Virtuelle Mitfahrzentrale: Bis zu 15 Mio. Euro könnten so jährlich gespart werden!

Fünf Millionen Pkw-Fahrten und rund 18.000 Tonnen Luft-Schadstoffe könnten in Österreich durch eine "virtuelle Mitfahrzentrale" eingespart werden. Das hat ein gleichnamiges, vom Infrastruktur-Ministerium finanziertes Forschungsprojekt ergeben. Den volkswirtschaftlichen Nutzen beziffert das Projekt mit rund 15 Millionen Euro pro Jahr.

Für das Projekt hatten sich das Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik an der TU Wien, die Angewandte Psychologie und Forschung GmbH und der Bregenzer Verkehrsplaner Christian Steger-Vonmetz zusammen geschlossen. Ihre Befragung hatte ergeben, dass vier von zehn Autofahrer prinzipiell bereit wären, jemanden auf der Fahrt mitzunehmen. Der Anteil an "Mitfahr-Willigen" liegt etwa gleich hoch.

Derzeit sind Autos im Berufsverkehr jedoch nur mit durchschnittlich einer Person besetzt - Tendenz sinkend. "Erschütternd" nennt Projektleiter Christian Steger-Vonmetz diese Zahl. "Nur zwei Prozent der Beifahrersitze sind belegt."

18.000 Tonnen Schadstoffe einsparbar
Übertriebene Erwartungen setzt die Forschungsgruppe in eine "virtuelle Mitfahrzentrale" dennoch nicht: Auf Basis bestehender Projekte in Österreich und Deutschland schätzen sie das Potenzial vorsichtig auf fünf Millionen Fahrten pro Jahr. Insgesamt 106 Millionen Pkw-Kilometer können so eingespart werden. Rund 18.000 Tonnen Luft-Schadstoffe fallen weg.

Zwei Drittel der eingesparten Fahrten stammen aus dem Berufspendelverkehr, glauben die Forscher. Nur in der Anfangsphase würde das System wohl eher für längere Fahrten genützt. Der volkswirtschaftliche Nutzen - eingesparte Pkw-Kosten und Umwelt-Folgekosten - liegt bei rund 15 Millionen Euro.

Virtuelle Mitfahrzentrale kommt nächstes Jahr
Demgegenüber rechnet die Forschungsgruppe mit Kosten von rund 850.000 Euro für den Aufbau einer solchen Mitfahrzentrale. "Eine Kosten-Nutzen-Relation von 17:1 erreicht man mit keinem Straßenbau-Projekt", so Projektleiter Steger-Vonmetz.

Nach der Grundlagen-Studie soll nun im kommenden Jahr eine "virtuelle Mitfahrzentrale" im Internet tatsächlich entstehen. Neben einer eigenständigen Plattform ist auch die Zusammenarbeit mit der Fahrplanauskunft von ÖBB und Verkehrsverbünden sowie mit Routenplanern geplant. Auch über so genannte "Offboard"-Navigationssysteme soll der Zugriff funktionieren.

MItfahrer online finden
Die "virtuelle Mitfahrzentrale" funktioniert als eigenständige Internet-Plattform: Wer eine Mitfahrgelegenheit sucht oder anbietet, gibt Start- und Zielort ein sowie die geplante oder gewünschte Abfahrtszeit ein. Das System sucht auch einem Korridor entlang der Fahrtroute nach passenden Angeboten. Die Autofahrer können selbst definieren, wie viele Minuten Umweg sie in Kauf nehmen wollen, um jemanden mitzunehmen.

Geplant ist laut Projektleiter Christian Steger-Vonmetz aber auch die Kooperation mit bestehenden Routenplanern oder der Fahrplanauskunft für "Öffis" im Internet. Dort wird ohnehin die gewünschte Fahrtroute eingegeben. Die jeweilige Internet-Plattform leitet die Anfrage dann an die "virtuelle Mitfahrzentrale" weiter, kriegt von dort die Ergebnisse zurück geliefert und kann diese zusammen mit den eigenen Ergebnissen anzeigen.

Gespräche mit ÖBB und Verkehrsverbünden
"Grundsätzlich positiv" seien erste Gespräche mit den ÖBB und einigen Verkehrsverbünden verlaufen, sagt Projektleiter Christian Steger-Vonmetz im APA-Gespräch. "Für konkrete Verhandlungen ist es aber ohnehin noch zu früh."

Auch Offboard-Navigationssysteme, wie sie beispielsweise von Mercedes eingesetzt werden, sollen Zugriff auf die "virtuelle Mitfahrzentrale" erhalten. Diese lesen die Karten nicht von einer CD, sondern schicken die Anfrage an einen Server. Dieser liefert die benötigten Karten, sowie aktuelle Verkehrsinformationen zurück. Informationen über potenzielle Mitfahrer soll die virtuelle Mitfahrzentrale dann zeitgleich per SMS liefern.

Infrastrukturministerium zahlt die Hälfte
Finanziert wird das rund 600.000 Euro teure Projekt zur Hälfte aus dem Programm "I2 - Intelligente Infrastruktur" des Infrastrukturministeriums. Den Rest wollen die Mitglieder des Projektteams - Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik an der TU Wien, WIGeoGIS GmbH, Psychologin Bettina Schützenhofer und Verkehrsplaner Steger-Vonmetz - aus Verkäufen des Systems finanzieren. (apa)