Radikaler Kehraus bei MySpace: Webportal
streicht knapp Hälfte seiner Stellen weltweit

Das US-Onlinenetzwerk MySpace will knapp die Hälfte seiner Stellen streichen. Eine "bedeutende organisatorische Restrukturierung" mache die Streichung von 47 Prozent aller Stellen des Unternehmens nötig, teilte MySpace-Chef Mike Jones in einer Erklärung mit. Diese Entscheidung betreffe etwa 500 Arbeitsplätze weltweit. Die Internet-Plattform werde sich als Treffpunkt und Informationsquelle für kulturinteressierte Menschen unter 35 Jahren neu positionieren und damit ihre Aktivitäten einschränken und vereinfachen.

   Im Zuge des Umbaus wird die für MySpace Deutschland zuständige Fox Interactive Media Germany GmbH zu Ende Februar komplett geschlossen. Auch das Geschäft in Großbritannien und Australien ist von der Sparaktion betroffen. Jones argumentierte, das neue MySpace müsse sich von Strukturen der Vergangenheit trennen, um den Weg zu Wachstum und Gewinn freizumachen.

Von Facebook überrundet
Die Unternehmensgruppe News Corporation des Medienmoguls Rupert Murdoch hatte MySpace 2005 zum Preis von 580 Millionen Dollar (450 Millionen Euro) gekauft. Seitdem wurde das Internet-Unternehmen von dem Online-Netzwerk Facebook deutlich überholt, das mittlerweile fünf Mal so viele Nutzer wie MySpace hat und dreistellige Millionengewinne einfährt. Im November hatte der News-Corporation-Manager Chase Carey erklärt, MySpace blieben nur ein paar Quartale und nicht mehrere Jahre lang Zeit, um seine Überlebensfähigkeit zu beweisen. "Wir wollen Geschäftszahlen sehen, die sich in die richtige Richtung entwickeln, und einen deutlichen Weg hin zu Rentabilität", sagte Carey.

Im Jahr bis Juni 2010 habe MySpace knapp unter 100 Mio. Dollar (77,2 Mio. Euro) Verlust erwirtschaftet, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Analyst Alan Gould von Evercore Partners sagte daher bereits das Ende von MySpace für diesen Sommer vorher, falls sich die Finanzlage nicht entscheidend verbessere.

Entlassungen "hart, aber notwendig"
MySpace-Chef Jones erklärte nun, die geplanten Massenentlassungen seien zwar "hart, aber notwendig". Sie seien "beschlossen worden, um dem Unternehmen einen klaren Weg zu dauerhaftem Wachstum und Rentabilität zu geben". Jones verwies zugleich auf positive Entwicklungen: Seit dem Relaunch der MySpace-Website im Oktober habe das Netzwerk 3,3 Millionen neue Nutzer hinzugewonnen. Außerdem habe es im November und Dezember bei den Nutzern, die die Plattform via Handy besuchen, eine Zuwachsrate von vier Prozent gegeben. MySpace hat laut Jones derzeit mehr als 100 Millionen Nutzer, davon die Hälfte in den USA.

(apa/red)