Schloss Schönbrunn virtuell nachgebildet: Erster Prunkraum ist bereits fertiggestellt

Schloss Schönbrunn virtuell nachgebildet: Erster Prunkraum ist bereits fertiggestellt

Wiens Schloss Schönbrunn wird originalgetreu nachgebaut - im Computer. Genauer gesagt ist bereits ein Prunkzimmer virtuell dreidimensional begehbar, was am Dienstag im Schloss präsentiert wurde. Bis zum kommenden Jahr sollen weitere drei Räume digitalisiert sein, um Marketing für Schönbrunn in aller Welt zu machen, kündigte Wolfgang Kippes, Geschäftsführer der Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft (SKB) an.

Diese virtuelle Tour wird zusammen mit dem Ars Electronica Futurelab entwickelt. Als erstes Testobjekt wurde der Rokokoraum "Millionenzimmer" fertig gestellt. Mit seiner Rosenholzvertäfelung und indisch-persischen Miniaturarbeiten gestaltete sich die Darstellung als besondere Herausforderung.

Atmosphäre eingefangen
Futurelab-Leiter Horst Hörtner betonte, man habe nicht nur Fotorealismus angestrebt, sondern versucht, die Atmosphäre des Raumes zu bannen. So wurden etwa die Wölbungen der Spiegel in die Digitalisierung übernommen. Und selbst zum Kronleuchter aus dem Jahr 1760 kann der "Besucher" mittels Joystick durch den Raum schweben und kleinste Details fokussieren.

Detailliertes 3-D-Modell
Dabei sei die vorgestellte Anwendung eigentlich lediglich "ein Abfallprodukt der Datenerfassung", gestand Kippes. Denn derzeit wird das gesamte Schloss in einem detaillierten 3-D-Modell erfasst, was Einsparungen bei der Gebäudeverwaltung ermöglichen soll. Die digitale Visualisierung aber sei "eine Innovation, deren Zukunft wir noch gar nicht richtig abschätzen können", so Kippes. Weitere Anwendungsgebiete seien etwa der Ausstellungsbereich oder die virtuelle Bewahrung von Kulturgütern.

Original gewinnt an Schauwert
Angst, dass sich manche nach einem 3-D-Erlebnis gar nicht erst ins Schloss bemühen werden, wies Kippes von sich. Internationale Erfahrungen hätten gezeigt, dass ein Original durch starke Verbreitung der Reproduktion an Schauwert gewinne. Auf der Homepage wird das Werk trotzdem nicht zu sehen sein: Die Datenmenge wäre derzeit schlichtweg zu groß. (apa)