Tiscali Österreich ist verkauft: Jordan bezahlt 12 Mio. Euro für Internet-Provider

Tiscali Österreich ist endgültig verkauft. Käufer ist der US-Investor Jordan Industries, dessen Tochterunternehmen Air Call bereits 2003 den österreichischen Internetanbieter Nextra übernommen hatte. Jordan Industries bezahlt für die Übernahme 12 Millionen Euro. Die Aktie des Konzerns legte danach um fast sechs Prozent zu.

Im Geschäftskunden-Bereich gelten die Italiener als drittstärkster Internet-Anbieter in Österreich. Bis Jahresende soll das Unternehmen mit Nextra fusioniert werden. Damit überholt Nextra nach eigenen Angaben sogar die bisherige Nummer zwei im heimischen Internet, die UTA.

Hintergrund für den Verkauf von Tiscali Österreich sind die Sparpläne der Konzernmutter. Demnach will Tiscali Unternehmensteile im Ausmaß von 250 Mio. Euro verkaufen. Neben Österreich stehen in den nächsten Monaten auch die Tiscali-Beteiligungen in der Schweiz, in Spanien, Schweden, Norwegen, Dänemark, Südafrika und Tschechien zur Disposition.

Interesse von der Konkurrenz
Tiscali Österreich hat im ersten Halbjahr 2003 einen beträchtlichen Cash Flow erzielt und galt daher als eines der ersten Verkaufsobjekte. Für das Unternehmens sollen sämtliche namhafte Konkurrenten Interesse angemeldet haben, unter anderem der größte heimische Anbieter A-Online (Telekom Austria), die Nummer zwei UTA, sowie eTel und Inode.

Für die meisten Tiscali-Kunden ist der Verkauf an Nextra nicht der erste Provider-Wechsel. Tiscali selbst ist in Österreich in den vergangenen Jahren vor allem durch Zukäufe gewachsen. In seinem größten Deal hatte Tiscali Österreich im Vorjahr rund 15.000 Kunden der EUnet (ehemals: KPNQuest) übernommen, davor hatte das Unternehmen unter anderem bereits Planetone, Liberty Surf, surfEU, Line One, Nacamar/World Online, Merlin und Vianet geschluckt.

Chef muss seinen Sessel räumen
Chef von Tiscali Österreich war bisher der frühere A-Online-Geschäftsführer Dieter Haacker. Mit dem Verkauf ist Haacker aus der Unternehmensführung von Tiscali ausgeschieden. Zukünftige Pläne wollte er am Montagabend noch nicht kommentieren.

Der Verkauf von Tiscali Österreich an Nextra Telekom, eine Tochter des US-Investors Jordan Industries, soll ohne Änderungen für die Kunden abgewickelt werden. "Für Tiscali-Kunden kommt es zu keinen Einschränkungen im täglichen Betrieb", betonte Nextra-Chef Alan Walton am Montagabend in einer Aussendung. Die Fusion von Nextra und Tiscali Österreich soll im vierten Quartal 2004 abgeschlossen werden.

Tiscali setzte im Vorjahr 22 Mio. Euro um
Tiscali hat im Vorjahr 22 Mio. Euro umgesetzt, Nextra rund 10 Mio. Euro. Wie viele Kunden das fusionierte Unternehmen haben wird, wollte Nextra nicht verraten. Nur so viel: Durch den Zusammenschluss entstehe "der größte unabhängige Full-Service-Internet-Provider" (Internetzugang, Content, Hosting, Business-Applikationen) für Firmenkunden. (apa/red)