Sehnsucht im WWW: Immer mehr Senioren suchen die Liebe per Internet-Dating!

Sie suchen Liebe, Abenteuer oder schlicht Sex, schummeln beim eigenen Alter, bei Aussehen und Einkommen - und unterscheiden sich somit auch sonst wenig von den üblichen Benutzern der zahlreichen Partner- und Dating-Seiten im Internet. Am Tag danach schreiben sie Horror-Stories, etwa über das Überraschungs-Date, das in Wirklichkeit gleich 20 Jahre älter war als in der Kontaktanzeige, oder begeisterte Erzählungen von der "Liebe auf den ersten Klick", die innerhalb kürzester Zeit vor den Traualtar führte.

Doch auf die Suche nach schützenden Emotionen und den Kampf gegen drohende Einsamkeit begeben sich nicht nur Teenager, junge Erwachsene oder die berühmten "30-somethings", sondern zunehmend auch Menschen weit jenseits der Lebensmitte.

In den USA versuchen bereits mehr als eine Million Männer und Frauen im Pensionsalter ihr privates Glück im World Wide Web zu finden. Alleine im vergangenen Jahr ist die Zahl der registrierten Singles ab 65 Jahren auf der populären Seite Match.com um 122 Prozent gestiegen. Auch wenn Freunde, Verwandte und Arbeitsplatz für Ältere noch immer die häufigste Gelegenheit für neue Kontakte bieten, so macht das Internet bereits der Kirche als Ort zur "Partnervermittlung" ernsthaft Konkurrenz.

Viagra als Antriebsmittel
Dabei wird der Trend durch die neuen Möglichkeiten der Medizin angeheizt: Die in den USA als "Wunderpille für Ältere" beworbenen Potenz-Mittel wie Viagra ermutigen offenbar viele Männer sich wieder auf die Pirsch zu begeben. Auch die allgemein steigende Lebenserwartung und die Verbreitung von Breitband-Internet habe zum Boom beigetragen, schreibt die "Los Angeles Times". Immerhin seien 7,5 Prozent der Seniorinnen und Senioren bei Pensionsantritt geschieden, und rund ein Drittel im Pensionsalter verwitwet - und viele wollten die verbliebenen Lebensjahrzehnte gemeinsam mit einem Partner oder einer Partnerin genießen.

Ähnliche Interessen wichtiger als Romantik
Dabei herrschen im Internet offenbar die gleichen Prinzipien wie auch im "richtigen Leben": Ähnliche Interessen seien den Senioren oft noch wichtiger als Romantik - schließlich suchten viele jemanden zur gemeinsamen Gestaltung der oft reichlich vorhandenen Freizeit. Die meisten Männer suchten in der Zielgruppe der wesentlich jüngeren Frauen - was angesichts der unterschiedlichen Alterspyramide der Geschlechter den "verfügbaren Männer-Pool" für ältere Frauen eher einschränke.

Doch auch die Seelenverwandtschaft zähle - manchmal fänden einander Senioren mit sehr ähnlicher Lebenserfahrung, die etwa an der selben Universität studierten oder in ihrer Jugend ähnlich harte Bedingungen spürten, zu einer neuen harmonischen Beziehung.

Kinder mischen sich in Partnerwahl ein
Da die Senioren schon über einige Abgeklärtheit verfügten, gingen sie die Partnersuche oft sehr systematisch an und ließen sich nicht vom ersten Eindruck durch ein attraktives Foto blenden. Manchmal mischten sich allerdings die Kinder in die Partnerwahl der Eltern ein - die Motive reichten von Beschützer-Verhalten bis zur Furcht vor dem möglichen Verlust des Erbes.

Ein Schock, der Teenagern nicht passieren kann, bleibt einigen Älteren offenbar nicht erspart: Wenn der Computer nach genauer Erforschung von Vorlieben und Abneigungen als "Idealpartner" den ehemaligen Ehegespons auswählt, der ebenfalls am PC eifrig auf der Suche nach einem neuen Gegenüber ist... (apa/red)