Potenz aus dem Web: So simpel kommt man im Internet an Viagra und Co.

Potenz aus dem Web: So simpel kommt man im Internet an Viagra und Co.

Viagra in drei Tagen. Viagra - die viel gepriesene Wunderpille für die Manneskraft. Kurbelt die Libido an, hilft gegen Potenzschwäche. In Österreich ist Viagra nur gegen Verschreibung vom Arzt erhältlich - im Web aber mit wenigen Klicks bestellt. Geliefert wird binnen drei Tagen. Fast schneller als eine Buch-Order beim Versandriesen Amazon.

Trotzdem schwer illegal. Denn der Import von Arzneimitteln für den Eigenverbrauch ist in Österreich verboten, wird mit Strafen von bis zu 7.260 Euro geahndet. Doch mit der Verbreitung des Internets erhält auch hierzulande ein illegaler Wirtschaftszweig Aufschwung, gegen den die Behörden weitgehend machtlos sind, wie Karl-Heinz Tscheppe, stellvertretender Leiter der Zollbehörde im Finanzministerium, freimütig eingesteht. Allein in den letzten zwei Jahren gingen den Behörden illegal geschmuggelte Arzneimittel im Wert von rund 1,6 Mio. Euro ins Netz. Die Dunkelziffer liegt freilich weit höher.

500.000 Patienten in Österreich. Besonders beliebt sind potenzsteigernde Mittel wie Viagra, die via Internet anonym und ohne den oft als peinlich empfundenen Arztbesuch erworben werden können. Auch in Österreich, wo laut Expertenschätzungen 500.000 Männer an "erektiler Dysfunktion", vulgo Impotenz, leiden.

E-MEDIA machte den Test: Wie simpel kommt man an rezeptpflichtige Potenzmittel per Klick? Was kosten sie - und wie schnell wird geliefert? Wir bestellten bei vier Anbietern Viagra, hergestellt vom Pharmakonzern Pfizer. Bei zweien die neue Potenzpille Cialis von Hersteller Bayer - und einmal Levitra, Erektions-Helferlein vom Pharmakonzern Eli Lilly (Ironie am Rande: Mehrheitseigentümer des Mitentwicklers Icos ist Microsoft-Boss Bill Gates). Das Ergebnis:

* Von den sieben getesteten "Online-Apotheken" lieferten in 14 Tagen nur schlappe drei. Und das, obwohl die meisten Web-Anbieter mit Lieferzeiten von maximal 48 Stunden werben.

* Die Nachwehen des virtuellen Bestellvorgangs sind trotzdem merkbar: In Form widerlicher Viagra-Spam-Mails, die seitdem die Mailboxen der gesamten E-MEDIA-Redaktion fluten. Der Grund: die bei Besuch der Pages via Spyder-Programm ausgelesene IP-Adresse.

* Alle drei Lieferungen (1-mal Viagra, 2-mal Cialis) wirkten überaus dubios: Beipackzettel mit Angaben zu Nebenwirkungen waren auf einem weißen Blatt kopiert, auf Spanisch gehalten - oder fehlten völlig. Nur ein Anbieter - Getpharma - sandte Cialis-Tabletten in zwar spanischer, aber doch zumindest Originalverpackung zu.

"Hochgradig unseriös", so Max Wellan, Vizepräsident der österreichischen Apothekerkammer. "Wer diese Tabletten einnimmt, geht ein Risiko ein wie beim russischen Roulette."

* Größte Überraschung: der Preis. Keine Spur von Dumping und Sonderangeboten. Viagra-Euroshop.com etwa lieferte die Pillen binnen drei Tagen - verlangte aber mit 119 Euro für vier Viagra-Tabletten à 100 mg fast das Doppelte des normalen Apothekenpreises (68,40 Euro). Auch Viagraapotheke.com (lieferte nicht) lukriert immerhin satte 100 Euro für vier Pillen.

Eine Analyse der von E-MEDIA georderten Viagra-Tabletten durch das österreichische BIFA (Bundesinstitut für Arzneimittel) ergab: Die Pillen entsprechen tatsächlich Viagra in der vom Pharmakonzern Pfizer hergestellten Form - leichte Gewichtsunterschiede deuten aber trotzdem auf einen illegalen "Nachbau" hin. BIFA-Abt.-Leiter Andreas Mayerhofer: "Auf den ersten Blick kann nicht einmal der Spezialist erkennen, ob es sich bei Arzneimitteln aus dem Internet um Fälschungen handelt."

"Durch diese Fälschungen erhält der Webhandel mit Arzneimitteln eine neue Dimension", sagt BIFA-Abt.-Leiter Andreas Mayerhofer. Wurden Viagra und Co von Fälschern zunächst auch optisch möglichst genau nachgebaut (inklusive eingeprägten Logos des Original-Herstellers), so werden die Tabs jetzt im Web ganz offiziell als Generic Viagra - also "Viagra-Nachbauten" - angeboten.

Dabei werden die bei Verunreinigung der Pillen herrschenden, im schlimmsten Fall sogar lebensbedrohenden Gesundheitsrisken für den User in Kauf genommen. Denn die Anbieter sind kaum dingfest zu machen. Wie auch der E-MEDIA-Test ergab. Keine (!) der getesteten Firmen existiert unter der auf der jeweiligen Website angegebenen Adresse.

Die ganze Story lesen Sie in E-MEDIA 18/2004!