Umweltschutz: Luftaufnahmen von Kaliforniens Küste

Wie soll man bloß alle Umweltschäden an einer 1.800 Kilometer langen Küste dokumentieren? Vor diesem Problem stehen die Behörden Kaliforniens nun nicht mehr, denn die private Initiative eines Software-Millionärs schuf ein weltweit einmaliges, öffentlich zugängliches Online-Archiv. Unter der Adresse http://www.californiacoastline.org ist jeder Strandzentimeter des Pazifikstaates in Luftaufnahmen dokumentiert, zusammen mit allen Meereshäfen.

Nur das Gelände eines Militärflughafens durfte für dieses Projekt nicht fotografiert werden. Aber die Aktivisten Kenneth und Gabrielle Adelman aus der Hafenstadt Santa Cruz hoffen auf eine baldige Pentagon-Genehmigung, damit ihr Archiv wirklich lückenlos ist. Monatelang knatterte der rot-schwarze Hubschrauber der beiden vor der Küste ihres Heimatstaates herum. Die Kosten übernahm Kenneth Adelman, der ein geschätztes Vermögen von über 300 Millionen Dollar besitzt.

Über 12.000 Bilder
Adelman drückte über 12.000 Mal auf den Auslöser seiner digitalen Kamera, während seine Frau den Hubschrauber in der Idealposition hielt: In 150 Metern Höhe und 500 Meter vom Ufer entfernt. Dieser Winkel ergab eine spektakuläre Aussicht, schwärmt Kenneth Adelman. Aber ihm ging es nicht um schöne Bilder, sondern unter anderem um die Entlarvung von rücksichtslosen Bauplanern.

Illegale Schutzmauern
Viele Grundstücke haben Brandungsmauern, die den Strand zerstören, sagt Adelman. Die Schutzmauern müssen eigentlich von der staatlichen Umweltbehörde begutachtet werden, diese Regel wird aber gerne missachtet. Und besonders an abgelegenen Küstenstrichen bleiben die illegalen Bauten oft unentdeckt, weil den Behörden das Personal für umfassende Inspektionen im ganzen Staat fehlt.

Adelman weist auf andere Probleme hin: Kraftwerke pumpen in einigen Fällen ihr Kühlwasser in Schutzgebiete hinein. Er berichtet außerdem von Kläranlagen, die ihr Abwasser ungesäubert in den Pazifik schicken, und von Entsalzungsanlagen, die mit giftigen Rückständen Küstengewässer verseuchen. Solche Umweltsünden sollen nun mit Hilfe des Archivs belegt werden. Dieses Projekt wird immer weiter gehen, sagt Adelman. Er will, nach dem Abschluss der ersten Fotoserie, in einigen Jahren erneut losfliegen und Vergleichsaufnahmen herstellen. Die sollen dann eindeutig belegen, wie Kaliforniens berühmte Strände und Klippen an einigen Stellen systematisch verschandelt und verseucht werden.

Kritik am Online-Archiv
Das Online-Archiv der Adelmans wird von amerikanischen Umweltorganisationen wie dem Sierra Club als vorbildliche Initiative gelobt. Gleichzeitig gibt es energische Kritik von Grundstücksbesitzern. Sie fühlen sich in ihrer Privatsphäre verletzt, weil das Aktivisten-Ehepaar der ganzen Welt via Internet extrem detaillierte digitale Aufnahmen präsentiert. Die Bildqualität entspricht den Standards von traditionellen Profi-Filmkameras. Adelmans gestochen scharfe Fotos sind den Eigentümern von Küsten- Anwesen ein Dorn im Auge. "Ich wünsche Ihnen, dass jemand hochaufgelöste Fotos von Ihrem Swimming Pool online veröffentlicht", flucht einer der Kritiker in einer E-Mail an die Adelmans.

Zielkatalog für Terroristen?
Das Paar muss sich nun auch noch gegen Vorwürfe wehren, nach denen die Fotos von Küstenbauwerken einen willkommenen Zielkatalog für Terroristen darstellen. Adelman betont, die umweltpolitischen Vorteile des Projekts würden schwerer wiegen als das Risiko, dass die Fotos missbraucht werden könnten. Zu seiner Verteidigung weist er darauf hin, dass niemand seine Website besuchen muss, um hochwertige Aufnahmen von San Franciscos Golden Gate Bridge oder Los Angeles' Flughafen zu besitzen. Jedermann könnte schließlich ein Flugzeug chartern und solche Bilder mit einer ganz gewöhnlichen Kamera machen, sagt Adelman.

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