Tendenz steigend: Jeden Tag zwölf Milliarden Spam-Mails

Aufforderungen zu Sexkontakten, Viagra-Werbung und Kreditangebote greifen wie eine Epidemie um sich. Bei etwa 40 Prozent der elektronischen Post habe es sich 2003 um derartigen Spam gehandelt, schätzt der Verband der deutschen Internetwirtschaft (Eco). Jeden Tag gehen etwa zwölf Milliarden Spam-Mails weltweit auf die Reise. Tendenz steigend.

So werde der Anteil von Spam in diesem Jahr voraussichtlich auf 50 Prozent aller E-Mails steigen, schätzte der Software-Experte Peter Böhm beim "Anti-Spam-Day" der US-Firma Sophos in München. Für 2007 erwarteten die Marktforscher den Höhepunkt der Spam-Flut: Dann seien voraussichtlich 70 Prozent der elektronischen Briefe Werbemails. "Ich sehe da keine Bremse, die Zahl könnte sogar noch höher liegen", sagte Böhm, Geschäftsführer der Software-Firma novirdata. Seit dem Jahr 2000 sei die Spam-Menge weltweit um 600 Prozent gestiegen.

Für den privaten User wie für die Wirtschaft sind Spam-Mails nicht nur ärgerlich, sondern kosten laut Böhm auch viel Geld. Das Löschen der unerwünschten Post richte bei jedem Einzelnen einen Schaden von etwa zehn Euro im Monat an. Die deutsche Volkswirtschaft erleide pro Jahr einen Schaden von rund 2,5 Milliarden Euro, erläuterte Böhm.

Spam kostet Nerven, Zeit und Geld
Für den Absender der Mails allerdings ist Spamming ein lohnendes Geschäft: Nach einer Rechnung Böhms kann ein Spammer schon für 50 Euro eine Million E-Mails verschicken. Wenige Kunden für Viagra oder Kredite reichten dann aus, um aus Spamming ein glänzendes Geschäft zu machen.

Es gibt zwar Programme, die den Spam aus den eingehenden Mails aussondern können. Doch auch die Versender der unliebsamen Post werden kreativer und verstecken ihre Werbeinhalte. "Die Spammer sind sehr erfinderisch, sie sind von Dollars motiviert", sagte der kanadische Sophos-Produktmanager Chris Kraft. Die großen freien Mail-Portale wie Yahoo und Hotmail seien Spammern kaum noch zugänglich.

Einfallsreiche Strategien
Gängige Filter sind laut Böhm kaum in der Lage, HTML-Mails als Spam zu identifizieren. Außerdem verstecken Spammer ihre Werbung oft in einen belanglosen Text, der dann vom Filter durchgelassen wird. Immer beliebter werde auch die Kombination von Computerviren mit Spam, sagte Kraft. Als neueste Erfindung aus dem Reich des Spam habe er einen Newsclip entdeckt, an dem eine Werbemail als Bild angehängt war.

Wer sich von der Dauerberieselung belästigt fühlt, kann technisch wie auch juristisch dagegen vorgehen. Um zu vermeiden, dass Spammer die eigene Mail-Adresse bekommen, sollte man sie im Internet, etwa auf Web-Sites oder in Diskussionsforen, so selten wie möglich preisgeben. "Diese werden von Adress-Verkäufern professionell gescannt", warnte Kraft.

Ist eine Adresse erst bekannt, wird es schon schwieriger, den Strom an Werbung zu stoppen. Dann kann nur noch ein spezielles Spam-Filterprogramm helfen. Programme wie das für Unternehmen entwickelte Sophos-Tool "Pure Message" sind in der Lage, auch HTML-Mails zu lesen, Spam in verschiedenen Sprachen zu enttarnen und den Herkunftsort der Mail zu lokalisieren.

Der Rechtsweg als Ausweg
Schließlich bleibt dem Spam-Geplagten noch der Rechtsweg. "Nach der herrschenden Rechtsprechung ist Spammen verboten", sagte Internet-Rechtsexperte Georg Schröder von PricewaterhouseCoopers. Als Opfer könne man jeden Spammer in Deutschland abmahnen oder auf Unterlassung verklagen. In der Praxis geschehe dies aber wegen der hohen Anwaltskosten eher selten.

Für Unternehmer gibt es ab Sommer ein neues Anti-Spam-Gesetz. Im Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb wird festgeschrieben, dass Werbung per Mail verboten ist, wenn kein ausdrückliches Einverständnis des Empfängers vorliegt.

(apa/red)