Alternative zu GPS: Testsatellit für Europas Navigationssystem "Galileo" ist gestartet

Der erste Testsatellit für das europäische Navigationssystems Galileo ist am Mittwoch vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ins All gestartet. An Bord einer Sojus-Trägerrakete wurde "GIOVE A" um 6.19 Uhr MEZ ins All geschossen.

Der Satellit soll in 23.000 Kilometern Höhe Frequenzrechte sichern und neue Technologien testen. Ab dem Jahr 2011 sollen insgesamt 30 Satelliten für Galileo um die Erde kreisen und eine präzisere Ortsbestimmung als das amerikanische Konkurrenzsystem GPS ermöglichen.

"GIOVE A" wird während seiner auf zwei Jahre angelegten Mission unter anderem Atomuhren und neue, speziell für Galileo entwickelte Signalgeneratoren testen. Zudem soll er die Frequenzen sichern, die Galileo von der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) zugeteilt wurden. Die Signale müssen bis Juni erfolgreich im All ausgestrahlt werden. Erprobt werden sollen außerdem neue Schlüsseltechnologien unter erhöhter Strahlungsintensität im All.

Galileo wurde auf Initiative der Europäischen Kommission ins Leben gerufen und wird gemeinsam mit der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) entwickelt. EU, ESA und ein privates Betreiberkonsortium investieren in den kommenden Jahren rund 3,5 Milliarden Euro in den Aufbau des zivil ausgerichteten Navigationssystems. Deutschland beteiligt sich an der bis 2008 laufenden Entwicklung und Erprobung mit rund 20 Prozent der insgesamt 1,1 Milliarden Euro Gesamtkosten. An dem Projekt sind außerdem China, Indien, Israel, Marokko, Saudi-Arabien und die Ukraine beteiligt. Es soll allein in Europa mehr als 150.000 Arbeitsplätze schaffen.

Signale ab Mitte Jänner
"GIOVE A" soll ab Mitte Jänner Navigationssignale zur Erde senden. Der nahezu würfelförmige Satellit hat ein Startgewicht von rund 600 Kilogramm und erreicht nach der Entfaltung von zwei Sonnenkollektoren eine Spannweite von 4,5 Metern. Im Frühjahr soll ein zweiter Testsatellit, "GIOVE B", ins All starten. Bis 2008 sollen insgesamt vier Satelliten die Erde umkreisen und eine erfolgreiche Testphase sicherstellen.

Am Aufbau der Galileo-Satellitenflotte werden auch österreichische High-Tech-Unternehmen beteiligt sein. Laut der Agentur für Luft- und Raumfahrt (ALR) sind etwa Alcatel Österreich, Austrian Aerospace (AAE), Austrian Research Centers (ARC), Joanneum Research, Magna Steyr und Siemens Österreich interessiert. AAE baut für den zweiten Test-Satelliten, der kommenden April ins All geschossen wird, eine Elektronik-Einheit für den Signalgenerator, gleichsam das Herzstück des Systems. Der Generator sendet jene Signale aus, mit denen geeignete Geräte auf der Erde die genaue Position bestimmen.

(apa)