Sex, Sixpacks, Suizid: Im Internet werden die Grenzen ausgetestet

Im Web gerät so manches außer Rand und Band: Zuletzt sorgten Party-Frauen zum Mieten bei eBay für Aufregung. Häufig werden in Chatrooms sogar Selbstmorde oder Scheidungen angekündigt. Gesellschaftliche Normen könnten sich in der elektronischen Welt nach Einschätzung von Experten weiter auflösen.

"Da entsteht eine neue Kulturlandschaft, die sich in alle Lebensbereiche ausdehnt. Und die Menschen probieren aus, was sie mit dieser Plattform alles machen können", sagt der Direktor des Europäischen Medieninstituts in Düsseldorf, Prof. Jo Groebel.

Das Netz sei unglaublich dynamisch und fege altbackene Ansichten fort. Aber: Das Internet ist auch ein prall gefüllter Verkaufskanal. Und der Rubel rollt am besten, wenn viel nackte Haut gezeigt wird. "Bei allen Vorzügen des Internets sehen wir neue Formen der Prostitution, die die Menschenwürde verletzen", kritisiert der Medienwissenschafter. Damit werde die Frau zum Lustobjekt degradiert.

Für Wirbel sorgten zuletzt sechs Frauen aus dem beschaulichen Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen: Im Online-Auktionshaus eBay versteigerten sich die Girls für stolze 25.050 Euro. Dafür kommt die Gruppe mitsamt einer Kiste Bier zur Party eines anonymen Bieters. Das regte vor allem die Fantasie männlicher User an. Doch die Combo versicherte in Funk und Fernsehen, sie habe garantiert keine sexuelle Absichten.

Es dauerte freilich nur ein paar Stunden, bis leicht bekleidete Trittbrettfahrerinnen bei eBay in Dessous und mit Bierflaschen posierten. Die vier selbst ernannten "Partygranaten" boten den "cellulitefreien Partyspaß".

In Sorge um ihr Image als familienfreundlicher Flohmarkt stoppten die eBay-Macher nach eigenen Angaben inzwischen einige schlüpfrige Angebote.

Etlichen eBay-Nutzern, die einfach nur ihre Briefmarken oder einen Gartenzwerg verkaufen wollen, geht der Wirbel um die Partyfrauen gehörig auf die Nerven: "Haben die eine Schraube locker?", wurde im Forum gefragt. Mit Humor reagierte ein eBay-Mitglied aus Nordrhein- Westfalen. Zur Überschrift "Sexy Partyhuhn - ohne Tabus" stellte er das Foto eines nackten Hühnchens ins Netz (Höchstgebot: 10,57 Euro). (APA/Red.)