Trotz Interview mit dem "Playboy": Google-Aktien-Auktion ist gestartet!

Trotz eines umstrittenen "Playboy"-Interviews der Firmengründer Larry Page und Sergey Brin darf die US-Suchmaschine Google wie geplant in der kommenden Woche an die Börse gehen. Es sei entschieden worden, den Börsengang nicht weiter zu verzögern, teilte die US-Börsenaufsicht SEC am Freitag (Ortszeit) in New York mit.

Im Vorfeld hatte es allerdings Aufregung um ein Interview der Firmengründer Larry Page und Sergey Brin in der Zeitschrift "Playboy" gegeben, wodurch sich Google veranlasst sah, dieses Gespräch als mögliches Risiko für den IPO zu deklarieren.

Google gab am Freitag in der US-Börsenaufsicht SEC übergebenen Dokumenten selbst an, dass wegen eines "Playboy"-Artikels ein Rückkauf der auszugebenden Aktien über einen Gesamtwert von rund 3,3 Mrd. Dollar (2,69 Mrd. Euro) drohen könnte. Grund ist ein möglicher Verstoß gegen das im Aktiengesetz vorgeschriebene Schweigeverbot vor einem IPO. Allerdings stammten die verwendeten Aussagen bereits aus dem April, betonte Google. Dies sei vor der Anmeldung des Börsengangs gewesen und stelle deshalb aus Sicht des Unternehmens keinen Verstoß gegen geltendes Recht dar. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" ermittelt nun die SEC gegen den Börsenaspiranten.

Google forderte die Aktionäre in der Risikobeschreibung auf, die Aussagen von Page und Brin in dem Männermagazin nicht isoliert zu betrachten, sondern sich auf den umfangreichen Börsenprospekt zu stützen, der alle Risiken aufführe. Insbesondere weist Google darauf hin, dass Aussagen zu dem Gratis-E-Mail-Dienst Gmail, dieser stelle weit mehr Speicherplatz zur Verfügung als Konkurrenten, inzwischen überholt seien. Falsch sei, dass Google nur 1.000 Mitarbeiter habe. Inzwischen seien es 2.292. Die Angabe in dem Artikel unter Berufung auf eine unabhängige Marktforschungsfirma, dass 65 Millionen Menschen in den USA täglich Google nutzten, sei nicht zutreffend, sondern beschreibe eher die monatliche Nutzerzahl.

Einem am Mittwoch veröffentlichten Schriftwechsel zwischen Google und der SEC zufolge hatte das Unternehmen außerdem über Jahre Anteile an Beschäftigte ausgegeben, ohne die Börsenaufsicht darüber zu informieren. Die Firma räumte selbst ein, das Wertpapiergesetz des Bundes sowie 18 weiterer US-Staaten verletzt haben zu können, weil sie dies nicht gemeldet hatte. Das Unternehmen will nun versuchen, die Aktien und Optionen bis September für 25,9 Mio. Dollar zurückzukaufen.

Page und Brin hatten dem Magazin "Playboy" ein Interview gegeben, das in dieser Woche veröffentlicht wurde. Das Aktiengesetz verpflichtet jedoch, sich kurz vor einem Börsengang mit öffentlichen Äußerungen zurückzuhalten.

Der Börsengang ist der größte eines Internet-Unternehmens seit 1995, als die inzwischen im Time-Warner-Konzern aufgegangene Softwarefirma Netscape ihre Aktien an den Markt brachte. Das im Vorfeld gewählte Auktionsverfahren ist kompliziert: Tausende Offerten von Interessenten mit Preisgeboten und Stückzahlen müssen abgeglichen werden. Mit den Aktien in der Hand der Gründer, Mitarbeiter und Altinvestoren hätte Google dann einen Marktwert von bis zu 36,6 Mrd. Dollar. Damit wäre das Internetunternehmen aus dem kalifornischen Mountain View an der Börse mehr wert als der deutsche Versicherer Allianz.

Analysten warnen vor zu großer Euphorie. Die Ratingagentur Standard and Poor's warnte diese Woche, dass die jüngste generelle Abkehr von Technologie- und Internetwerten ein Grund sei, der bei Google "Vorsicht der Anleger rechtfertigt". Analysten von S.G. Cowan warnen in einer Firmenstudie, dass "trotz Googles dominanter Stellung bei bezahlten Suchanfragen erhebliche Risiken bestehen".
(apa)