Illegal kopieren: Über eine Million Öster- reicher brennt, was das Zeug hält

Eigentlich dürfte es das alles gar nicht geben. Denn seit gut einem Jahr ist ein Gesetz in Kraft, welches das Kopieren geschützter CDs und DVDs ausdrücklich verbietet. Sogar der Verkauf von Kopierprogrammen mit Knackfunktion wurde untersagt.

Fakt ist aber: Es wird so viel kopiert wie nie zuvor. 2004 dürfte als das Jahr der Raubkopierer in die Geschichte eingehen. Musik, Filme, Games - die Fans saugen, klauen und brennen, was das Zeug hält. Weltweit werden im Monat rund 3 Mrd. Songs und 800.000 Filme aus dem Netz runtergeladen. Bei der Zahl der raubkopierten Musik-CDs schätzen Experten, dass das "Rekordergebnis" von 1,1 Mrd. Stück aus dem Vorjahr heuer klar übertroffen wird.

Neuester Klau-Hit: TV-Serien aus dem Web. Neben Download-Klassikern wie Kino-kassenschlagern und Charts-Hits boomen seit neuestem TV-Serien auf Gratisbörsen wie eDonkey und Co. Der Grund: Die meisten auch in Europa begehrten Fernsehhighlights werden in den USA etliche Monate vorher ausgestrahlt - und landen dann sofort auf Online-Tauschbörsen. Aktuelles Beispiel ist die Kultserie Sex and the City. Während die sechste und definitv letzte Staffel im ORF erst Ende September anläuft, war sie in den USA (und im Web) bereits im ersten Quartal 2004 zu sehen.

Kopierland Österreich
Silberscheiben mit TV-Serien, Hollywood-Streifen, PC-Games und Musikalben, die nie im Laden gekauft wurden, füllen auch hierzulande in vielen Haushalten Regalwände. Das digitale Raubrittertum hat Hochkonjunktur. Laut aktueller Erhebung des Austrian Internet Monitor (für das zweite Quartal 2004) sind 29 Prozent der österreichischen Webuser bekennende Downloader von Musik, Filmen etc.

Macht in absoluten Zahlen unfassbare 1,1 Millionen Austro-Raubkopierer. Zum Vergleich: Ende 2003 bedienten sich erst 15 Prozent der österreichischen Surfer auf Online-Tauschbörsen, also etwa 500.000 User. Ein Plus von mehr als 100 Prozent in gerade mal sechs Monaten!

Gesetz ist für die Katz
So viel steht fest: Die Raubkopierer lassen sich durch das Urheberrechtsgesetz nicht einbremsen - im Gegenteil. Ihre Tricks werden lediglich findiger. Denn wer ist etwa für den Kauf von Kopiersoftware in Zeiten des Internets auf den österreichischen Handel angewiesen? Im grenzenlosen WWW gilt das österreichische Recht nicht viel, hierzulande verbotene Klonprogramme sind in ausländischen Online-Shops problemlos auch nach Österreich zu bestellen.

Musik ist Hit der Raubkopierer
Mit 49 Prozent hat Musik den größten Anteil an den Inhalten, die weltweit auf CD-Rohlinge gebrannt werden. Das Geschäft mit illegalen Musik-CDs erreicht mittlerweile einen Umsatz von weltweit 4,5 Milliarden Dollar pro Jahr. Während sich Musik-alben seit Jahren stetig schlechter verkaufen, steigt der Absatz von CD-Rohlingen immer weiter an. Mit weltweit rund 350 Millionen Stück gehen rund um den Globus inzwischen mehr als doppelt so viele Rohlinge wie Alben über die Ladentische (siehe Grafik unten).

Österreich: Jede 2. Musik-CD ist selbst gebrannt. Laut Angaben des Branchenverbands ifpi wurden in Österreich im Vorjahr genauso viele Musik-CDs gekauft wie gebrannt (je 19 Mio. Stück). Heißt: Jede zweite Scheibe in heimischen CD-Playern ist raubkopiert!

Filme:
800.000 Downloads/Monat. Weltweit werden derzeit pro Monat rund 800.000 Kinofilme und TV-Hits aus dem Netz gesaugt. Das sind mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr - ein Resultat der zunehmenden Verbreitung von Breitband-Web (ein Download in voller Spielfilmlänge dauert gut und gern 24 Stunden). Laut Umfrage der MPAA, des Verbands der US-Filmindustrie, lädt jeder vierte Breitband-Intensivuser zumindest gelegentlich Movies aus dem Web.

Klagen nutzen nichts
Das zeigt sich auch an den Reaktionen auf rechtliche Gegenmaßnahmen der Industrie. Vor allem die Musikmultis überfluten Tauschbörsennutzer mit Klagen (in den USA, seit neuestem auch in Europa) - trotzdem steigen die Userzahlen.

Razzien gegen Kopierprofis, die mit illegalen CDs "dealen", bringen zwar kurzfristige Erfolge, dämmen aber das Übel nicht ein. Der Wiener Anwalt Andreas Manak, der die Austro-Szene im Auftrag der Filmindustrie intensiv beobachtet: "Die Raubkopierer denken sich immer neue Tricks aus. Auf diese reagieren wir dann wieder, und so geht es weiter ..." Immerhin sind in Österreich schon über 50 Strafverfahren gegen professionelle Raubkopierer anhängig.

Die ganze Story lesen Sie in E-MEDIA 19/2004!