".tv" bringt Geldsegen über Tuvalu: Insel bezahlt Asphalt-Straße mit Web-Einnahmen!

Mit den beiden Buchstaben .tv kehrte auf der Pazifikinsel Tuvalu der Wohlstand ein. Seit Beginn der weltweiten Vermarktung für Internet-Adressen von Tuvalu ist die einzige Straße der Insel geteert, die Dorfwege sind auch abends beleuchtet und die Miete für das Büro und der Sitz bei den Vereinten Nationen sind auch bezahlt.

Fernsehsender und Filmproduktionsfirmen kaufen Adressen mit der Endung .tv für ihre Internet-Auftritte, erklärt Bart MacKay von der Firma VeriSign, die .tv an Wiederverkäufer vermarktet. "Wenn wir unsere Kunden fragen, welche Domain-Endung sie am liebsten verkaufen, dann ist .tv ganz oben."

"Firmen nehmen uns aus!"
Aber allzu viel bleibt von dem Geldsegen bei der Insel nicht hängen, klagen Politiker wie Apisai Ielemia. "Wir werden von diesen geschäftsorientierten Firmen ausgenommen." Die Tuvaluer selbst haben für das Big Business nicht viel übrig. Eher ruhig leben sie auf ihrem sonnigen Atoll zwischen Australien und Hawaii. Hauptexporte waren bis vor kurzem Kokosnussöl und Briefmarken. Kooperativen oder die Regierung regeln fast alles, vom Markt bis zur Radiostation - einen Fernsehsender gibt es im Land von .tv bisher nicht.

Tuvaluer schlecht beraten
Auch waren die Tuvaluer in der Vergangenheit zu leichtgläubig. 1979, ein Jahr nach der Unabhängigkeit von Großbritannien, erschwindelte sich ein amerikanischer Immobilienbetrüger die Hälfte der eine Million Dollar, die die Insel als Reserve hatte. Als ihnen 1998 ein kanadischer Unternehmer etwas von Reichtümern erzählte, die es im Internet zu verdienen gebe, zogen sie Anwälte zu Rat. Einen echten Vermarktungsplan hatte die kanadische Firma aber auch nicht, weshalb das Geschäft scheiterte. 2000 gab es dann ein Abkommen mit einer Firma in Kalifornien. Diese verkaufte die Rechte zwei Jahre an VeriSign, wo auch die gewichtigen Top-Level-Domains .com und .net verwaltet werden. In der Zwischenzeit wanderten 20 Millionen Dollar (16,1 Mill. Euro) auf das Konto der Regierung von Tuvalu. Damit bezahlte die Insel unter anderem die geteerte Straße, die Beleuchtung und auch die 50.000 Dollar (40.332 Euro) für den Beitritt zu den Vereinten Nationen.

Bewohner bekommen nur Minimum
Inzwischen kommt zwar auch vierteljährlich Geld von VeriSign, etliche Inselbewohner fragen sich aber, ob sie wirklich bekommen, was ihnen zusteht. Denn zumeist ist es nur das zugesagte Minimum, was sie erhalten. Von VeriSign fordern sie vor allem mehr Offenheit in den finanziellen Dingen. Man wolle wissen, zu welchen Bedingungen die Firma .tv vermarkte, fordert Aunese Makoi Simati, der für Domain-Fragen zuständig ist.

Einzelabrechnung praktisch unmöglich
Dazu sieht sich aber VeriSign nicht in der Lage. Einzelabrechnungen für jede Domain seien praktisch nicht möglich, da über die gleichen Rechner auch Internet-Adressen mit anderen Endungen vermittelt würden, sagt MacKay. "Die Mindestzahlungen werden wohl noch eine Zeit so weitergehen." Die Regierung von Tuvalu hat zwar schon rechtliche Schritte erwogen, geschehen ist bisher aber nichts.

Insel will Geld aus dem All
Stattdessen schaut man sich auf der Insel nach anderen möglichen Einnahmequellen um - und blickt Richtung Himmel. Die Regierung erwägt bei der Internationalen Fernmeldeuniuon (ITU) nationalen Raum im Orbit zu beantragen. Man hofft auf Geld aus Geschäften mit Satellitenbetreibern und verhandelt dazu schon mit einem möglichen Partner, einer US-Firma. (apa)