Radikalkur soll Internet-Dienstleister Pixelpark retten

Der zum Bertelsmann-Konzern gehörende deutsche Internet-Dienstleister Pixelpark gerät immer tiefer in die Krise. Von den derzeit noch 250 Mitarbeitern in Deutschland sollen mehr als 200 entlassen werden, wie am Samstag in Unternehmenskreisen bestätigt wurde. Die Berliner Zentrale solle ganz geschlossen werden. Hauptsitz werde künftig Köln sein. Einen offiziellen Kommentar zu diesen Plänen lehnte das schwer angeschlagene Unternehmen ab. Firmensprecherin Sabine Klisch bestritt jedoch, dass eine Insolvenz bevorsteht.

Der einstige Börsen-Liebling Pixelpark ist bereits seit längerer Zeit massiv unter Druck. Trotz einer Reihe von Entlassungen und der Aufgabe von Geschäftsaktivitäten gelang es Firmengründer Paulus Neef nicht, die Verluste unter Kontrolle zu halten. Mehrere Versuche, das Unternehmen als Ganzes zu verkaufen, brachten keinen Erfolg. Weltweit zählt Pixelpark derzeit noch etwa 450 Beschäftigte. In Deutschland gibt es Niederlassungen in Berlin, Hamburg und Köln. Im vergangenen Jahr hatte Pixelpark 86 Mio. Euro Verlust gemacht. Auch in diesem Jahr wird es wieder rote Zahlen geben.

Nach Informationen des Berliner "Tagesspiegels" sollen die verbleibenden 40 Beschäftigten überwiegend am Standort Köln arbeiten. Die Standorte in Österreich und in der Schweiz sollen vom Stellenbau ausgenommen bleiben. Pixelpark-Sprecherin Klisch lehnte einen Kommentar ab. "Es sind schon genügend Gerüchte im Umlauf." Erst bei Vorlage der neuen Quartalszahlen am 29. November werde es eine Stellungnahme geben. Sie fügte jedoch hinzu: "Alles Gerede, was eine Insolvenz angeht, dementieren wir." Auch Mehrheitseigner Bertelsmann lehnte eine Stellungnahme ab.

Insolvenz-Vorbereitung
Trotz des Dementis der Firmensprecherin bereitete sich der Betriebsrat schon auf eine Insolvenz vor. "Wir haben alle Szenarien in Planspielen durchgespielt", sagte Betriebsratschef Markus Kempken der dpa und fügte hinzu: "Die meisten Kollegen sind in Panik." Wer könne, sehe sich nach einem neuen Job um, sagte Kempken.

Die Krise bei Pixelpark hatte sich vor einigen Tagen durch den überraschenden Rücktritt von Aufsichtsratschef Jürgen Richter verschärft. Richter war erst Anfang dieses Jahres an die Spitze des Kontrollgremiums berufen und als Sanierer geholt worden. Der frühere Vorstandschef des Axel Springer Verlages war zuletzt auf Käufersuche für den Bertelsmann-Anteil von rund 60 Prozent.

Nach dpa-Informationen benötigt Pixelpark eine neue Finanzspritze von mehr als 10 Mio. Euro. Dazu ist Bertelsmann offenbar nicht mehr bereit. Bertelsmann hatte erst Ende Juni einen Forderungsverzicht auf ein an Pixelpark vergebenes Darlehen von 40 Mio. Euro ausgesprochen. Ohne diese Stützungsmaßnahme hätte Pixelpark das rasche Aus gedroht.