Warnung: Massenwerbung bedroht E-Mail-Verkehr

Die Flut elektronischer Werbe-Nachrichten bedroht nach Ansicht des deutschen Software-Experten Volker Roth das Medium E-Mail. Die Massenversendung von Spam-Mails verärgere die Nutzer und lege Diskussionsforen im Internet weitgehend lahm, sagte Roth. Die Auswüchse müssten im Zusammenwirken von Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Nutzern eingedämmt werden, forderte der am Darmstädter Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD) arbeitende Forscher.

Nach Schätzungen des IGD ist weltweit schon jedes zweite E-Mail eine Werbung für Potenzmittel oder andere Produkte "und damit praktisch Müll", sagte Roth. Mehr als sechs Minuten täglich sei der Besitzer eines elektronischen Briefkastens im Schnitt damit beschäftigt, seinen Posteingang von Werbung und "Post mit ausführbaren Anlagen" zu befreien.

"Wer dabei nicht vorsichtig ist, kann sich schnell einen Computer-Virus, einen Wurm oder einen so genannten Dialer einfangen, der sich für teures Geld unbemerkt ins Internet einwählt", erläuterte der Computer-Fachmann.

In der Pflicht sieht Roth den Gesetzgeber, der das Verschicken von unverlangten Werbe-E-Mails unter Strafe stellen sollte. "Damit werden die Verantwortlichen zumindest in die Illegalität gedrängt." Roth sieht erste Erfolge im Kampf gegen Spam-Mails. "Die immer lauter werdenden Beschwerden haben dazu geführt, dass renommierte Unternehmen sich von dieser Werbemethode verabschiedet haben."

Anti-Spam-Gesetz kann E-Müll nicht aufhalten
Seit Jahresbeginn ist das amerikanische "Can Spam Act"-Gesetz in Kraft, das die Flut unerwünschter Emails eindämmen soll. Dieser Vorhaben scheint gescheitert, meint man bei SurfControl, dem globalen Marktführer im Bereich Web- und Email-Filterung. Spam-Versender würden sich von den neuen rechtlichen Gegebenheiten keineswegs abschrecken lassen, sondern neue Techniken entwickelt haben, um dieses Gesetz zu umgehen.

Laut Gernot Huber, Marketing Manager von SurfControl Europe sei es fraglich, ob man aggressive Spammer mit Gesetzen überhaupt aufhalten kann. Schließlich sei deren Kreativität ähnlich der von Hackern leider keine Grenzen gesetzt.

Bisher ließen sich vor allem drei neue Tricks identifizieren, welche Spammer als Reaktion auf das neue Gesetz anwenden:

  • Spams mit Grafiken, die das vom Gesetz geforderte Disclaimer-Schreiben und die physische Adresse enthalten: Dabei sei es nach wie vor schwierig, den wahren Absender zu identifizieren. Disclaimer und Adresse werden als HTML-Grafik und nicht als Text in die Email eingebunden, wodurch reine Text-Filtermechanismen solche Spam-Mails häufig nicht erkennen können.
  • Spams, die vorgeben, nicht primär einem kommerziellen Zweck zu dienen: Dabei macht man sich die Tatsache zu Nutze, dass das neue Gesetz ausdrücklich nur für kommerzielle Emails gilt. Im Text wird behauptet, der Zweck der Nachricht sei nicht kommerziell, sondern soll z.B. allwöchentlich über besonders skurrile US-Gesetze informieren. Hintergründig wird natürlich dennoch ein eindeutig kommerzieller Zweck verfolgt.
  • Spams mit fragwürdigen Unsubscribe-Adressen per Email oder Post: Empfängern wird die Wahl gelassen, die Zusendung abzubestellen. Diese Funktion dient jedoch hauptsächlich nur zur Bestätigung der Email-Adresse des Empfängers, der lediglich mit noch mehr Spam-Nachrichten zu rechnen hat.

(apa/red)