Startschuss für Apples Musikbörse iTunes in England, Frankreich und Deutschland!

Der US-Computerbauer Apple will mit seiner erfolgreichen Online-Musikbörse iTunes ab sofort auch den europäischen Markt erobern: Apple-Chef Steve Jobs hat in London den Vertriebsstart in Deutschland, Großbritannien und Frankreich bekannt gegeben. Das Angebot umfasst 700.000 Songs, viele davon sind exklusiv für iTunes.

Apple-Chef Steve Jobs erklärte in London, jeder Song im Online-Shop koste 0,99 inklusive Mehrwertsteuer. Das entspricht in etwa dem Preisniveau von 0,99 Dollar in den USA, wo für die Musikstücke allerdings keine Umsatzsteuer fällig wird. In Branchenkreisen war lange diskutiert worden, ob es dem Apple-Chef gelingt, in Europa einen Stückpreis in dieser Höhe bei der Musikindustrie und den Verwertungsgesellschaften durchzusetzen. Komplette Alben, die in den USA 42 Prozent des Geschäfts ausmachen, sollen in der Regel für 9,99 Euro angeboten werden.

Bezahlung über Kreditkarte
Als Zahlungsmittel wird der Apple-Musicstore in Deutschland vorerst nur Kreditkarten (Visa, Mastercard) akzeptieren. "Wir haben aber auf dem Zettel, dass nicht jeder in Deutschland eine Kreditkarte hat oder im Internet einsetzen will", sagt Eddy Cue, Apple Vice President Applications Division. Einen Zeitpunkt, wann es alternative Zahlungsmöglichkeiten geben wird, nannte das Unternehmen bisher nicht.

Steve Jobs zeigt sich zuversichtlich
Der erfolgreichste Online-Musikdienst der Welt steht jetzt endlich auch für Deutschland, Frankreich und Grossbritannien bereit, sagte Jobs und zeigte sich zuversichtlich: "Dies ist der digitale Musikdienst, auf den Europa gewartet hat."

Exklusive Songs
Die 700.000 Songs kommen von allen fünf grossen Musikunternehmen und vielen Independent Labels. Im Angebot sind auch viele exklusive Stücke von Künstlern wie Anastasia, Ash, The Beastie Boys, Black Eyed Peas, The Corrs, The Darkness, Bebel Gilberto, Herbert Grönemeyer, PJ Harvey, Indochine, Norah Jones, Bob Marley, George Michael oder Moby.

Shop für ganz Europa kommt später
Die drei Länder decken nach den Worten von Jobs 62 Prozent des europäischen Musikmarktes und 23 Prozent des Weltmusikmarktes ab. Später werde ein paneuropäischer Shop eingerichtet, in dem auch die Bürger anderer europäischer Länder online einkaufen können, erklärte Jobs.

70 % Marktanteil in den USA
Der Computerhersteller hält mit seinem im April 2003 zunächst nur in den USA eingeführten Online-Dienst rund 70 Prozent des Marktes für Musik zum Herunterladen. 85 Millionen Songs sollen verkauft worden sein.

Eigentliche Konkurrenz sind Musikpiraten
In einem Interview des "Wall Street Journal" hatte Jobs auf den Erfolg des Online-Musikgeschäfts verwiesen: Das Unternehmen kontrolliere bereits 70 Prozent des legalen Download-Geschäfts, sagte der Apple-Gründer. Von der iTunes-Website sind nach Angaben der US-Zeitung bisher rund 85 Mio. Musikstücke verkauft worden. Die eigentliche Konkurrenz seien jedoch illegale Internetseiten von Musikpiraten.

Vorteil des legalen Downloads: gute Qualität
Im Gegensatz zur Musikindustrie schwingt der Apple-Chef aber nicht die juristische Keule, sondern verweist augenzwinkernd auf das "bessere Karma", das man habe, wenn man die Musik nicht aus dem Internet stiehlt. Außerdem wollen Apple wie die anderen Anbieter von legalen Online-Musikläden die Kunden mit handfesten Vorteilen überzeugen: Denn im Gegensatz zu den Tauschbörsen kann man sich beispielsweise darauf verlassen, dass der komplette Song in einer ordentlichen Qualität übertragen wird.

Napster startete bereits vor einem Monat
Bereits vor knapp einem Monat war der Konkurrent Napster, legaler Nachfolger der einstmals freien und dann verbotenen gleichnamigen Musiktauschbörse, mit seinem Europa-Angebot an den Start gegangen: Unter seinem neuen Namen Napster 2.0 bietet das Unternehmen seit 20. Mai in Großbritannien einen Katalog mit 500.000 Titeln zum Download aus dem Internet an. Insgesamt hat Napster 2.0 nach eigenen Angaben bisher bereits zehn Mio. Musikstücke verkauft. Derzeit gebe es aber "keine konkreten Pläne", auch in anderen europäischen Märkten aktiv zu werden, sagte eine Firmensprecherin. (APA/red)