Web 2.0 soll die Umsatz-Motoren ankurbeln:
80% der Bosses glauben an Zusatznutzen

Acht von zehn Firmenchefs weltweit wollen mit Web 2.0-Anwendungen Geschäfte machen. Das hat eine Umfrage der Economist Intelligence Unit , der Forschungsabteilung des britischen Wochenmagazins "Economist" ergeben, die diese Woche in London und Oslo veröffentlicht worden ist.

Demnach gaben von 406 im Jänner dieses Jahres befragten hochrangigen Führungskräften 79 Prozent an, dass sie die Nutzung des Internets zur Kollaboration und zum Teilen von Informationen als Gelegenheit zur Umsatz- und Gewinnsteigerung betrachten würden.

Keine Bedrohung, sondern Chance
In der Fachliteratur war zuletzt davon die Rede, dass sich Konsumenten über das Internet ohne nennenswerte Kosten zusammenschließen und so arrivierten Firmen Konkurrenz machen könnten. Nach den Economist-Interviews haben die internationalen Konzerne aber offenbar den Nutzen des offenen Kommunikationsaustauschs bereits erkannt. Überhaupt nur ein Prozent der Top-Manager sieht Trends wie Bloggen, Wikipedia, YouTube und andere Formen der Zusammenarbeit von Internet-Benutzern als Bedrohung an.

Kundenorientierung neu
25 Prozent, also jedes vierte Unternehmen, laden die Konsumenten bereits ein, zur Erklärung, Unterstützung, Bewerbung oder Erweiterung seiner Produkte beizutragen. Ein weiteres Drittel steckt diesbezüglich schon in den Planungen für die nächsten zwei Jahre. Und weitere 47 Prozent sind bereits dabei oder planen bis 2009, die Kunden konkret in die Produkt-Gestaltung einzubeziehen. 65 Prozent der Firmen haben bereits Blogs oder Wikis eingerichtet oder in Planung zum Wissensaustausch inner- und außerhalb des Unternehmens.

Zuwachs-Beschleunigung prognostiziert
Auftraggeber der Studie war die börsenotierte norwegische Firma FAST, nach eigenen Angaben der weltweit führende Entwickler von Internet-Suchprogrammen für Unternehmen. FAST-Chef John M. Lervik erklärte, er erwarte "einen fundamentalen Wandel, wie Organisationen Innovationen entwickeln und agieren". Informationen aus der Internet-Community würden durch neue Suchtechnologien zunehmend zugänglich und verwertbar gemacht. Angesichts des hohen Bewusstseins der Unternehmensführer für den Wert rechne er in der Adaptierung von Web 2.0-Lösungen mit einer raschen Beschleunigung, so Lervik.

Primär Kundenzugewinn erhofft
Auch Studienautor Dan Armstrong zeigte sich überrascht über die breite positive Stimmung unter den großen Firmen, was die kommerziellen Möglichkeiten im Web 2.0 betreffe. Zusätzliche Umsätze aus den neuen Formen der Internetkommunikation erhoffen sich die Unternehmen vor allem beim Gewinnen von Kunden (38 Prozent), im Kundenservice und in der Produkt- und Serviceentwicklung (jeweils 25 Prozent). In diesen Bereichen erhoffen sich die Firmen auch die größten Kostensenkungseffekte.

Sie hatten einen Plan, aber keine Ahnung...
Vorreiter sind laut Umfrage Firmen in den USA, in Deutschland, China, Indien und Großbritannien und da vor allem Unternehmen das Unterhaltungs- und Medien-Industrie, dem Technologie-Bereich und der Tourismus-Branche. Was man unter Web 2.0 versteht, ist allerdings noch nicht ganz klar. Immerhin jeder dritte Manager hält auch E-Mail noch für ein Tool aus der neuen Internet-Welt. (apa/red)