Über Geschäfte der virtuellen Unterwelt:
"Risiko im Internet für Kriminelle geringer"

Symantec, Marktführer für Internet-Sicherheitslösungen, hat ein Jahr lang das Treiben krimineller Organisationen im Netz genau analysiert. Heraus kam der erste Cybercrime-Report, der - nicht unerwartet - ein dramatisches Bild der Sicherheitslage zeichnet. Alles nur Panikmache? Mit E-MEDIA spricht Candid Wuest, einer von Europas führenden Experten für Internetsicherheit, über die Geschäfte in der virtuellen Unterwelt.

E-Media: Es ist nicht verwunderlich, dass ihr als Hersteller von Schutz-Tools die "Feinde" möglichst böse darstellt - wie schlimm ist die Lage wirklich?

Wuest: Internetkriminalität hat in den letzten 12 Monaten rund 7 Mrd. US-$ Schaden verursacht. Am Untergrundmarkt sind Waren im Wert von 276 Mio. US-$ gehandelt worden …

E-Media: "Waren" wie Viagra & Co?

Wuest: Nein, der über Spam erfolgende Handel ist nicht erfasst worden. Mit Untergrundmarkt meinen wir Kreditkartendaten und Online-Banking-Accounts, aber auch Schädlinge.

E-Media: Wie viele Cyberkriminelle gibt es weltweit?

Wuest: Schwer zu sagen, es sind garantiert mehrere Tausend!

E-Media: Klingt, verglichen mit Straftätern in der realen Welt, nach gar nicht so vielen ...

Wuest: Schon ein einzelner kann immensen Schaden verursachen. So gelang etwa das Hacking der Datenbank eines englischen Modekonzerns, womit auf einen Schlag 45 Millionen Kreditkartendaten am Schwarzmarkt auftauchten.

E-Media: Und wie macht sich das Hacking bezahlt?

Wuest: Diese Daten werden in Internetforen oder über Chats zum Kauf angeboten. Die Kreditkartennummer alleine bringt vielleicht nur 10 Cent pro Stück, mit Securitycode (CVV2) verfünffacht sich der Preis. Wenn auch noch Name, Limit und Gültigkeit der Karte bekannt sind, werden auch schon mal 10 bis 20 US-Dollar pro Datensatz bezahlt!

E-Media: Wie wird man eigentlich zum Cybergangster?

Wuest: Dazu braucht's kein Diplom und keine technische Ausbildung. Einige Kriminelle kommen aus dem IT-Umfeld, andere sind auch in der realen Welt Gangster und verlagern ihre Aktivitäten wegen des gerin-geren Risikos einfach ins Internet. Alles, was für Angriffe und Abzocke benötigt wird, kann man hier kaufen.

E-Media: Geringes Risiko ...?

Wuest: Über Nicknames ist zwar gut nachvollziehbar, was am virtuellen Untergrundmarkt passiert, aber die reale Identität der Täter herauszufinden ist extrem schwer. Die beste Chance hat man noch bei der Zahlung - nur gibt es mit Online-Devisenbörsen und Ähnlichem viele anonyme Finanzdienstleistungen.

E-Media: Wenn alles so einfach ist, warum gibt es dann nicht mehr Kriminelle im Internet?

Wuest: Hinderungsgrund ist eigentlich nur das persönliche Gewissen. Darum rechnen wir mit einer wachsenden Täteranzahl - was zu neuen Gefahren für die User führen wird …

Den kompletten Beitrag zum Cybercrime-Report 2009 können Sie im E-MEDIA 26 & 1/2009 nachlesen!