Reiseführer und Stadtplan in einem Gerät:
Cruso vereinfacht das digitale Sightseeing

Mit einem digitalen GPS-Reiseführer, der Touristen zu Fuß durch Städte führt, will ein Team von deutschen Informatikern die Branche aufmischen. Der sogenannte "Cruso" soll Touristen das Nachschlagen in gedruckten Reiseführern und das Hervorkramen von unhandlichen Stadtplänen ersparen. Stattdessen ist beides in einem GPS-Gerät vereint, das neben Fußgängernavigation und vorgegebenen Sightseeing-Routen auch Audioinformationen über Sehenswürdigkeiten bietet.

Soft- und Hardware für den "Cruso" hat der Berliner Marco Köhler gemeinsam mit zwei Kollegen im eigens gegründeten, ebenfalls Cruso genannten, Unternehmen entwickelt, berichtet das Handelsblatt. Der digitale Reiseführer kann tageweise in Berlin und München ausgeliehen werden.

Exakte Geoinformationen
Um nicht von der starken Konkurrenz übertroffen zu werden, setzt Cruso auf besonders exakte Geoinformation. Das Cruso-Team hat eine spezielle Fußgänger-Kartierung für das Gerät entwickelt. Das Kartenmaterial entsteht dabei aus digitalisierten Bildern von detaillierten Katasterkarten, damit auch der kleinste Trampelpfad angezeigt werden kann. "Die Daten müssen topaktuell sein, sonst ist das Ärgernis groß, wenn man etwa zu einer stillgelegten Bushaltestelle gelotst wird", bestätigt auch Manfred Breul vom Branchenverband Bitkom. Ohne präzise Geoinformation könne man in diesem Wachstumsmarkt nicht bestehen, meint Breul. Die renommierte Marke Merian hat kürzlich den "Scout Navigator", einen elektronischen Reiseführer mit Audiokommentar, auf den Markt gebracht und auch Smartphone-Hersteller drängen zunehmend in den Markt für Fußgängernavigation.

Ziel von Cruso ist die Etablierung eines Franchise-Systems mit Hotels, Reiseveranstaltern und Stadtvermarktern. Cruso verhandelt laut Köhler momentan auch mit Nokia, das anscheinend an den Einstieg in den Markt für digitale Reiseführer denkt. Das finnische Unternehmen arbeitet selbst an Smartphones mit Fußgängernavigation und hat kürzlich einen großen Kartenanbieter übernommen. Laut Köhler gebe es auch Verhandlungen mit einem großen Zeitungsverlag, der sich interessiert daran zeige, Nachrichten auf das Gerät zu schicken. Sicher ist derzeit, dass bald auch Wanderer in der Lüneburger Heide und Besucher in einem Tierpark in Güstrow den digitalen Guide ausleihen können.
(pte/red)