Web 2.0 - Der nächste Klick im Internet...:
FORMAT erläutert die Renaissance des WWW

Seit gut eineinhalb Jahren hat das Kind endlich einen Namen. Der Taufpate heißt Tim O'Reilly, Vordenker der Open-Source-Bewegung, Verleger und Journalist. Der 52-Jährige schuf bei einer Internetkonferenz den Gattungsbegriff für die aktuellen Entwicklungen im Internet: Web 2.0 war geboren, und ein Raunen ging durch das Netz und die Feuilletons, die seither rege diskutieren.

O'Reilly beschreibt das Internet nach der Konsolidierungsphase 2001 als eine Art Sonnensystem, das ein praktisch unendliches Reservoir an Internetseiten, Geschäftsmodellen und Ideen mehr oder weniger lose zusammenhält. Die augenfälligste Änderung gegenüber dem Internet vor dem Crash ist für O'Reilly die geänderte Rolle der Internetnutzer selbst. Für ihn sind die Angebote im Netz am erfolgreichsten, die sich der "kollektiven Intelligenz" der Webgemeinschaft bedienen.

Das Kollektiv im Internet prägt sich immer stärker aus
Millionen Nutzer als kollektives Hirn und Korrektiv sind die Nährlösung, auf der die Dienste des Web 2.0 wachsen. Zu den zehn meistbesuchten Seiten des Internets zählt gegenwärtig die Online-Enzyklopädie Wikipedia mit Millionen von Artikeln, die sich ausschließlich aus dem Wissen der Community speisen. Die "Business Week" pries es jüngst als neues "Wir-Gefühl", das das Internet durchlaufe. Den prominentesten Proponenten dieses neuen Wir-Gefühls ist in der Regel eines gemeinsam: Sie sind kostenlos für die Nutzer, und der Inhalt kommt in der Regel von der Webgemeinschaft selbst. Ein beliebter Treffpunkt ist das größte private Fotoalbum der Welt, das es in seiner Vielfalt durchaus mit großen Fotoagenturen aufnehmen kann. Auf Flickr speisen vier Millionen Nutzer ihre digitalen Fotos ein, archivieren sie dort und geben sie zur kollektiven Begutachtung frei. Je mehr die eigenen Bilder von anderen Besuchern angeklickt werden, umso höher geht's im internen Ranking.

Als Karrieresprungbrett und Marketingwerkzeug für künstlerische Ich-AGs haben sich wiederholt die Portale myspace.com (Kontaktbörse für Jugendliche und viertgrößte englische Website) und youtube.com (Portal für private Videos) erwiesen. Schon einige Musiker haben über diesen Umweg durchs Netz den Weg in die Charts geschafft. Die Bands Arctic Monkeys, Gnarls Barkley oder Lily Allen haben sich dort ihre ersten Fans geholt. Das "Wall Street Journal" hat dieser Tage begonnen, ein Ranking dieser neuen Internetgeneration ("Moguls of New Media") zu erstellen. Die wichtigsten Werkzeuge dieser Ich-AGs im Web 2.0 sind der Blog und der Podcast. Bei geschicktem Einsatz der Online-Tagebücher und Kurzfilmchen ist mehr herauszuholen als die berühmten 15 Minuten von Warhol. Wer sich gut vermarktet, bekommt zumindest Aufmerksamkeit, Feedback aus der ganzen Welt und mitunter sogar Geld für sein Tun.

Web 2.0 ist nicht der zweite dot.com-Hype
Mit diesem erstarkten Community-Gedanken und neuen Experimentierfeldern rücken auch neue Geschäftsmodelle ins Blickfeld des Interesses. Ähnlich der Zeit vor dem Crash ist seit zwei Jahren wieder - verhaltene - Euphorie zu spüren. Venture-Kapitalisten sitzt das Geld deutlich lockerer in der Tasche. Der Unterschied zum ersten Run ist, dass deutlich weniger Kapital im Spiel ist, das wird aber vorzüglich in die Projekte investiert, die den Nutzer/ Kunden ins Zentrum stellen und mit anderen Technologien kompatibel sind. Um eine Idee umzusetzen, braucht es heute deutlich weniger Investments als noch vor zehn Jahren. Die Web-2.0-Start-ups brauchen keine Millionen mehr, sie kommen schon mit ein paar Tausend Dollar aus, um Millionen von Nutzern technisch zu versorgen, wie es der US-Professor John Battelle auf einer Web-2.0-Konferenz sehr treffend beschrieb: "Meine Web-1.0-Homepage kostete mich noch Millionen, mein aktuelles Geschäft basiert auf Blogging, und die durchschnittlichen Anfangskosten für einen Blog sind 100 Dollar."

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