Reform geplant: EU will Online-Musikbörsen
Sicherung der Lizenzrechte erleichtern

Die EU-Kommission will den europäischen Online-Musikservices den Umgang mit Lizenzrechte erleichtern: Die derzeitige Praxis der Urheberrechtsabgeltung ist nach Ansicht von Binnenmarkt-Kommissar Charly McCreevy der Hauptgrund, warum legale Internet-Musikbörsen in der EU weniger schnell wachsen als in den USA, hieß es in Brüssel. Bis zum Herbst sollen die derzeitigen Strukturen für die Online-Lizenzierung in der EU reformiert werden.

Ziel sei eine europaweite Lizenz für die Online-Verwendung eines Musikrepertoires sowie die freie Wahl zwischen den Verwertungsgesellschaften, unabhängig vom Wohnsitz des Internet-Dienstes. Auch der Künstler soll EU-weit die freie Wahl haben, wem er den Auftrag gibt, seine Onlinerechte zu verwalten. In den nächsten drei Wochen können Interessierte auf der Homepage Stellungnahmen zu der Initiative der EU-Kommission abgeben. Im Oktober soll über die weitere Vorgehensweise entschieden werden.

Die vorgelegten Studie über die Lizenzierung von Musik für das Internet in Europa zeigt, dass Online-Musikdienste in jedem einzelnen der 25 EU-Mitgliedstaaten die Urheberrechte für das Musik-Repertoire, das sie legal anbieten wollen, extra erwerben müssen. Die Studie schätzt, dass für die Sicherung der Rechte in einem einzigen Land Kosten von rund 9.500 Euro anfallen. Nachdem in vielen Mitgliedstaaten getrennte Lizenzen für Herunterladen (mechanische Verwertung) und reines Abspielen (öffentliche Verbreitung) notwendig sind, rechnet die Kommission im schlimmsten Fall mit Kosten von rund 475.000 Euro, um EU-weit ohne Gesetzesverstöße tätigt werden zu können. Das ist nach Ansicht der EU-Kommission "prohibitiv", weil die Online-Börsen mit diesen Anlaufkosten bei Einnahmen von 10 Cent pro Download kaum je profitabel werden könnten.

In den USA wurden im Vorjahr von den legalen Internet-Musikdiensten Einnahmen von 207 Mio. Euro eingespielt, für heuer wird mit einem Anstieg auf 498 Mio. Euro gerechnet. In der EU haben gesetzeskonforme Musikbörsen dagegen 2004 nur 27,2 Mio. Euro umgesetzt, die heuer auf 106,4 Mio. Euro steigen werden.

Die 25 Verwertungsgesellschaften in den EU - darunter die österreichische Austro Mechana -, die bisher nur innerhalb des Staatsgebietes Lizenzen vergeben konnten, sollen nun überlegen, wie eine solche EU-weite Online-Lizenz aussehen könnte. Auswirkungen auf ihre Einnahmen sollten die geplanten Vereinfachungen für Online-Musikbörsen nicht haben. Derzeit stammt nur etwa 1 Prozent der Einnahmen aus diesem Bereich, der große Rest aus der traditionellen analogen Musikverwertung in Radios, Fernsehern, in Lokalen, Geschäften. Mit den geplanten Vereinfachungen sollte der Online-Musikbereich wachsen. (apa)