Twitter.com - Es wird lauter gezwitschert:
Eine Echtzeitinformation für die Blogosphäre

Mehr als ein Jahr nach der Gründung von twitter.com haben dort rund 500.000 Nutzer ihr "Mikro-Blog" eingerichtet. Im vielstimmigen Gezwitscher der stündlich mehr als 80.000 "Tweets" sind auch viele Stimmen herauszuhören, die eine sinnvolle Twitter-Nutzung erkennen lassen.

Das Twitter-Prinzip ist einfach: Über eine Webseite, einen Instant Messenger wie AIM oder per SMS werden kurze Texte (bis zu 140 Zeichen lang) an den Dienst geschickt. Dort erscheinen diese Botschaften sofort auf einer persönlichen Webseite. Die Zeitleiste mit den einzelnen Texten kann auch ins persönliche Blog, auf die private Homepage oder in Communities wie Facebook importiert werden.

What are you doing?
Die Anmeldung ist kostenlos und mit wenigen Mausklicks erledigt. Dann fragt twitter.com: "What are you doing?". Entsprechend schlicht und alltäglich sind die Antworten auf den Twitter-Seiten. Diese sind zwar sofort öffentlich, aber oft nur für bestimmte Leute gedacht. Denn mit Hilfe von Twitter kann man Freunde und Bekannte auf dem Laufenden halten: Anstatt jedem einzelnen eine SMS zu schicken, erledigt das der Twitter-Dienst, sofern die Freunde dort ebenfalls registriert sind.

Wie wird gesendet?
Einen "Tweet" über das Internet abzusetzen, ist kostenlos. Vom Handy aus fallen die Kosten für eine SMS ins Ausland an, das sind meist 29 Cent. Alternativ kann man auf dem Handy auch kleine Programme nutzen, die den Tweet-Versand über den Datendienst GPRS erledigen, oder die Texte auf einer mobilen Webseite eingeben.

"Tweets" als Breaking News
Twitter wird aber nicht nur für kleine private Mitteilungen an den persönlichen Freundeskreis genutzt, sondern auch für Botschaften ans weltweite Internet-Publikum. So teilt der demokratische Präsidentschaftsbewerber Barack Obama in den USA allen Interessenten mit, dass er gerade "mit den Einwohnern von Sunapee, New Hampshire, ein Eis genießt". Twitter hat sich zum aktuellen Nachrichtenmedium gemausert. Die Suchmaschine TwitDir listet 945 Einträge mit "News" auf, darunter die "Breaking News" von CNN und BBC. Da diese ihre "Tweets" mit Links auf die eigene Webseite nutzen, können sie auf diese Weise zusätzliche Nutzer für ihre Angebote gewinnen - und die Zahl der aufgerufenen Webseiten ist der entscheidende Rohstoff für Werbeeinnahmen.

Die Blogosphäre nutzt die Realzeitinformationen
"Ich benutze das als echte Informationsquelle für Themen, über die ich schreibe", sagt der Social-Media-Experte und Blogger Oliver Gassner aus Vaihingen an der Enz. "Ich bekomme viel eher mit, was in den USA passiert." Gassner hat seinen Twitter-Account seit zehn Monaten und verfolgt zurzeit die Beiträge von 336 anderen Twitter-Nutzern. Er selbst steht bei 254 Nutzern auf der Kontaktliste. Wenn Gassner auf Konferenzen oder anderen Ereignissen mit dem Notebook oder dem Handy sein Live-Blog mit Twitter füllt, entsteht in kurzer Zeit ein Stichwortprotokoll: "Twitter ist ideal, um Realzeitinformationen über ein Ereignis zu verbreiten." Der Dienst habe eine wichtige Funktion, um aktuelle Ereignisse in der Blogosphäre schnell zu verbreiten.

Club der anonymen "Twitterholics"
Rund um Twitter ist eine Vielzahl von Widgets, Mashups und anderen kleinen Software-Tools oder Web-Anwendungen entstanden. Da gibt es etwa bei twitterfeed.com die Möglichkeit, die eigene Twitter-Seite mit dem Inhalt von RSS-Feeds aus unterschiedlichen Quellen zu füllen. Mehrere Webanwendungen verbinden die Twitter-API, also die frei verfügbare Software-Schnittstelle zu diesem Dienst, mit der Schnittstelle für die Google-Maps. Auf twittervision.com kann man so nahezu in Echtzeit verfolgen, wo auf der Erde gerade welche Aussage gezwitschert wird. Andere Anwendungen verbinden Twitter mit dem Foto-Dienst Flickr. Auch gibt es schätzungsweise mehr als 100 Internet-Dienste, die das Twitter-Prinzip übernommen und beispielsweise auf bestimmte Länder angepasst haben. Aufpassen sollte man nur, dass man nicht auf die Liste der "Twitterholics" gerät: Wer dort auftaucht, ist von akuter Kommunikationsüberlastung bedroht. (apa/red)

LINK:
twitter.com