DVD-Piraten arbeiten mit gezieltem Marketing: Illegale Industrie floriert in Asien

Das Umfeld für den Vertrieb und Verkauf von illegalen DVDs hat sich in Thailand nachhaltig geändert. DVD-Händler haben sich gut organisiert. Sie benützen das Internet, haben eine großen Backkatalog und versenden die Waren auch zu den Kunden nach Hause. Trotz der Bemühungen der thailändischen Behörden breitet sich die DVD-Piraterie weiterhin aus. Die Motion Picture Association (MPA) berichtet von 13.000 Razzien alleine im vergangenen Jahr. Die Verluste durch illegale Verkäufe stiegen im Jahr 2003 in den 15 asiatischen Staaten um 12 Prozent auf 718 Mio. Dollar, so die New York Times.

Asien ist Spitzenreiter bei Film-Piraterie. 84 Prozent der Razzien gegen illegale Vervielfältigungen fanden in der asiatischen Pazifik-Region statt. Im Vergleich zu einem Prozent in Nord Amerika. In Vietnam machen die sich im Umlauf befindlichen illegalen DVDs sogar 100 Prozent aus, gefolgt von 92 Prozent in Indonesien und 89 Prozent auf den Philippinen. In Indien und Thailand sind es 60 Prozent. Mit diesen Anteilen werde auch die lokale Filmindustrie in Mitleidenschaft gezogen. Ein indischer Filmproduzent schätzt den entgangenen Umsatzverlust auf 40 Prozent und rund 77 Mio. Dollar. Mittlerweile habe die Situation solche Dimensionen angenommen, dass Filmemacher aufgrund der weit verbreiteten Piraterie schon Angst hätten, Filme zu produzieren.

Um den Umsatz und die Gewinne anzutreiben, haben illegale DVD-Händler sogar die Seiten der aufliegenden Branchenverzeichnisse, wo der legale DVD-Einzelhandel angeführt ist, entfernen lassen. In Taiwan und Singapur gibt es mittlerweile zahlreiche Websites, wo Online-Bestellungen entgegengenommen werden. Die DVDs werden dann gebrannt und auf dem Postweg zugestellt. Einige versenden ihre Waren sogar nach Australien und Großbritannien.

Außenstehende unterstellen den asiatischen Behörden jedoch ineffizientes Vorgehen gegen DVD-Piraterie. In den Teilen der Zentren, wo sich viele Touristen aufhalten, werde durchaus im Einzelhandel rigide gegen illegale Produkte vorgegangen. Aber die Hintermänner würden dadurch nicht belangt werden, so die Vorwürfe. Außerdem würden die Drahtzieher vor Ort gute Beziehungen zu politischen Institutionen besitzen. In Hongkong und Singapur konnte durch striktes Vorgehen gegen illegale DVD-Verkäufe der Anteil am Gesamt-DVD-Verkauf auf bis 20 Prozent gesenkt werden.

Experten wollen in Asien das Bewusstsein in diesem Bereich ändern und sehen Erziehung sinnvoller als restriktives Vorgehen. Bei den Menschen müsste das Wissen um die Bedeutung des geistigen Eigentums gestärkt werden. Der Erwerb von regulären DVDs komme auch der lokalen Wirtschaft zugute. Das Problem: Die astronomischen Preise im Unterhaltungsbereich sind für den Normalverbraucher nahezu nicht mehr leistbar. Für eine Familie sei es finanziell nahezu unmöglich, sich einen Film im Kino anzuschauen. (pte)