Selbst der MI6-Chef ist drauf reingefallen:
Das Gefahrenpotenzial der Falle Facebook

Selbst der MI6-Chef ist drauf reingefallen:
Das Gefahrenpotenzial der Falle Facebook

Die Facebook-Affäre rund um den designierten MI6-Chef Sawers hat nicht nur in Großbritannien der Diskussion rund um den Persönlichkeitsschutz in sozialen Online-Netzwerken neue Nahrung gegeben. Denn so viele Vorteile Facebook, Xing und Twitter auch haben mögen, so leicht können diese Seiten auch zur Falle werden, was den Missbrauch vertraulicher Daten betrifft.

So änderte Facebook im Februar seine Nutzungsbedingungen, um auch nach dem Löschen des Kontos die Daten des Mitglieds weiter verwenden zu dürfen – inklusive Fotos und Videos. Erst nach Protesten wurde diese Regelung außer Kraft gesetzt.

Ebenfalls bekannt: Fälle, in denen Unternehmen ihre Mitarbeiter über Facebook ausspioniert haben. Eine Angestellte einer Schweizer Versicherungsfirma hatte etwa angegeben, wegen Migräne nicht am Computer arbeiten zu können, und sich arbeitsunfähig gemeldet. Als ihr Personalchef Postings entdeckte, die die Dame während ihres Krankenstands gemacht hatte, wurde sie gekündigt.

225 Millionen Nutzer
Trotz solcher Gefahren ist die Faszination von Facebook und Co ungebrochen. Allein Ersteres verzeichnet weltweit mehr als 225 Millionen aktive User – von Aserbaidschan bis Simbabwe. Und die Beliebtheit der größten Online-Plattform für soziale Kommunikation scheint weiter zu wachsen. Allein in Österreich teilen 600.000 Menschen regelmäßig ihr Privat- und Berufsleben via Videos, Fotos und Blog-Einträgen mit anderen Nutzern. Ob der Nachwuchs gerade zur Schule gefahren wird, Regenwetter und Chef nerven, das Fernsehprogramm öde ist oder ein neuer Küchenboden verlegt wurde – keine Information scheint zu unwichtig zu sein, um nicht der weltweiten Community zugänglich gemacht zu werden.

Der Suchtfaktor ist so groß, dass immer mehr Firmen derartige Plattformen für ihre Mitarbeiter sperren. Die Stadt Wien führte jetzt eine Zugangsbeschränkung ein –einzig Beamte, die Facebook zur Ausübung ihrer Tätigkeiten benötigen, erhalten Zugriff. „Die Nutzung der Seiten hatte eine Größenordnung erreicht, die eine Einschränkung erforderlich gemacht hat“, so Rathaus- Sprecher Rudolf Gerlich.

Datenklau im WWW
Auch zahlreiche prominente „Facebooker“ mussten bereits die negativen Seiten des Verlusts der Privatheit kennen lernen. ORF-Wettermann Marcus Wadsak zum Beispiel deaktivierte vor einigen Monaten sein Facebook-Profil. Bis ihn kürzlich Freunde auf die „lustigen Postings von letzter Woche“ ansprachen. Wadsak jedoch hatte Facebook schon lange nicht mehr benützt. Ein anderer Nutzer hatte sich mit dem Namen Marcus Wadsak einen neuen Facebook-Account angelegt – und war unter dem Namen des ORF-Mannes aktiv. Wadsak: „Wenn jemand so simpel unter deinem Namen auf Facebook aktiv werden, irgendwelche Sachen posten oder mit deinen Freunden chatten kann, dann kommt man schon ins Grübeln.“ Glück für Wadsak: Er meldete den User beim Facebook-Administrator – nach drei Tagen war der Fake-Account dann vom Netz.

Die wohl frechste Form des Online-Datenklaus geschah kürzlich in den USA. Bloggerin „Danielle“ bekam eine Mail von einem Freund aus der Tschechischen Republik. Im Anhang: ein Schnappschuss, den der Bekannte von der Plakatwerbung eines Lebensmittelgeschäfts gemacht hatte. Auf dem Werbesujet zu sehen: die Nutzerin aus den Vereinigten Staaten, ihr Ehemann sowie ihre beiden Kinder – jene Aufnahme, die Danielle auf ihrer Facebook-Seite als Profilbild veröffentlicht hat. Der „Umwandlung“ ihres Familienfotos zu einem Werbesujet zugestimmt hatte die Frau nie: „Es ist unheimlich, zu wissen, dass jemand dein Foto stehlen und einfach machen kann, was er will.“ Danielle hat aus dem Fotoklau ihre Lehren gezogen: Zukünftig will sie private Fotos online nur mehr in einer sehr geringen Auflösung veröffentlichen, um eine Nutzung für kommerzielle Zwecke unmöglich zu machen.

MI6-Chef Sawers jedenfalls hat es nicht darauf ankommen lassen und das pikante Facebook-Profil seiner kommunikativen Gattin nach Bekanntwerden des „Badehosen“-Skandals löschen lassen – von seinen zukünftigen Geheimdienstmitarbeitern.

Sandra Wobrazek, Nana Siebert

Wie Sie mit Facebook und Co. richtig umgehen, erfahren Sie in der NEWS-Printausgabe 28/09!