem Jahr erstmals mehr als eine Milliarde Euro Umsatz erzielt", prognostiziert Kamp, der auch Philips-Deutschland-Chef ist. Tragbare Audiogeräte vor allem mit MP3 melden einen Zuwachs von 45 Prozent.

Rückgang bei Röhrenfernsehern
Auslöser der gegen den allgemein Trend laufenden Konsumfreude seien eindeutig Innovationen mit besserer Qualität und mehr Anwendungsmöglichkeiten. Dies belege auch der Rückgang bei der analogen Technologie und TV-Röhrengeräten - der noch weitaus größte Absatzbereich. Hier gebe es beim Umsatz ein minus 25 Prozent. Auslaufmodelle sind Videorecorder mit einem wertmäßigen Rückgang von 47 Prozent.

Zur positiven Stimmung zählte auch das Thema hochauflösendes Fernsehen HDTV. Denn die neue Generation deutlich verbesserter Fernsehbildqualität wird jetzt in die Wohnzimmer einziehen, sagt Hecker. Dazu trage auch bei, dass die öffentlich-rechtlichen Sender bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 den ersten Schritt dazu mit der Breitbildübertragung vollziehen wollen. Industrie und Handel seien allerdings gefordert, mehr über das HDTV zu informieren.

Premiere sendet ab Herbst in HDTV
Die Industrie setzt bei der neuen Bildqualität auch auf den Abo-Sender Premiere, der ab Herbst Sendungen im HDTV-Format ausstrahlen will. Auch wenn anfangs der Anteil von HDTV-Sendungen noch gering sein werde, ist das Segment laut Hecker auf einem guten Weg. Bei der Einführung von Stereo-TV-Sendungen Anfang der 1980 habe der Anteil der Sendungen auch nur knapp fünf Prozent betragen. Dennoch seien viele Stereo-Geräte verkauft worden, argumentiert Hecker, der auch Vorstandschef der Loewe AG ist.

Von der Internationalen Funkausstellung IFA Anfang September erwartet die Branche einen weiteren Nachfrageschub. Die Messe ist das weltweit größte Branchenschaufenster. Bei der IFA 2003 wurde für 2,4 Mrd. Euro geordert. Kamp erwartet in diesem Jahr eine noch höhere Nachfrage.

Intel erstmals bei der IFA
"Schon jetzt kann gesagt werden, die weltweite Branche nutzt die IFA intensiver denn je", berichtet Messegeschäftsführer Christian Göke. Es sei rund zehn Prozent mehr Fläche verkauft worden. Alle großen Branchen-Unternehmen werden vom 2. bis 7. September wieder in den Hallen unter dem Funkturm dabei sein. Bedeutendster Neuzugang als Aussteller sei Chiphersteller Intel. Es werde einen Chip für die Consumer Electronic präsentiert. "Intel hat erkannt, dass die Wachstumsdynamik eher bei der Consumer Electronik als bei der Informationstechnologie", sagt Göke. (apa)