Das vorhergesagte Ende tritt nicht ein:
Radio überlebt dank älterer Zielgruppen

Die Radionutzung hat sich auf hohem Niveau stabilisiert, nur Jugendliche sind weiterhin Radio-Muffel. Zu diesem Ergebnis kommt die Analyse der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse. Danach hören die Deutschen im Durchschnitt täglich 190 Minuten Radio. Das sind vier Minuten weniger als noch vor Jahresfrist, Experten waren von schlechteren Werten ausgegangen.

"Die Ergebnisse sind erfreulich, da sie zeigen, dass Radio weiterhin ein fester Bestandteil der Mediennutzung ist", sagt Dieter K. Müller, Vorstand Radio der ag.ma, auf pressetext-Nachfrage. Wie bereits in den zurückliegenden Jahren, hören Männer (202 Minuten) noch immer mehr Radio als Frauen, die auf 178 Minuten am Tag kommen.

Wenig Hörzeit bei Jugendlichen
Im Gegensatz zu Erwachsenen investieren die 14- bis 19-Jährigen hingegen weiterhin bedeutend weniger Zeit in die Radionutzung. 103 Minuten sind es lediglich in dieser Altersgruppe. "Gerade Jugendliche setzen auf eine Vielzahl an Medien, aus denen sie sich informieren und unterhalten lassen", meint Müller. Mit zwei Stunden verbringen die Jugendliche mittlerweile mehr Zeit täglich im Internet als vor dem TV, dem sie 100 Minuten Aufmerksamkeit schenken.

"Das war zu erwarten. Denn im Gegensatz zu Radio oder Fernsehen hatte Internet bisher keine 100-prozentige Abdeckung. Deshalb ist dort noch Wachstumspotenzial", sagt Müller. Von daher sieht der Radio-Werbe-Experte auch keinen akuten Handlungsbedarf für die Radiostationen - ob öffentlich-rechtlich oder privat - ihre Vermarktungsmodelle umzustellen. "Die Jugend ist computeraffin und konsumiert viele Inhalte über das Internet", führt Müller weiter aus. So erfreuen sich Live-Streams und Podcasts wachsender Beliebtheit bei den unter 30-Jährigen. "All diesen Entwicklungen sind wir uns bewusst. Von daher bieten wir unseren Kunden seit längerem auch cross-mediale Pakete an, wo sie neben Radiowerbung auch gleich Werbeflächen im Netz buchen können", so Müller.

Kein totale Abkehr
Dass sich die Jugend irgendwann komplett vom klassischen Radio abwenden könnte und seinem Musikgeschmack nur noch im Netz fröne, sieht Müller nicht. "Mit zunehmendem Alter verändert sich aufgrund neuer Lebensverhältnisse auch der Medienkonsum." Denn auf dem Weg zur Arbeit im Auto ist es derzeit noch nicht möglich Live-Streams im Netz zu hören. "Das Internet ist ganz sicher wie jedes andere ein Konkurrenzmedium zum Radio. Doch macht Radio mehr aus, als das Abspielen von Musiktiteln und kurze moderatorische Zwischensequenzen", ist sich Müller sicher. Von daher sieht er Entwicklungen wie mp3-Radios gelassen entgegen. "Wer Unterhaltung, Information, Bildung und Musik zusammen haben will, der wird auf das klassische Radio setzen", so Müller.

Als größere Herausforderung fürs Radio sieht er hingegen die Messbarkeit sämtlicher Nutzungskanäle. "Bisher ist nur teilweise erfasst, ob jemand das Programm eines Senders nun über Web, Handy oder klassisches Radio gehört hat." Dies sei aber wichtig, um herauszufinden, in welcher Umgebung das Programm konsumiert wurde. Von daher wolle die ag.ma in den nächsten Jahren auch ihre Mess- und Befragungsmethoden den aktuellen Entwicklungen anpassen.
(pte/red)