USA will Totalüberwachung des Internet

Das US-Verteidigungsministeriurm will künftig das weltweite Internet rund um die Uhr überwachen. Der Chef der "Informationsabteilung" im Pentagon, John Poindexter, erklärte in einem Interview der "Washington Post", Ziel sei es, die Spur von Terroristen überallhin verfolgen zu können, berichtete das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner Online-Ausgabe.

Dazu will das Pentagon nach Informationen der Zeitung Zugriff zu Datenbanken in der ganzen Welt erhalten. Das Überwachungssystem würde dann systematisch Millionen von Datenpaketen durchschnüffeln und so Kreditkartenabrechnungen, verdächtige Reiseaktivitäten oder ungewöhnliche Arzneimittelverschreibungen wie etwa zur Behandlung von Milzbrand aufdecken.

Echelon war erst der Anfang
Dies würde noch über die Möglichkeiten des von Amerikanern und Briten installierten Echelon-Systems hinausgehen, mit dessen Hilfe US-Geheimdienste die elektronische Kommunikation auch ihrer Verbündeten überwachen. Das System war im letzten Jahr vom EU-Parlament vehement kritisiert worden, weil es von Briten und Amerikanern nachweislich gezielt auch zur Industriespionage in Partnerländern genutzt wurde. "Wir können die Terroristen nur finden und ihnen zuvorkommen, wenn wir ihre Spur verfolgen", sagte dazu der frühere nationale Sicherheitsberater Poindexter.

NSA "ertrinkt" in Echelon-Datenflut
Kritiker merkten an, die US-Regierung werde es sicher schwer haben, für ein solches Überwachungsprogramm die Zustimmung befreundeter Staaten einzuholen. Noch schwieriger dürfte es allerdings sein, ein solches Programm überhaupt in die Praxis umzusetzen: Der militärische Geheimdienst NSA (National Security Agency) ertrinkt schon jetzt in der Echelon-Datenflut, derzeitige Filtertechnologien arbeiten nicht präzise genug, das Profane vom Gefährlichen zu trennen. Ein solches Überwachungssystem müsste in der Lage sein, täglich den Inhalt mehrerer Milliarden E-Mails in zahlreichen Sprachen zu analysieren - und dabei beispielsweise ziellose Waffenangebote, Titelhandel, Medikamenten- und Drogenspams von echten E-Mails zu scheiden. Selbst Poindexter gibt zu, dass noch Jahre vergehen würden, bis die Technologie entwickelt sei, um derart riesige Datenmengen zu filtern.

Auftrag für Software-Entwicklung bereits gegeben
Doch die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Poindexters Abteilung verfügt über einen Jahresetat von 200 Millionen Dollar, und erste Großaufträge zur Entwicklung der Schnüffelsoftware wurden schon vergeben. Nach Informationen der "Washington Post" berät Poindexter auch die Nationale Transportsicherheitsbehörde bei der Entwicklung eines Programms, um verdächtige Passagiere aufzuspüren.

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