Grünes Licht: EU-Kommission bewilligt Elefanten-Hochzeit von Sony Music & BMG

Die Megafusion von Sony und Bertelsmann (BMG) klappt. Die EU-Kommission hat grünes Licht für den Zusammenschluss der Musiksparten der beiden Konzerne gegeben. Mit Sony BMG, einem 50:50-Joint Venture, entsteht damit hinter Universal Music der zweitgrößte Musikkonzern der Welt, global sinkt so die Zahl der Großkonzerne von fünf auf vier. Die Gefahr einer Preisabsprache bestehe laut Brüsseler Wettbewerbshüter aber nicht.

Für Bertelsmann-Chef Gunter Thielen ist mit der Fusion die Zukunft des Konzerns im Musikgeschäft trotz Internet-Tauschbörsen gesichert. Im vergangenen Jahr sanken die Umsätze in der weltweiten Tonträgerindustrie um mehr als sieben Prozent auf 32 Mrd. Dollar (25,8 Mrd. Euro).

Jährliche Einsparungen von 300 Mio. erhofft
Bei Sony BMG werden die Sparten für das Tonträgergeschäft verschmolzen. Die Musikverlage (Music Publishing), die Auslieferung und die CD- und DVD-Produktion beider Mutterfirmen sind nicht von der Fusion betroffen. Auch das japanische Musikgeschäft von Sony wird in das fusionierte Unternehmen nicht eingebracht. Die Unternehmen erhoffen sich durch die Fusion jährliche Einsparungen von 200 bis 300 Mio. Euro.

Bis zu 2.000 Jobs in Gefahr
Sony BMG kommt gemeinsam mit 9.000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von bis zu fünf Mrd. Dollar. Branchenbeobachter gehen aber davon aus, dass durch die Fusion bis zu 2.000 Jobs verloren gehen. Das wollten die Unternehmen nicht bestätigen, laut Thielen sei aber mit "schmerzhaften Einschnitten" zu rechnen.

Hauptsitz von Sony BMG in New York
Hauptsitz des Joint Ventures ist New York, zu den unter Vertrag stehenden Künstlern gehören klingende Namen wie David Bowie, Anastacia und Britney Spears. Im Juni hatte BMG angekündigt, sich von 60 Prozent seiner Künstler in Deutschland zu trennen. BMG wolle keine "One-Hit-Wonder" mehr, so das Unternehmen.

Sony größerer Partner
Sony ist bei der Fusion der größere der beiden Partner, BMG hat nach Brancheneinschätzung mehr Künstler mit dem größerem Potenzial. Die Japaner sind schon jetzt Nummer zwei auf dem Weltmarkt. Sie werden mit Andrew Lack auch den neuen Vorstandsvorsitzenden stellen. BMG-Chef Rolf Schmidt-Holtz zieht sich auf die Position des Chairmans zurück. Der Fusionsprozess soll nach Angaben von Schmidt-Holtz so schnell wie möglich abgeschlossen werden. "Schneller als ein Jahr geht nicht", schränkte er ein.

BMG mit überraschend guten Ergebnissen
Am Wochenende hatte das deutsche Nachrichtenmagazin "Spiegel" von einem überraschend guten Halbjahresergebnis der BMG berichtet. In den ersten sechs Monaten des Jahres sei ein operativer Gewinn von rund 30 Mio. Euro erzielt worden, das beste Ergebnis aller ersten Jahreshälften der Firmengeschichte. Der im deutschen Gütersloh angesiedelte Bertelsmann-Konzern ist das größte Medienunternehmen Europas. Das Unternehmen befindet sich zu 17,3 Prozent direkt im Besitz des Firmenpatriarchen Reinhard Mohn. Weitere 25,1 Prozent hält die belgisch-luxemburgische Finanzgruppe Groupe Bruxelles Lambert (GBL). Der Rest gehört der Bertelsmann Stiftung. In der Bertelsmann Aktiengesellschaft hält die Eigentümerfamilie 75 Prozent der Stimmrechte, GBL 25 Prozent.

Bertelsmann mit sechs großen Sparten
Bertelsmann umfasst sechs große Sparten, die laut Firmenphilosophie weitgehend eigenständig tätig sind. Neben der nun mit Sony fusionierenden Musikgruppe BMG sind dies Europas größte Fernsehgesellschaft RTL Group, die Druck- und Dienstleistungssparte Arvato, der weltgrößte Buchverlag Random House, die Direct Group, in der unter anderem die traditionellen Buchclubs gebündelt sind, sowie der Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr.

73.000 Mitarbeiter
Das weltweit operierende Unternehmen Bertelsmann hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 16,75 Mrd. Euro erzielt. Der operative Gewinn (EBITA) lag bei mehr als 1,1 Mrd. Euro. Der Jahresüberschuss lag 2003 bei 208 Mio. Euro. Bertelsmann beschäftigt rund 73.000 Mitarbeiter.

Sony verdiente weniger
Sony, weltweit zweitgrößte Hersteller von Konsumelektronik, hat im abgelaufenen Geschäftsjahr angesichts hoher Umstrukturierungskosten drastisch weniger verdient. Der Reingewinn fiel zum Bilanzstichtag 31. März um 23,4 Prozent auf 88,5 Mrd. Yen (687 Mio Euro). Für das laufende Geschäftsjahr prognostiziert der Hersteller der Playstation 2 einen Gewinnanstieg von 13 Prozent auf 100 Mrd. Yen. (apa/red)